JP Motorsport 2022 in der GT-WCE

jpmotorsport2Die deutsch-polnische McLaren-Mannschaft JP Motorsport konzentriert ihr Engagement 2022 auf die Fanatec GT World Challenge Europe Endurance Cup powered by Amazon Web Services (kurz FGTWCEEC by AWS) aus. Dort sollen 2 McLaren 720 S GT3 zum Einsatz kommen. Nun hat das in Erkelenz stationierte Team die Besatzungen für die Langstreckenserie bekannt gegeben.

In der Pro-Klasse soll einer der beiden McLaren mit dem von Mercedes abgewanderten Monegassen Vincent Abril, ex-Lamborghini-Werkspilot Dennis Lind und dem ehemaligen Peugeot-LMP-Werkspiloten Christian Klien . Der Österreicher Klien ist bereits seit der vergangenen Saison Stammfahrer im Team von Teammanager Patryk Krupinski, der sich den zweiten Wagen in der Pro-Am Klasse mit Maciej Blazek und dem 17-jährigen Joel Mesch teilen wird.

Projektleter Markus Specht gab in der vom Team dazu veröffentlichenten Meldung an das das SRO-Programm nicht das einzige Engagement für 2022 bleiben könnte: „Der Wechsel in die Fanatec GT World Challenge Europe Powered by AWS ist für das Team der perfekte nächste Schritt. Nach den Programmen in der International GT Open und der DTM bieten die Rennserien unter der Leitung der SRO Motorsports Group nicht nur den härtesten Wettbewerb der Welt, sondern auch verschiedene, skalierbare Optionen je nach Bedarf oder je nach Interesse des Fahrers und der Finanzierung der Programme. So kann beispielsweise der Fokus innerhalb der GT World Challenge auf die Sprint- oder Langstreckenrennen mit einem dritten Fahrzeug gelegt werden. Darüber hinaus ist das ADAC GT-Masters ein mögliches zusätzliches Betätigungsfeld, da es mit keiner Veranstaltung der GT World Challenge kollidiert. Auch die Rennen der Intercontinental GT Challenge könnten ein Thema werden. Wir sprechen derzeit mit Fahrern und Sponsoren darüber, und sind offen für alle Interessenten, die sich bei uns melden...."

jpmotorsport1Auch Teammanager Patrick Krupinski unterstrich das die Zukunft des Teams, das sogar mit der Anschaffung eines dritten McLarens liebäugelt, nicht in der DTM liegen würde: "Wir haben bereits an Rennen der Fanatec GT World Challenge powered by Amazon Web Services 2020 und 2021 teilgenommen und waren sehr beeindruckt von dem professionellen Umfeld, der Organisation und natürlich den Rennen, die jedem Team alles abverlangen. Wir haben in diesem Jahr in der DTM auf hohem Niveau viel lernen können. Allerdings war uns relativ früh klar, dass unsere Zukunft nicht nur in dieser Serie liegen wird. Das Veranstaltungskonzept ist nicht perfekt und macht es für ein Team wie uns schwierig, einen guten Business Case dafür aufzustellen. Außerdem hat man als Einzelkämpfer einen Nachteil gegenüber einem Feld von beispielsweise 8 Mercedes-AMGs, die im Kundensportbereich zusammenarbeiten."

Mit dem SRO-Engagement steht somit auch mit dem darin enthaltenen 24 Stunden Rennen von Spa-Francorchamps ein erster 24h-Event für die Erkelenzer Mannschaft an. Ein potentiell ins Spiel gebrachter GT-Masters-Einsatz mit dem spektakulären McLaren würde auch diese Serie um einen weiteren Exoten bereichern.

United holt Jarvis zurück in die WEC

unitedautosports2019fujiUnited Autosports setzt ab der kommenden Saison 2 Oreca in der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft ein. Für das zweite Fahrzeug hat man nun die ersten Piloten benannt. Neben dem erst 15 jährigen Briten Josh Pierson wird ex-Audi-Werkspilot Oliver Jarvis einen der beiden LMP2 des anglo-amerikanischen teams pilotieren. Jarvis letzter Einsatz in der WM datiert aus 2019 als er in Fuji den verhinderten Paul di Resta im Oreca der Mannschaft vertrat (Bild). 2017 bestritt er mit dem chinesischen Jackie Chan DC-Racing Team seine letzte volle WEC-Saison. Im Jahr zuvor hatte er sein letztes Werksengagement mit Audi absolviert.

Den zweiten Wagen mit der #22 werden Phil Hanson, Filipe Albuquerque und Will Owen pilotieren. Der letzte noch freie Sitz in den beiden Orecas soll noch diese Woche offiziell vergeben werden.

