VLN und ILN suchen nach Lösungen

Die die Nürburgring Langstrecken Serie mitveranstaltende vv-VLN GmbH & Co KG, die VLN e.V. & Co. oHG und die ILN haben sich am Dienstag dieser Woche zur gemeinsamen konstruktiven Erörterung des am Montag von der vv-VLN GmbH veröffentlichten Sicherheitskonzeptes der Serie getroffen. Auch wenn von den Details der Gespräche noch nicht viel nach aussen gedrungen ist, so haben beide Seiten nun die konstruktive Atmosphäre und den gegenseitigen Willen zur Zusammenarbeit betont. Mit den blumigen Worten werden sich die Fans und Aktiven auch erst mal begnügen müssen, denn konkrete öffentliche Ergebnisse wird es dazu erst mal nicht geben.

„Unser Konzept ist zum jetzigen Zeitpunkt eine Skizzierung, wie aus der Sicht der VLN der Saisonauftakt unter Berücksichtigung der Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen über die Bühne gehen kann. Dies gilt es nun im Detail auszuarbeiten. Dabei werden wir auch weiterhin bei bestimmten Punkten den Dialog mit der ILN suchen. Wir sitzen alle im gleichen Boot und hoffen, dass wir am Nürburgring bald wieder Rennen fahren können.“ wird Christian Stefani, Geschäftsführer der VLN VV GmbH & Co. KG, in einer offiziellen Mitteilung der Serie zitiert.

Wie eine mit der Nürburgring Langstrecken Serie vertraute, offizielle Quelle GT-Eins gegenüber erläuterte, dienten die Gespräche dazu, Input zur weiteren Ausarbeitung des für die amtlichen Entscheidungsträger veröffentlichten Sicherheits- und Hygienekonzepts zu bekommen. Dieses war den Teams lediglich als Skizze präsentiert worden, deren Details man nun praktikabel mit den Teams ausarbeiten wollte. Erörtert wurde deswegen hauptsächlich der für die Teams und Aktiven relevante Teil der Umsetzung der Kontaktminimierungs- und Hygienemassnahmen. So kamen unter anderem die Aspekte der Outdoor-Verlagerung, Details zum geplanten Fahrweg beim Tank- und Boxenstopp, sowie die Abläufe für die An- und Abreise im Paddock und die Anzahl der pro Auto geplanten Personen zur Sprache. „Wir als VLN haben für die vorgeschlagenen Lösungen die Expertise der Teams gebraucht. Von daher sind wir froh das es die ILN als Ansprechpartner gibt die die Meinungen der Teams bündeln und uns ein konstruktives Feedback geben kann. Das ist für uns deutlich ergiebiger als wenn man lediglich bilaterale Gespräche mit einzelnen Teamchefs führen muss.“

Sowohl für die Teams als auch die Serie steht jetzt erst einmal ein Warten auf die Antwort der rheinland-pfälzischen Behörden auf den gemeinsam mit dem dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn erarbeiteten Vorschlag an. Hier könnte sich die Limitierung von Grossveranstaltungen auf maximal 250 Teilnehmer als kritische punkt erweisen, den das Land bis zum 31.8 erlassen hatte.

10h Suzuka 2020 abgesagt

suzuka 10h startDie eigentlich für den 23 August geplanten 10h von Suzuka, die nach der Verschiebung des 24 Stunden Rennen von Spa-Francorchamps die zweite Runde der Intercontinental GT Challenge 2020 darstellen sollten, sind nun seitens des japanischen Veranstalters abgesagt worden. Begründet wurde die Absage gegenüber der SRO mit der anhaltenden Corona-Viruskrise in Japan. Auch die fernöstliche Nation kämpft derzeit mit dem Ausbruch der Pandemie und hat unter anderem umfangreiche Einreisebeschränkungen verhangen. Da zudem ähnlich wie im Rest der Welt der Rennbetrieb komplett eingestellt worden ist, machen sich die japanischen Rennstrecken auf einen Ansturm der nationalen Rennserien im Spätsommer/Herbst gefasst, der schon jetzt einen übervollen Veranstaltungskalender in Aussicht stellt. Daher sieht man keine Möglichkeiten einer Verlegung des Events und hat demzufolge jetzt schon frühzeitig die Reissleine gezogen.

Die SRO arbeitet als Serienverantwortlicher dem Vernehmen nach an einer Ausweichlocation der Serie für den asiatischen Raum. Nach dem derzeitigen Stand würden nun die 8h von Indianapolis am 4. Oktober die zweite Runde der Meisterschaft darstellen, die bislang mit den 12h von Bathurst erst eine Runde absolviert hat.

Teamchefs geben Feedback zum NLS-COVID-Konzept

Vor 2 Tagen hat die Nürburgring Langstrecken Serie ihr Sicherheits- und Hygiene-Konzept zur Wiederaufnahme des Rennbetriebes unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie veröffentlicht und dieses auch zur Genehmigung bei den rheinland-pfälzischen Behörden eingereicht. Nun haben mehrere Teamchefs von in der Serie engagierten Mannschaften GT-Eins gegenüber ihre Einschätzungen zum Massnahmenpaket abgegeben. Diese fallen überwiegend positiv aus, wenngleich auch vereinzelt kritische Anmerkungen vorhanden sind, die aber bereits mit der vv-VLN-GmbH diskutiert und zum Teil auch konstruktiv umgesetzt wurden. Als kritischster Punkt wird von allen gemeinsam die jüngste Beschlusslage des Landes zur Definition von Grossveranstaltungen gesehen, die das detaillierte Konzept noch kippen könnte.

