Sieg in letzter Sekunde – Schubert profitiert von Haribo Pech

qualirennen_start.jpg.jpg Der Sieg des BMW Sports Trophy Team Schubert beim ADAC Qualifikationsrennen 24h-Rennen auf der Kombination aus Grand Prix Kurs und Nürburgring Nordschleife war aber alles andere als unverdient oder nur dem Glück geschuldet. Das Team mit Dominik Baumann, Claudia Hürtgen, Jens Klingmann und Martin Tomczyk lag, von Position sieben gestartet, nach 41 Runden und etwas mehr als sechs Stunden auf der insgesamt 25,378 km langen Strecke, eine Runde vor dem Manthey-Porsche 911 GT3 Cup MR von Christoph Breuer, Matteo Cairoli und Sven Müller. Nach weiteren 12,421 s folgte der von Black Falcon Racing eingesetzte Porsche 911 GT3 Cup von „Gerwin“, Manuel Metzger, Philipp Eng und Hannes Plesse.

Dieser scheinbar klare Abstand zum Zweitplatzierten täuscht jedoch. In Wirklichkeit lag der Manthey-Porsche nach Ablauf der 6 Stunden nur etwa 2 Minuten und 55 Sekunden hinter dem Schubert-BMW. Da dieser nur eine Sekunde vor Ablauf der Renndauer die Ziellinie erneut überquerte, musste er eine weitere komplette Runde zurücklegen. Die Polesitter Uwe Alzen, Maximilian Götz, Marco Holzer und Mike Stursberg im neuen Mercedes SLS von Haribo Racing hatten dagegen ein Riesenpech. Das Team hatte in dem spannenden Rennen, mit nicht weniger als neun Führungswechseln, alle Chancen ihre Trainingsbestzeit in einen Gesamtsieg zu verwandeln. Weniger als eine Viertelstunde vor Schluss musste die Gummibären-Mannschaft aus Bonn mit einem technischen Defekt unmittelbar vor dem Karussell aufgeben.

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Bis kurz vor dem Ende des Rennens hatte Haribo Racing wie der sichere Sieger ausgesehen. Nach der Pole Position von Maxi Götz, lief zunächst alles nach Plan. Bis Götz nur 15 Minuten vor Schluss mit Vibrationen an der Vorderachse außerplanmäßig an die Boxen fuhr. Das Team versuchte zwar, den Mercedes nach einem Reifenwechsel noch ins Ziel zu bringen, aber vor der Einfahrt ins Karussell kam das Endgültige „Aus“ für den rasenden Goldbären. Damit erbte der BMW Z4 GT3 des Schubert-Teams die Führung. Über die gesamte Distanz hatte man sich mit dem SLS von Haribo um die Führung gestritten und war dabei konstant schnell unterwegs. Eine strahlende Claudia Hürtgen konstatierte: „Das Team hat perfekt gearbeitet und wir Fahrer haben einen guten Job gemacht. Jetzt feiern wir den Sieg.“ Auch Teamkollege Martin Tomczyk jubelte: „Uns haben natürlich die Umstände in die Karten gespielt – aber wir freuen uns dennoch über den Sieg.“ Auch im Team der Zweitplatzierten war die Freude groß. Christoph Breuer: „Der zweite Platz ist für uns ein Erfolg, mit dem wir nicht gerechnet haben. Es ist das erste Rennen mit dem Auto und diesen Piloten, das wir durchfahren konnten – Kompliment an die ganze Mannschaft, wir freuen uns alle sehr.“schubert_bmw_qualirennen_2015.jpg

Vielen der über 70 angetretenen Teams diente das Rennen der intensiven Vorbereitung auf das ADAC Zurich 24h-Rennen, das vom 14. bis 17. Mai an gleicher Stelle ausgetragen wird. Der Fünfte im Gesamtklassement, Dirk Werner, sagte nach dem Rennen: „Für uns war es in erster Linie wichtig, durchzufahren und so viele Daten wie möglich zu sammeln. Das ist angesichts der wenigen Testmöglichkeiten vor dem 24h-Rennen besonders wichtig. Ich als Fahrer mag an diesem Qualifikationsrennen vor allem die Tatsache, dass nicht ganz so viele Fahrzeuge auf der Strecke sind und ich einen guten Rhythmus finden kann.“

