Le Mans Vorschau Teil 3 - die LMP2 vor dem Motorenumbruch
12 LMP2 sind auf der Nennliste der 78.ten 24h von Le Mans vermeldet. Ob man in den nächsten zwei Jahren ein ähnlich grosses Feld zusammen bekommt, ist ungewiss – die Klasse steht vor einem reglementstechnischem Umbruch was die Motoren anbelangt. Die sollen zwar billiger werden, doch sind schon Befürchtungen laut geworden, dass die erzwungene drastische Sparkur, deren Details der ACO im Vorfeld des Rennens bekannt geben wird, zu Lasten der Zuverlässigkeit der Triebwerke gehen könnte. Moderne LMP2-Teams kaufen ihre Motoren nicht mehr, sondern leasen die Antriebsleistung. Motorschäden gehen bei dieser Vertragsform zu Lasten des Motorenlieferanten, der nicht genügend Rennkilometer abrechnen kann. Sollte man einen Schritt zurück zu von der Serie abgeleiteten Triebwerken machen und gleichzeitig - wie angekündigt - die Serviceleistungen der Lieferanten limitieren, dann steht zu befürchten das die LMP2 wieder in jene Ausfallorgien zurück rutscht, welche die Klasse Anfangs des vergangenen Jahrzehnts ein wenig in Verruf brachten.
Zurück zum anstehenden Rennen: Drei Lola, je zwei Zytek, Pescarolo und HPD sowie je ein Radical, WR-Salini und Norma stehen auf der Nennliste dieser Kategorie. Seitens Lola - die damit einschliesslich der Werks-Aston 10 Autos in beiden LMP-Klassen am Start haben - sind Ray Mallock Ltd. mt dem HPD-Triebwerk im Heck, Racing Box mit einem B09/80-Coupé und die deutsche Kruse-Schiller Motorsport-Mannschaft mit dem einzigen offenen Prototypen der britischen Schmiede in der Klasse involviert. Von diesen drei Mannschaften dürfte Ray Mallock Ltd. mit dem Trio Erdos / Wallace / Newton wieder die Speerspitze der britischen Chassis bilden.
Heisseste Konkurrenten sind die amerikanischen ex-Acura HPD-Wagen von Strakka Racing (Bild) und Highcroft. In den vergangenen Rennen hat man bewiesen, dass man vom Tempo her den Porsche RS Spyder in Nichts nachsteht. Gleichwohl ist es der erste Auftritt der amerikanischen Entwicklung an der Sarthe. Insofern stellt sich die Kernfrage bezüglich des Klassensieges nach der 24h-Haltbarkeit der HPD-Chassis und -Motoren.
Sollten diese schwächeln, dann werden die Ginetta-Zytek des Quifel-ASM Teams und des Teams Bruichladdich sowie die beiden Oak-Racing Pescarolos ihre Chance wittern. ASM hat seine Mannschaft Amaral / Pla erneut um Warren Hughes verstärkt. Bruichladdich (Foto) musste wie berichtet wegen des Unfalls von Thor-Christian Ebbesvik in Spa-Francorchamps auf den Franzosen Gary Chalandon als Partner von Ojjeh / Greaves ausweichen. De Oak Racing-Truppe hat ihr besser besetztes Fahrzeug mit Lahaye / Moreau um den letztjährigen tschechischen Aston-Werkspiloten Jan Charouz verstärkt.
Eher olympische Motivation und als Maximalziel die Zielankunft - das dürfte auf die drei restlichen LMP2-Mannschaften zutreffen, von denen zwei an der Sarthe debütieren. Gerard Welter kommt nach einer Pause von drei Jahren zum ersten Mal mit dem neuen LMP2 an die Sarthe. Le Mans-Erfahrung hat zwar das Team - aber noch nicht das Auto, welches sich zum ersten Mal bei einem über 8h langem Rennen beweisen muss. Für den Radical des Race-Performance-Teams ist es zwar schon der zweite Auftritt nach 2006, das aufgrund der kurzerhand beschlossenen Feldvergrösserung auf 56 Wagen noch ins Rennen gerutschte Team debütiert jedoch beim Klassiker an der Sarthe, wenngleich man auch mit Pierre Bruneau und Marc Rostan zwei erfahrene Kutscher im Team hat. Gar nicht einzuschätzen ist derzeit der Norma, den die Equipe von Pegasus Racing an den Start bringt.
Fazit: Auf dem Papier schient der Klassensieg nur über eines der HPD-befeuerten Teams zu erlangen zu sein, doch ist die 24h-Zuverlässigkeit die entscheidende Frage. Sollte sich hier ein Problem auftun, gehören Oak Racing und das Quifel-ASM Team zum erweiterten Kreis der Siegeskandidaten. Podiumsplätze sind sowieso seit jeher für alle Mannschaften möglich, die das Rennen durchstehen, auch wenn die Quote in den vergangenen Jahren ein wenig besser geworden ist.