Analyse der 24h von Spa

Das 24 Stunden Rennen von Spa-Francorchamps ist zwar schon längst wieder Geschichte – dennoch wollen wir uns für einen Augenblick in die Analyse-Ecke begeben. Der Einfachheit halber ziehen wir hier nur die Top-Teams aus dem „Pro Cup“ heran.

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Vergleicht man nur die schnellsten Rundenzeiten (ein Klick auf die oben abgebildete Grafik vergrössert diese), so bekommt man den Eindruck, dass Audi, BMW und Mercedes-Benz auf Augenhöhe um den Sieg gekämpft haben. Bernd Schneider hat im HTP-Motorsport-Mercedes SLS AMG GT3 mitten in der Nacht die schnellste Rundenzeit gedreht. Wirft man einen Blick auf unsere Rundenzeitengrafik (leider ohne Fahrervergleich, dafür stehen nicht genügend Daten zur Verfügung), so wird schnell deutlich: Der Mercedes-Benz konnte nicht mit der Konkurrenz Schritt halten. Auch eine ausgewogenere Besatzung der beiden Top-SLS von HTP-Motorsport hätte keine Besserung gebracht. Dem besten Mercedes-Benz (#84) fehlten im Schnitt 0,7 sek/Runde.

Vergleicht man die gleich 4 starken Audis untereinander, dann kommt man zu dem Schluss, dass die Siegerbesatzung mit Laurens Vanthoor, Markus Winkelhock und René Rast von den Top-Zeiten nicht weit weg von den hausinternen Wettbewerbern war – doch die Summe an Rundenzeiten im Bereich von 2:22 min und darunter beeindruckt. Der Le Mans-Audi von Marcel Fässler, André Lotterer und Benoit Tréluyer zeigte die schlechteste Performance des Audi-Spitzenquartetts. Man muss den Piloten allerdings zugutehalten, dass bis auf Marcel Fässler vergleichsweise geringe Erfahrung mit GT3-Fahrzeugen vorliegt. Der Sainteloc-Audi war im Schnitt der 100 schnellsten Rennrunden genau auf einem Niveau mit der #3 und dem besten BMW.

Aus dem BMW Z4 GT3-Duo von Marc VDS Racing blieb nach dem Auffahrunfall von Dirk Müller am Samstagabend nur noch eine bayerische Waffe übrig. Das Trio Lucas Luhr, Dirk Werner und Marcus Palttala hat sich stark präsentiert und der Belgier Palttala mit unerwartetem Speed überzeigt, doch die Spitzenzeiten konnte man im Rennen kaum mitgehen. In der Nacht hat die belgische Mannschaft zwar aufgedreht, doch der Sieger-Audi #1 konnte die Zeiten sofort kontern. Vergleicht man die 100 schnellsten Rennrunden der beiden Erstplatzierten, dann hat die BMW-Crew 0,472 sek/Runde auf die siegreiche Mannschaft verloren. Nimmt man die Runden bis zur 19. Rennstunde her (vor dem Sensordefekt am BMW – ca. 80% der Renndistanz) und vergleicht die 80 schnellsten Rennrunden, dann verringert sich die Differenz der Durchschnittszeiten um eine Zehntel auf 0,378 sek/Runde. Nicht viel, dennoch auch bis hierher ein Vorteil für Audi.

Audi lag also bei den gesamten Rundenzeiten vorne – doch was zeigen die Sektorzeiten? Sektor 2 geht an BMW: Das Auto mit dem meisten aerodynamischen Abtrieb zeigt wie es geht, liegt 0,2 sek vor Audi #1. Sektor 3 mit einer Mischung aus schnellen Kurven und der langen Geraden vor und nach Blanchimont geht an Audi #1 mit 0,2 sek vor BMW. Ein Patt, wäre da nicht noch der erste Sektor mit dem langen Vollgasstück von La Source bis Les Combes (Ok, in Eau Rouge wird das Gaspedal gelupft): alleine hier macht Audi 0,4 sek auf BMW gut – in jeder Runde!

Also wollen wir uns noch die Topspeedwerte anschauen, hier der Durchschnitt der 10 Bestwerte: Die Anwärter auf den Gesamtsieg liegen alle gleichauf, BMW etwas hinterher, McLaren leicht vorweg. Hier lässt sich auch am besten erklären, wie Audi die Balance of Performance-Änderung vor dem Rennen geholfen hat: der vergrößerte Restriktor sorgt für ordentlich zusätzliche Leistung. Während man in den bisherigen Läufen der Blancpain Endurance Serie noch das nachsehen gegenüber der Konkurrenz hatte, so spielt man nun vorne mit und kann dennoch die starke Performance im kurvigen Streckenteil ausnutzen. Die anderen Marken liegen etwa auf dem Niveau der Topspeeds des vergangenen Jahres, während die Rundenzeiten um mehr als eine Sekunde pro Runde gefallen sind.