Zum ersten Mal galten die neuen Sicherheitsbestimmungen für die Nürburgring-Nordschleife, die kurz vor dem Rennen vom DMSB verkündet wurden. Zwei sogenannte „Slow Zones“ in den Bereichen Flugplatz (Posten 75-80, vmax 200 km/h), Schwedenkreuz (Posten 80-86, vmax 250 km/h) sowie Döttinger Höhe (Posten 188-198, vmax 250 km/h) und eine um 5 % reduzierte Motorleistung bei den leistungsstärkeren Fahrzeugkategorien, sorgten für insgesamt etwas langsamere Rundenzeiten. Trotz allem war der Unterschied zu den Zeiten des letztjährigen Qualifikationsrennens nicht signifikant.bentley_flug_qualirennen_2015.jpg

Festzuhalten bleibt aber, dass die neuen Regeln sich bewährt haben. Die angeordneten Maßnahmen hatten im Vorfeld für viele, zum Teil recht unsachliche Diskussionen gesorgt. „Im Vordergrund stand an diesem Wochenende die Gewöhnung an die neu installierten Geschwindigkeitsbegrenzungen“, sagte Martin Tomczyk. „Diese wurden meiner Meinung nach sehr gut kommuniziert und auf der Strecke angezeigt. Für mich als Fahrer war es kein Problem, mich damit zurechtzufinden. Dafür ein großes Lob an den Veranstalter.“ Allerdings gab es auch Stimmen, die die Meinung vertraten, mit den Speed Limits sei die Nordschleife ihres gesamten ursprünglichen Charakters beraubt. Hier und da war auch von Abwanderung in andere Rennserien oder zu anderen Rennstrecken die Rede. Eines ist jedenfalls klar, dass die aufgrund des knappen Zeitrahmens beschlossenen Änderungen auch von den Verantwortlichen nicht als Dauerlösung gesehen werden. Darüber hinaus wurde aber auch deutlich, dass sie einem spannenden Rennverlauf eindeutig nicht geschadet haben.

Auch Rennleiter Walter Hornung zog eine positive Bilanz des Wochenendes: „Ich muss den Fahrern ein großes Kompliment machen: Wir haben keinen einzigen Tempo-Verstoß in den permanenten Gelb-Zonen ahnden müssen. Das zeigt mir, wie professionell die Fahrer und Teams mit der neuen – und für alle Beteiligten ungewohnten – Situation auf der Nordschleife umgegangen sind. Trotzdem muss man sicher vor dem 24h-Rennen noch ein wenig Feintuning an den sportlichen Regeln betreiben. Das werden wir gemeinsam mit dem DMSB in den nächsten Tagen angehen.”

Kurventier vs. Dampfbrumme - das Duell von Silverstone

Es war das definitive Highlight des Rennens: Bei den 6h von Silverstone, dem Auftakt der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft 2015 lieferten sich zu Beginn der 3. Rennstunde Marcel Fässler im Audi R18 e-tron Quattro und Neel Jani im Porsche 919 Hybrid ein Duell um die Führung das die Zuschauer in Silveratone und die Berichterstatter vor Ort restlos begeisterte. Fast 20 Minuten lang (der Videoausschnitt nebenan gibt nur den Beginn wieder) duellierten sich das „Kurventier“ - der auf Abtrieb getrimmte Audi von Fässler – mit der „Dampfbrumme“ - der beim Topspeed unschlagbare Porsche von Jani – miteinander mehrfach auf der Strecke im Kampf um die Führung überholend. Was besonders hervorstach war die Fairness mit der die beiden Schweizer miteinander bei aller Härte umgingen. Ein willkommener Kontrapunkt zum Tags zuvor zu hart ausgefallenen Spitzenkampf um die ELMS-Führung.

Das volle Duell , das einige Berichterstatter schon an die legendäre Schlacht Tambay vs. Prost beim F1-Klassiker in Dijon erinnerte, kann unter diesem Video genossen werden (ab etwa 2h:15min), das das volle Rennen zeigt. 

