Lavaggis 4. Rennen 2009 mit erstem offiziellen Resultat

vallelungals1raceWolfgang Kaufmann und sein Partner Giovanni Lavaggi haben das Jahr mit aufsteigender Tendenz beschlossen. Bei den 6h von Vallelunga vor zwei Wochen absolvierte man nach den drei LMS-Auftritten in diesem Jahr ein viertes 6h-Rennen. Mit Bestzeiten im freien Training und der Pole-Position für den AER-befeuerten Lavaggi LS1 begann das 6h Rennen für das monegassische Team plangemäß - schliesslich startete man als einziger LMP1 bei dem Traditionsevent.

Mit einer 1:26,77 stellte Giovanni Lavaggi seine Eigenkonstruktion klar auf die vorderste Startposition. Der Monegasse trat auch als Startfahrer an, musste aber nach wenigen Minuten mit einem eher untypischen Problem die Box aufsuchen. Das Team hatte sich bei der Einstellung der hinteren Stoßdämpfer vergriffen - dadurch setzte der Sportwagen wegen nicht ausreichender Federwege in den ersten Runden zu heftig mit dem Unterboden auf. Lavaggi brachte den unfahrbaren Wagen schnell an die Box zurück. Dort wurden dann Schäden im Unterbodenbereich diagnostiziert, die das Team über eine halbe Stunde in der Box fesselten. Im Rennverlauf konnte sich der LMP1 aus den Tiefen der Ergebnisliste wieder bis in die Top10 zurückkämpfen.

"Wir wären bei den schwierigen Wetterbedingungen ganz locker zum Sieg gefahren. Unsere Entscheidung für Slicks war goldrichtig, obwohl es für Giovanni in den ersten Rennrunden extrem schwierig war, die Dunlop Reifen bei den niedrigen Außentemperaturen und der teilweise leicht feuchten Piste auf Temperatur zu bekommen", so Wolfgang Kaufmann. Dennoch verbuchte man am Ende das Rennen als Erfolg. Pole, schnellste Rennrunde (1:28,475) und das erste Finish in Wertung standen am Ende für den LS1 zu Buche. Die 728 absolvierten Kilometer, die der LS1 mit seinen 178 Runden sammelte, brachten somit wertvolle Ergebnisse, die das Team in der kommenden Saison in der LMS umsetzen möchte.

V de V UK – Saisonrückblick 2008

08vdev500xNach einer Rumpfsaison 2007 gab es heuer im ersten vollen Jahr des britischen Ablegers der VdeV sechs drei-Stunden-Läufe sowie je ein Rennen über vier bzw. sechs Stunden. Die Teilnehmerzahlen waren sehr unterschiedlich - zum Saisonauftakt in Donington hatte es 21 Nennungen gegeben, im September in Croft waren nur elf Wagen am Start. Die meisten Laufsiege gingen an Ligier-Besatzungen, die sechsmal erfolgreich waren, zweimal standen Norma-Piloten auf dem obersten Treppchen des Podiums. Beim Auslandsauftritt in Assen konnte sich Cor Euser in die Siegerliste der Serie eintragen. Auch einige CN-Prototypen-Exoten 08vdev7u11xbekam das britische Publikum fallweise zu sehen – so etwa den neuen Pilbeam MP98 Virage (Bild links), einen Chiron oder einen Bicknell.

Ob sich die VdeV UK wirklich nachhaltig etablieren kann, wird wohl die nächste Saison zeigen. Vorgesehen ist ein zusätzliche, kostengünstigere „CN2“-Klasse, in der wesentliche Komponenten der Autos einem festgelegten Standard entsprechen müssen. Ein Ligier JS49 in dieser Konfiguration soll zuletzt in Silverstone auf passable Rundenzeiten gekommen sein.

Audi hört auf - eine Chance für die ALMS?