 

Bleibt die Frage: Warum konnte BMW in der Nacht den Rückstand auf Audi verkürzen? Die Antwort ist einfach, obwohl auf den ersten Blick nicht ersichtlich: Die in der Vergangenheit eingeführte Regel, das pro Stint nur 65 min absolviert werden dürfen hat Audi zwar geholfen. Dennoch fehlte der siegreichen Audi-Mannschaft (26 Runden) eine Runde auf den Marc VDS-BMW (27 Runden). Das 65 min-Fenster konnte Audi nicht ganz nutzen. Zum Rennende hin waren gar nur 22-24 Runden möglich. BMW hingegen ist regelmäßig 27 Runden gefahren – und hat offensichtlich dabei den Benzintank nicht trockengefahren.

Position Team Fahrzeug Schnitt
1 #1 WRT Audi R8 LMS Ultra 269 km/h
2 #77 Marc VDS BMW Z4 GT3 265 km/h
3 #3 WRT Audi R8 LMS Ultra 268 km/h
4 #26 Sainteloc Audi R8 LMS Ultra 268 km/h
5 #86 HTP Motorsport Mercedes-Benz SLS AMG GT3 269 km/h
6 #84 HTP Motorsport Mercedes-Benz SLS AMG GT3 269 km/h
7 #63 Black Falcon Mercedes-Benz SLS AMG GT3 269 km/h
8 #2 WRT Audi R8 LMS Ultra 269 km/h
9 #7 Bentley Bentley Continental GT3 268 km/h
10 #75 ISR Racing Audi R8 LMS Ultra 267 km/h
11 #8 Bentley Bentley Continental GT3 266 km/h
dnf #19 Black Falcon Mercedes-Benz SLS AMG GT3 270 km/h
dnf #44 Oman Racing Aston Martin Vantage GT3 265 km/h
dnf #98 ART McLaren MP4-12C GT3 271 km/h
dnf #66 Marc VDS BMW Z4 GT3 263 km/h
dnf #99 ART McLaren MP4-12C GT3 271 km/h
dnf #85 HTP Motorsport Mercedes-Benz SLS AMG GT3 266 km/h
dnf #101 von Ryan McLaren MP4-12C GT3 269 km/h

Errechnet man den Durchschnitt der Zeiten des ersten Sektors (inkl. Boxenhalt) nach den Stopps mit normaler Länge, so hat BMW hier 10 sek(!) gutgemacht – bei jedem Boxenhalt. Teilt man die 10 sek Zeitgewinn/Stopp durch die 0,472 sek. Zeitverlust pro Runde, dann braucht Audi 21 Runden, um die Zeit wiedergutzumachen – und muss kurz später wieder bei der Boxenmannschaft vorbeischauen, während BMW eine Runde weiterfährt und sich so einen Boxenstopp im Rennen sparen kann (was noch einmal 120 sek entspricht).

Wir haben also ein Duell gesehen zwischen Speed und Effizienz. Hätte BMW nicht den Sensordefekt und somit den Verlust der Traktionskontrolle und des ABS nicht erleiden müssen… Audi hätte in den letzten Stunden noch mehr pushen können… Hätte, hätte, Fahrradkette – all das zählt aber nicht. Gewonnen hat die Mannschaft, die fehlerfrei die Distanz absolviert hat und dabei den besten Teamspeed gezeigt hat.

Und die anderen Marken? Mercedes-Benz konnte zwar im ersten Sektor punkten, verlor jedoch viel Zeit im zweiten. Man war einfach nie in der Lage um den Sieg mitzufahren. McLaren hat sich mittels Unfälle und technische Defekte selbst geschlagen. Aber auch hier hat der Speed aus den ersten Läufen des BES gefehlt. Bentley kann mit dem ersten 24 Stunden Rennen zufrieden sein. Zwar sehen die Positionen 9 und 11 nach zwei Siegen in der Blancpain Endurance Serie nicht danach aus, doch die Rundenzeiten zumindest der #7 waren auf gutem Niveau, und auch die Zuverlässigkeit hat über weite Teile des Rennens gepasst. Aston Martin konnte nie annähernd die Zeiten der Spitze halten.

Schultis und van der Zande mit Klassensieg No.2

roadamerica_podium.jpgMirco Schultis und Renger van der Zande haben beim 10. Lauf der Tudor-USCC-Serie dem Rennen in Elkhard Lake (der Link führt zum noch im Aufbau befindlichen Rennbericht auf unseren Seiten) nach dem Sieg in Laguna Seca den zweiten Klassensieg in der LMPC-Klasse erzielen können. Die beiden Starworks-Mishumotors-Piloten überquerten beim 2 h 45 min langen Lauf auf der längsten Strecke des Kalenders, der 6,5 km langen "Road America" bei Elkhard Lake (Wisconsin) die Ziellinie auf der Gesamt-6.ten Position im 48 Autos starken Fahrerfeld. Dabei konnte Ex-DTM-Pilot van der Zande im Martini-farbenen Oreca-LMPC einen hauchdünnen Vorsprung von nur 0,415s vor dem nächsten Klassenkonkurrenten über die Ziellinie retten.