Auch nach dem Rennen war den beiden Kontrahenten sichtlich der Spass anzusehen den sie bei ihrem Duell hatten. Neel Jani : „So ein Duell kann richtig Spass machen wenn man sich dabei gegenseitig vertrauen kann, das der andere keine unfaire Aktion macht. Ich muss Marcel sehr hoch anrechnen das er nie versucht hat mich abzudrängen – das hätten andere Piloten sicher anders gelöst. Ich musste auf den Geraden immer sofort gegenhalten, weil ich wusste sobald ich den Anschluss an Marcel einmal verliere zieht er mir in den Kurven davon. Zudem bekamen wir zunehmend Probleme mit unseren Bremsen. Während des Duells haben wir uns ab und zu in den Wagen gegenseitig angeschaut, wobei ich auf den Geraden immer das Grinsen nicht unterdrücken konnte. Aber leicht war es dennoch nicht. Ich musste zu dieser Rennphase in Hinblick auf die Rennstrategie die Bremsen schonen, gleichzeitig Sprit sparen und auch noch mit Marcel kämpfen. Das war ein richtiges Highlight dieses 6h-Sprints!

Auch Fässler, dessen Crew sich am Ende mit gerade mal 4s Vorsprung gegen den Porsche mit der #18 durchsetzen konnte, hatte seinen Spass am Duell: „Einer der besten Fights meiner Karriere! Das war sehr fair aber für mich stellenweise auch sehr nervtötend! Jedes Mal wenn ich mich in den Kurven vorbei gekämpft hatte ist Neel ganz einfach auf den Geraden wieder an mir vorbei gezogen. Wir hatten einfach die effizientere Downforce und das hat dem Duell den Pfiff gegeben, weil hier die verschiedenen Wagenkonzepte aufeinander trafen. Als Neel eine Stunde vor dem Schluss noch mal in meinem Rückspiegel auftauchte, dachte ich nur 'Nicht schon wieder der!' Aber dann musste der Porsche ja zu seinem Stopp reinkommen.“

Fast wäre es zu einer dritten Auflage des Duelles gegen Ende des Rennens gekommen als Fässler 10 Minuten vor Rennende eine umstrittene Strafe wegen Verlassens der Strecke bei einem Überrundungsmanöver antreten musste. „Als unsere Renningenieurin Leena mir das durchgegeben hat ist es mal kurzfristig sehr laut geworden im Auto. Ich dachte jetzt verlieren wir die Führung oder es kommt noch einmal zu solch einem Zweikampf. Aber wir haben uns doch knapp in Führung halten können.“ Jani war gerüstet für einen weiteren Zweikampf „Wir hatten, da die Strecke am Ende mehr Grip hatte, nur die linken Reifen gewechselt und dadurch Zeit gespart. Aber die Bremsprobleme waren gegen Ende zu gravierend. Fest steht das der Speed des Porsche 919 Hybrid , da ist um Siege einzufahen. Auf einer schnelleren Strecke wie Spa-Francorchamps oder Le Mans sollten wir noch besser aussehen.“

STT Saisonauftakt 2015 in Hockenheim

sttstarthock.jpgEdy Kamm erwies sich beim Saisonauftakt der Spezial Tourenwagen Trophy auf dem Hockenheimring mit seinem Audi A4 DTM als unschlagbar. Der Eidgenosse fuhr in beiden Rennen zum Gesamtsieg vor Pertti Kuismanen (Chrysler Viper GTS-R) bzw. Jürgen Bender (Corvette GT3). In der Division 2 gingen die Siege an Jürgen Gerspacher (Seat Leon Mk2) und Dirk Ehlebracht (Audi A3 Turbo).

Wie gewohnt hielt sich Edy Kamm im Qualifying noch zurück. Hier schnappte sich Pertti Kuismanen jeweils in der letzten Runde die Pole.