R10 SebringNur eine Woche nach der Le Mans Serien-Absage für 2009 hat Audi auf der Motorshow in Essen die nächste Bombe platzen lassen. Auch die ALMS wird im kommenden Jahr, abgesehen vom R15-Debüt in Sebring, keine Teilnahme des Werksteams von Audi erleben. Die Ingolstädter stellen aufgrund der aktuellen Sparzwänge der Automobilbranche auch ihr nun acht Jahre andauerndes Engagement in der amerikanischen Langstreckenserie ein. In einer knappen Erklärung, die kaum auf die Ursachen des Rückzugs eingeht, gab Audi dies nun gestern bekannt: „Nicht fortgesetzt wird das Engagement in der American Le Mans-Serie. Audi ist im Jahr 2000 in die ALMS eingestiegen und hat diese Meisterschaft maßgeblich mit aufgebaut. Innerhalb weniger Jahre hat sich das Championnat zu einer faszinierenden Motorsport-Serie entwickelt, die der immer größer werdenden Fan-Gemeinde spannenden Sport bot und noch immer bietet. ... Auch aus diesen Gründen ist uns der Rückzug schwergefallen. Mit dem Einsatzteam Champion hatten wir zudem einen Partner, der auf allerhöchstem Niveau arbeitet ...“. Damit verliert die ALMS nach dem Abgang von Penske Racing, die wie berichtet 2009 in die Grand Am wechseln, ihr zweites grosses Zugpferd.

Kritische Stimmen hatten schon im Vorfeld zusammenaddiert, dass nach dem Boom in 2008 mit zeitweise über 30 Autos bei den Rennen für 2009 mit einem Einschnitt von bis zu maximal 20 Startern zu rechnen sein könnte. Dies scheint sich nun nach der Hiobsbotschaft aus Ingolstadt zu bestätigen. Und die schlechten Nachrichten reissen nicht ab: Angeblich steht auch Acuras geplantes LMP1-Programm auf dem Prüfstand. Hier könnte lediglich ein zwei-Wagen-Engagement in der LMP2 folgen. Die ALMS steht somit vor einer ihrer grössten Umwälzungen der letzten Jahre. Anders als in Europa gab es im amerikanischen Pendant nämlich mehr eine Favorisierung der Werkssportengagements mit den Privatiers als feldfüllendes Beiwerk. Dies muss in Krisenzeiten, in denen naturgemäß der Werkssport schlagartig auf geringere Levels gefahren wird, den Organisatoren um so mehr auf die Füsse fallen. In der Le Mans Serie ist die Basis mit etwa drei dutzend Privatteams viel breiter aufgestellt, weshalb hier in 2009 mit etwa 35-40 Startern eine existenzsichende Basis existiert.

Audi R10 LSAuch hat die ALMS aufgrund der Werkssportdominanz so manche individuelle Abkehr von dem ACO Reglement erleben müssen. So sind die Balance of Performance-Massnahmen zugunsten der Pirelli-bereiften GT1-Astons noch in schlechter Erinnerung. Auch die Alleingänge bezüglich der LMP2-Gewichtsregularien, um einen publikumswirksamen Kampf um die Gesamtsiege zwischen den LMP1-Werks-Audis und den LMP2-Semi-Werks-Porsches zu erzwingen, resultierten hauptsächlich aus der langjährigen Schwäche der Abwesenheit einer breiten Privatierbasis in den LMP-Klassen der Serie. Gerade diese Bevorteilungen der LMP2 hatten in den vergangenen Jahren auch wiederholt den offen bekundeten Missmut von Audi auf sich gezogen und die aktuelle Entscheidung möglicherweise auch mit beeinflusst.

Dies wird nun für 2009 nach dem Abgang von Audi komplett anders: Nun müssen sowohl in der LMP1-Klasse als auch in der seit Jahren darbenden GT1-Klasse die Privatiers das Zepter hoch halten. Für die LMP1 stehen Teams wie Intersport-Racing, das neue Corsa-LMP1-Hybrid-Zytek-Engagement sowie der angekündigte Wechsel von Creation Autosportive in die amerikanische Serie nun plötzlich voll im Rampenlicht, während in der GT1 bislang noch kein Privatteam die Option einer automatischen Le Mans Wildcard für 2010 mit einem Jahres-Engagement '09 für sich entdeckt hat. Vielleicht wird der Weggang der übermächtigen Werksteams von Corvette in der GT1 und Audi in der LMP1 nun zur Chance für die Teams aus der zweiten Reihe in der ALMS, die nach wie vor eine gute Marketingplattform darstellt. Die Sonderregelungen für die LMP2 sollte die IMSA jedenfalls schon mal auf den Prüfstand stellen.

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