FIA-Langstrecken WM - Der ILMC wird zur Weltmeisterschaft

plassardtodt.jpgAuf der Pressekonferenz des ACO haben ACO-Direktor Jean-Claude Plassard und FIA-Präsident Jean Todt die Vereinbarung über die Ausrichtung der FIA-Langstreckenmeisterschaft unterzeichnet. Damit bekommt der Intercontinental Le Mans Cup schon in seinem dritten Jahr das Weltmeisterschafts-Prädikat der Intenationalen Automobilbehörde verliehen. Die FIA-Langstreckenweltmeisterschaft, deren Konzept vor zwei Wochen schon einmal grob vom ACO veröffentlicht wurde, soll 2012 sechs Rennen auf drei Kontinenten umfassen. Je zwei Läufe in Europa - einer davon sind die 24h Le Mans mit doppelter Punktvergabe -, Amerika und Asien sollen 2012 den Kalender bilden. Als zweite europäische Runde sind derzeit Silverstone, Spa-Francorchamps oder der Nürburgring im Gespräch. Bei den amerikanischen Runden wird neben Nordamerika auch Südamerika erwogen, wobei allerdings ein Antreten dort 2012 unwahrscheinlich ist. Bei den asiatischen Runden konzentriert man sich derzeit auf die Partner in China, auch weil in Japan, trotz des gesteigerten Engagements der Hersteller Honda, Toyota und Nissan, derzeit andere Prioitäten herrschen.

Gefahren wird 2012 und 2013 mit der bestehenden Klassenstruktur aus LMP1, LMP2, GTE-Pro und GTE-Am, was den interessierten Teams Planungssicherheit geben soll. Start SpaEs wird Weltmeisterschaftstitel für Fahrer Teams und Hersteller bei den LMP1 und den GTE-Pro geben. Für die GTE-Am und die LMP2 sind Weltcup-Titel vorgesehen. Mit der Bezeichnung Langstrecken-Weltmeisterschaft sieht man sich auch nicht in Konflikt mit der FIA-GT1 Weltmeisterschaft, die sich in Zukunft als Sprintserie allen Fabrikaten von der GT1 bis zur GT3 öffnen will. Die Läufe werden eine Mindestlänge von 6h und eine Maximallänge von 24h haben. Damit will man den Herstellern eine Bühne für die Ausdauerfähigkeit ihrer automobilen Technologien schaffen. Parallel sollen die Le Mans Serie und die ALMS als Basisserien weiter beibehalten werden.

Nachdem Jean Todt letztes Jahr den umstrittenen Max Mosley als FIA-Präsident ablöste, wurden die Bedingungen für eine Aufwertung des ACO Championnats schlagartig besser. Die „Frensh Connection“ des ehemaligen Peugeot-Sportchefs, der 1992 und 93 die ersten Siege für die Löwen an der Sarthe beaufsichtigte, und der alten Weggefährten vom ACO gab den Le Mans Veranstalter die Chance, wieder eine Sportwagen-WM auf den Weg zu bringen, die Todts Vorgänger erfolgreich gegen die Wand gefahren hatten. Mit der FIA-Langstrecken-WM steht nun wieder eine Ära des Werkssports im Sportwagenbereich in Aussicht, die zahlreiche legendäre Schlachten in den kommenden Jahren verspricht.

Das Geheimnis der 56.Garage ...

deltawing.jpgAuf der Pressekonferenz in Le Mans gab es auch Infos zum Status des „56. Startplatzes“, der ja schon in diesem Jahr für ein Experimental-Auto vorgesehen war, aber mangels geeigneter Nennungen nicht belegt werden konnte. Der ACO hält aber weiter an dieser Idee fest, einen vollkommen neuen Technologieträger ausserhalb der Wertung mitfahren zu lassen und konnte auf der Pressekonferenz drei Projekte präsentieren, von denen zumindest eines als heisser Kandidat für einen Auftritt bei den 24h 2012 gilt.

Das Projekt mit den meisten Chancen ist derzeit das Deltawing-Projekt, hinter dem mit Highcroft, Panoz und All American Racers drei potente Partner als Geldgeber stehen. Der Deltawing soll mit einer ausserhalb der geltenden Le Mans-Regeln optimierten Aerodynamik von einem 1,6l Turbomotor auf das selbe Effizienz-, Speed und Leistungslevel gebracht werden wie die bestehenden Autos. Die auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftige Dreiecksform und der Verzicht auf die bislang obligatorischen Heckflügel erlaubt durch den massiv herabgesetzten Luftwiderstand kleinere Motoren und eine herabgesetzte Leistung. Die nötige Downforce soll alleine durch den Unterboden generiert werden. Der Baubeginn des ersten Chassis ist nach der Zusage des ACO für Juli 2011 angepeilt. Die Highcroft-Mannschaft will erste Tests des Wagens im Herbst durchführen.

greength2lmp.jpgAls zweites Projekt steht der brennstoffzellen-betriebene Green GT-LMP H2 zur Auswahl. Die schweizer Firma Green GT hatte bereits als Fingerübung einen elektrisch betriebenen CN-Sportwagen mit 300kw Leistung aufgelegt. Der geplante GreenGT LMP H2 soll mit einer 12kg Wasserstoffdruckgasflasche als Brennstofftank über eine Brennstoffzelle einen Elektromotor antreiben, der den Wagen auf den nötigen Speed bringt. 100gr Wasserstoff sollen dabei energieequivalent zu einem Liter Sprit sein. Der Bau eines ersten 100kw starken Prototypen des H2-LMP ist für den Herbst geplant. 2012 soll dann eine 300kw starke Version folgen. Entwicklungsfahrer des Wagens soll der Italiener Christian Pescatori sein.

Als drittes Projekt soll schon wie im vorigen Jahr angekündigt der Batterie-Courage LC75e fungieren. Der Plan Yves Courages, einen Lithium-Ionen Akku betriebenen LMP mit Elektromotoren an den Start zu bringen, wurde schon letztes Jahr vorgestellt. Das Projekt ist jedoch hinter dem Zeitplan und krankt derzeit an den zu schweren und teuren Akkus. Dennoch soll der Wagen im Herbst seine ersten Runden drehen.

lc75e.jpgSowohl der Batterie-Courage als auch der Porsche 911 GT3R Hybrid standen schon für dieses Jahr auf der Wunschliste des ACO für das Konzept des im letzten Jahr vorgestellen Experimental-Autos. Während das französische Projekt hinter den Zeitplan fiel, sagte Porsche dagegen dem ACO aus eigenen Stücken ab. Die Weissacher trauten dem Auto, das auch bei den 24 Stunden am Nürburgring starten soll, keine zwei 24h-Rennen innerhalb von zwei Wochen zu. Zudem wird das Konzept des Hybrids auf der mit vielen Kurven, Bergab- und Beschleunigungsstrecken ausgestatteten Nordschleife effektiver greifen als auf der mit langen Geraden und weniger Kurven ausgestatteten Strecke an der Sarthe. Der im Winter plakativ vorgestellte 918 Hybrid soll mangels Renntauglichkeit nicht als Alternative zur Verfügung gestanden haben.

Mit drei Projekten zur Auswahl, wovon eines ein schlagkräftiges Konsortium im Rücken hat, besteht zumindest 2012 die Chance, dass in Le Mans ein Experimental-Auto startet. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die „56.Garage“ zu Le Mans´ Version des sagenumwobenen „Hangar 18“ verkommt, in dem geheimnisvolle Techologien auf ihre Erweckung warten sollen ...

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