Im Rennen hatte der Finne keine Chance gegen den schnellen DTM-Audi. Zunächst hielt sich Kuismanen in Front, dann zog Kamm vorbei. kammaudihock.jpgAuf knapp über 13s wuchs der Vorsprung bis zum Fallen des schwarz-weiß karierten Tuchs beim ersten Rennen an. „Im Bereich vor der Sachskurve hatte ich die Chance vor zu kommen. Ich kann nur im Motodrom etwas Abstand herausfahren, dass mich Pertti bis zur Ostkurve nicht mehr aufholt. Sonst habe ich keine Chance. Ich muss immer schauen, dass ich nach der Kurve Vorsprung habe, so dass ich mich zur nächsten Kurve retten kann. Auf der Geraden habe ich keine Chance“, so Kamm. „Gegen den Audi von Edy Kamm ist es unmöglich zu gewinnen. Das ist ein DTM Auto und eben kein GT. Es liegt unheimlich auf der Straße und hat den besten Andruck. Das Auto hat auch 300 kg weniger als die Viper. Wir hatten heute auch Probleme mit den Reifen. Die hatten zu viel Druck und wir hatten keine Chance mehr dies zu ändern“, erklärte Kuismanen, der sich zumindest über den Klassensieg bei den großen GT-Fahrzeugen freuen konnte.

Dasselbe Spielchen wiederholte sich im zweiten Heat, wobei es für Kuismanen noch dicker kam. Nachdem sich beide Kontrahenten berührten, bekam die Viper Probleme mit der Öltemperatur. Kurz darauf rollte der GT-Bolide mit einem Motorschaden aus. „In der Mercedes Arena war außen ein anderes Fahrzeug. Dieses fuhr mittig und ist wohl etwas erschrocken, als ich links vorbeiging und kam selbst nach links. Da kam dann Pertti von außen herein und fuhr mir mit seiner Schnauze auf die Tür. Mein Unterboden war dann auch lose“, berichtete Kamm über die entscheidende Szene des Rennens. Davon profitierte Jürgen Bender, der mit seiner Corvette GT3 einen bärenstarken STT Einstand abgab. Im ersten Rennen musste sich Bender noch hinter Kuismanen anstellen, doch nach dem Ausfall des Finnen war dem Corvette-Piloten der zweite Rang nicht zu nehmen.

kuismanen_kamm_bender.jpgSehr spannend ging es um die weiteren Positionen zu. Das erste Rennen war geprägt vom Positionskampf der beiden Mercedes SLS AMG GT3 von Josef Klüber und Mario Hirsch, Maximilian Stein im Audi R8 LMS GT3 und V8-Star-Pilot Sven Fisch. Hierbei konnte Fisch zunächst Maximilian Stein von der vierten Gesamtposition verdrängen, doch lange hielt sich der V8 STAR Pilot nach einem Ausritt nicht vor der GT3 Meute. So machten die GT3-Piloten den vierten Rang unter sich aus. Zunächst bestimmte Maximilian Stein das Tempo, während die beiden SLS im Schlepptau folgten. In Runde acht ging dann aber Klüber vorbei, während Hirsch im letzten Umlauf ebenfalls noch vorbeizog.

Der zweite Durchgang war erneut vom Kampf der GT3-Fahrzeuge geprägt, wobei es durch den Ausfall von Kuismanen um den dritten Rang auf dem Treppchen ging. Den schnappte sich diesmal Josef Klüber, der damit Maximilian Stein und Mario Hirsch in Schach hielt. Mario Hirsch, der als Gesamtfünfter als Dritter aufs Treppchen in der Klasse 1 fuhr zeigte sich mit seiner STT Premiere zufrieden. „Das Rennen war für mich heute eigentlich wie gestern. Wir SLS und der Audi waren eng beieinander. Ich bin letztendlich total happy. Ich war zum ersten Mal dabei und in der Klasse gleich auf den dritten Platz gefahren. Einfach super. Mit den Überrundungen und den auflaufenden Fahrzeugen bin ich dann etwas vorsichtiger zu Wege gegangen. Ich wollte da bei meinem ersten Start auch nichts riskieren“, erzählte Hirsch.

Weiter geht es für die Spezial Tourenwagen Trophy vom 8.-10. Mai. Dann geht es für die Fahrer und Teams in die Magdeburger Börde nach Oschersleben.

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