Entropy Racing EVSR

thunderhill2021entropyracingBei den vergangenen 25h von Thunderhill (wir berichteten) gab es eine Premiere zu bestaunen die man eigentlich eher beim 24 Stunden Rennen von Le Mans als Garage 56-Projekt erwartet hätte: neben den zahlreichen Tourenwagen und Sportprototypen startet auch ein äusserlich unauffälliger Sports Racer der komplett auf einen batterieelektrischen Antrieb setzte. Zwar war dies nicht der erste Einsatz dieser Art – in Le Mans hatte der von einem Seriell-Hybrid-Motor betriebene Nissan Zeod RC bereits 2014 eine mit viel Marketing-Aufwand und wenig zählbaren Ergebnissen versehene Premiere eines Elektroautos bei einem 24h-Rennen „gefeiert“. Doch die beim amerikanischen Langstreckenklassiker antretende Entropy Racing Mannschaft zeigte, das solch ein Einsatz nicht nur pragmatischer, sondern auch deutlich wegweisender und dabei auch noch erfolgreicher ablaufen kann als seinerseits der mit viel Marketing-Tam-tam und hohen Kosten absolvierte Le Mans Einsatz von Nissan, die seinerzeit noch nicht mal ein reines E-Fahrzeug an den Start brachten.

entropyracingteamIm Unterschied zum Nissan, der das Rennen 2014 nach sage und schreibe 20 Minuten und 5 absolvierten Runden (gut 68,1km) mit technischen Problemen beendete, schaffte das bereits seit einigen Jahren mit seinen Elektro-Prototypen engagierte Team um die Piloten Todd Reid, Charlie Greenhaus, John Early, und Jeff Filipkowski trotz einer 7 stündigen Rennunterbrechung wegen Nebels eine Renndistanz von 346 Runden, was auf der 4,828km langen Strecke eine Gesamtdistanz von 1038 Meilen oder 1670 km entsprach. Damit kam das Team aus Pennsylvania unter 36 startenden Mannschaften als 29.te ins Ziel. Hätte man 24 Stunden durchfahren können, dann wären mit dem kleinen E-Prototyp sogar über 2300km möglich gewesen.

Doch noch sensationeller wie die zuverlässig absolvierte Distanz waren die Standzeiten des Elektromobils. Denn statt langer Ladezeiten wurden die beiden 13kW-Batterie-Packs die links und rechts vom Fahrer angeordnet waren bei den alle 67 Kilometern anstehenden Stopps innerhalb von knapp 2 Minuten per „Hot Swap“-Technik einfach ausgetauscht. Laut Angaben von Pilot und ChefIngenieur Charlie Greenhaus wurde diese Technik, die den einzigen pragmatischen Ansatz für die Einführung elektrisch angetriebener Wagen in den Langstreckensport darstellt, damit zum ersten Mal in einem 24h-Wettbewerb angewendet.

Greenhaus war auch so freundlich gegenüber GT-Eins weitere Details zum Wagen und seiner Technik zu erläutern:

„Unsere ersten Fahrzeuge für das rein elektrische EVSR-Projekt nutzten noch alte Renault-Sport-Karosserien und Chassis und ähnelten noch eher einem Sports-Racer. Wir haben damit unser Konzept entwickelt. Das Chassis der 2. Generation sieht zwar äusserlich noch wie ein Spec-Racer aus aber wir haben bereits viele Änderungen bei der Käfig- und Sicherheitsstruktur vorgenommen, sowie eine andere Sitzposition, Seitenstruktur und Antriebsstranganordnung verbaut. Die Gen 2-Karosserie ist komplett von uns selbst entworfen worden und das Chassis hat außer der Aufhängung wenig mit einem SRF gemeinsam. Hier in Thunderhill hatten wir entgegen der Angaben der Nennliste unser aktuellstes 2021´er Chassis (#2-003) eingesetzt, das erstmals im September zum Einsatz kam als wir eine SCCA-Meisterschaft damit gewannen.“

thunderhill2021entropyevsrAuch zur Technik äusserte sich Greenhaus: „Bei den Batterien haben wir eher auf die Sicherheit gesetzt. Statt möglicher Lithium-Ionen Zellen haben wir Lithium-Eisenphosphat-Akkus verwendet, da diese eine höhere Stabilität und eine deutlich reduzierte Brandgefahr bei Crashs oder Reifenschäden besitzen. Das geschah auch um die Genehmigung verschiedener nationaler und regionaler Sportbehörden zu erhalten. LFP-Zellen sind zwar schwerer, aber wir waren der Meinung, dass die Sicherheit wichtiger ist. Bei den Zellen handelte es sich um kommerziell erhältliche Akkus für den Heimwerker-Bedarf mit einer Gesamtkapazität von 25 kWh. Im Wagen sind beim Motor dafür 3 Modi abrufbar – einer mit 140PS Leistung für Langstreckenrennen, ein 180 PS-Modus für Sprintrennen und ein sogenannter „Party-Modus“ den wir bei Bergrennen oder sehr kurzen Sprintrennen einsetzen und der 225 PS erlaubt.“

thunderhill2021evsr LMP3Gerne würde Greenhaus die Technik auch auf grösserer Bühne und mit stärkeren Wagen präsentieren wie er auf unsere Nachfragen in Richtung LMP3 oder gar „Garage 56“ äusserte. „Das sind alles Projekte die von einer entsprechenden Finanzierung abhängen. Wir wissen, wie es geht, wir brauchen nur die Mittel, um es zu verwirklichen. Die Technik ist bereits vorhanden. Ich glaube, dass es machbar ist, und wir haben die Erfahrung, es mit den richtigen Partnern zu tun. Wir haben jedenfalls in Thunderhill meines Wissens nach nicht nur ein konkurrenzfähiges Finish eines batterie elektrischen Wagens inmitten eines Feldes konventioneller Konkurrenten bei einem Langstreckenklassiker erreicht, sondern auch den ersten Batteriewechsel, während eines laufenden Wettbewerbs in der Boxengasse demonstiert. Mit anderen Worten, das dürfte eine weltweite Premiere gewesen sein, wenn ich mich nicht irre.“

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