Nach 2 Ausfällen bei den letzten beiden Rennen in Watkins Glen und Indianapolis passte diesmal bei der Starworks-Mishumotors-Mannschaft alles zusammen. Renger van der Zande hatte im Qualifying auf dem Traditionskurs den weissen Oreca-Chevrolet FLM 09 auf die 4.Startposition in der Klasse stellen können. Gleich zu Rennbeginn konnte Mirco Schultis sich im Startgetümmel im 48 Wagen grossen Feld durchsetzen und in den ersten Runden P2 in der Klasse erobern. "Das war vielleicht mein bestes Saisonrennen bisher. Leider bin ich gleich in das Trümmerfeld des Unfalls der zur ersten Gelbphase führte hinein geraten und das Team hat mich zum Sicherheitscheck hereingeholt. Es war aber nichts beschädigt und so konnte ich das Rennen unbeschadet fortsetzen."

Renger van der Zande war nach dem Rennen voll des Lobes über das Team und seinen deutschen Teamkollegen. "Mirco hat wirklich eine hervorragende Arbeit geleistet als er zu Rennbeginn gleich auf Rang 2 vorgestossen ist. Und das Team hat heute auch wie immer fehlerfrei agiert. Man hat mich genau zum richtigen Zeitpunkt in die Box geholt und schnell abgefertigt. Ich kam beim entscheidenden Boxenstop als Dritter rein und ging in Führung wieder raus - da hab ich nun wirklich keinen Grund mich zu beschweren! Die Jungs waren heute fantastisch und haben sich unseren Erfolg grossartig erarbeitet."

Der entscheidende Schachzug zum Klassensieg, der im Nachhinein als "Move of the Race" von der TV-Station Fox Sports ausgezeichnet wurde, gelang Renger beim letzten Boxenstop. Als dritter in die Box gekommen, fertigte die Mannschaft den weissen LMPC so schnell ab das der bis dato führende Konkurrent Sean Rayhall im orangenen 8Star Motorsports-LMPC trotz intensivem Lackaustauschs bei der Ausfahrt aus der Boxengasse das Nachsehen gegen den Niederländer hatte. Van der Zande gelang es in der Folge die nachdrückenden Konkurrenten, allen voran Rayhall, trotz zweier zusätzlicher Gelbphasen und Restarts noch hinter sich zu halten. Auf der Ziellinie trennte weniger als eine halbe Sekunde die beiden führenden Autos in der Klasse.

roadamerica_renger.jpgDer erneute Klassensieg bringt van der Zande 3 Rennen vor dem Saisonende wieder ins Spiel im Kampf um den Klassentitel. Die Konkurrenten John Bennett und Colin Brown fielen mit dem Core Autosport-LMPC nach einem Unfall in der neuralgischen "Canada Corner" aus, der die 3. Gelbphase des Rennens heraufbeschwor. Mit nun 189 Punkten ist der Niederländer bei noch theoretisch 108 zu vergebenden Zählern der schärfste Verfolger des Core Autosport-Duos, das mit 224 Punkten 35 Zähler in Front liegt.

Der nächste Lauf wird in 2 Wochen am 23-24 August auf dem Virginia International Raceway ausgetragen. Dort startet das LMPC-Feld wieder ähnlich wie in Kansas in einem eigenen Sprintrennen gemeinsam mit den Indy-Lights Prototypen.

Feld für 6h von Texas wächst weiter an

Für die Doppelrunde der Tudor-USCC-Serie und der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft in Austin Texas haben sich nach den Absagen der letzten Wochen und Monate nun endlich einige zusätzliche Gaststarter gefunden. Neben dem Corvette Racing Werksteam, das eine der C7-R in der GTE-Pro-Klasse an den Start bringen will (wir berichteten), hat nun auch Extreme Speed Motorsports einen ihrer HPD ARX-03b LMP2 genannt, der mit Teambesitzer Ed Brown, Scott Sharp und Ryan Dalziel ein Gastspiel auf dem Niveau der WM geben will. Das Team lässt dafür den Start dieses Autos in der Tudor-USCC-Serie aus und bring dort nur einen Wagen an den Start. Angeblich plant man bei ESM bereits damit mit dem neuen HPD ARX-04b LMP2 2015 die 24 Stunden Rennen von Le Mans in Angriff zu nehmen.

Als letzter Zugang wurde just heute der Ferrari von Krohn Racing bekannt. Tracy Krohn bringt quasi als Abschiedsvorstellung seinen giftgrünen Ferrari F458 GTE an den Start, bevor das Team in den nächsten Wochen in die LMP2-Klassse aufsteigt. Dabei ist noch nicht offiziell bekannt auf welches Fabrikat die Mannschaft von Krohn in Zukunft bauen wird – angeblich soll sich der texanische Teambesitzer sehr positiv über den neuen Ligier P2 geäussert haben.

Mit den 3 Gaststartern wächst das Feld für die 6h von Texas auf nun insgesamt 29 Fahrzeuge an.

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