Daniel SorgDaniel Sorg vom Team Sorg Rennsport steht dem Konzept der Serie positiv gegenüber. „Die Nürburgring Langstrecken Serie bemüht sich hier ernsthaft um eine Fortsetzung des Rennengagements und bindet uns als Teams frühzeitig in die Entscheidungsfindung bei den Details mit ein. Wir als Unternehmen leben zu 100% vom Motorsport und die vorgeschlagenen Massnahmen machen aus unserer Sicht auch absolut Sinn. Das man dabei Kompromisse eingehen muss, ist angesichts der derzeitigen aussergewöhnlichen Lage für mich ok. Wir werden zum Beispiel auf die Cateringzelte verzichten müssen. Dadurch, das wir aus den Boxen ausquartiert werden, hat jedes Team mehr Platz und kann unter besseren Sicherheits-Bedingungen arbeiten. Separat in der Boxengasse zu tanken und somit Tank- und Wartungszone zu trennen, kennen wir unter umgekehrten Vorzeichen ja schon aus der 24 Stunden-Serie, vor daher ist dies für uns nicht Neues und auch keine übermässig einschränkende Massnahme.

Es gab vorgestern eine Sitzung der VLN-Verantwortlichen zusammen mit der ILN (anm: =Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring – die offizielle Vertretung der Teams gegenüber den Organisatoren), wo wir schon erste Verbesserungsvorschläge für das Konzept angebracht haben. Wir als Team hoffen so in der geplanten vollen Besetzung mit etwa einem halben Dutzend Autos an den Start gehen zu können. Derzeit haben wir in unserem Fahrerkader nur einen Piloten dessen Engagement zur Zeit wegen der Auswirkungen der Coronakrise auf der Kippe steht.“

sorg m4gt4 dubaiEine Einschränkung, die Sorg, der gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Benjamin das Team leitet, gemeinsam mit allen anderen befragten Teamchefs sieht, ist die derzeitige Definition von Grossveranstaltungen des Landes Rheinland-Pfalz. Dieses hatte ab dieser Woche Veranstaltungen von mehr als 100 Personen grundsätzlich untersagt, wobei das Limit ab Mitte Juni bis zum 31.8 auf 250 Personen angehoben wird.

„Wenn dies konsequent umgesetzt wird dann werden die davor angesetzten Nürburgring Langstrecken Serie-Läufe wahrscheinlich nicht stattfinden. Auf der anderen Seite ist das Fahrerlager am Nürburgring aber ausreichend dimensioniert, das die Teams hier wirklich getrennt genug untergebracht sind, um die geltenden Abstandsregeln zu übererfüllen. Von daher ist es durchaus wahrscheinlich, dass eine Genehmigung hier dennoch erfolgen kann.“

mathiasholleAuch Mathias Holle von Mathol Racing, der ebenfalls mit seiner Mannschaft über ein halben Dutzend Wagen im Feld an den Start bringen will, sieht die rheinland-pfälzischen Vorgaben als Knackpunkt im Konzept.

„Es ist erst mal für mich nur ein Diskussionsvorschlag, von daher möchte ich hier eigentlich noch nicht über ungelegte Eier reden. Wenn man streng nach den Vorgaben der Landesregierung geht, dann ist der Vorschlag angesichts eines Personalstabs von sicher über 1000 Personen pro Lauf – Streckenposten und Organisation kommen ja zusätzlich zum Teampersonal hinzu – schon sehr ambitioniert. Für mich sind einfach noch zu viele Fragen offen: Werden angesichts der durch den Umweg im Fahrerlager zusätzlich benötigten Zeit die Mindeststandzeiten angepasst? Was ist wenn Teams einfach nur Tankstopps einplanen und dann weiterfahren wollen? Wie müssen wir uns die Verpflegung der Teilnehmer an diesem Tag vorstellen? Darauf wurde in der ersten Mitteilung an die Teams gar nicht eingegangen. Die SRO hat parallel ihr Konzept heraus gegeben und das war mit 20 Seiten Umfang deutlich detaillierter. Von daher erwarte ich, das auch die Nürburgring Langstrecken Serie in den nächsten Tagen hier noch eine detaillierte Erläuterung nachschiebt.“

Holle war im Gegensatz zu den beiden anderen Teamchefs nicht zur weiteren Diskussion der Details am Dienstag eingeladen worden. Er musste aber wie bereits vor einigen Wochen erläutert schon erste Absagen bei seinen Kunden aufgrund der Corona-Lage verzeichnen. „Wie diese das akzeptieren das es keine Siegerehrungen und Pokalübergaben mehr gibt, kann ich auch noch nicht beurteilen. Die Privatiers nehmen an solchen Events ja auch teil, um am Ende im Erfolgsfall eine Anerkennung zu erfahren.“

Matthias UngerMatthias Unger von Adrenalin Motorsport sieht dagegen das von der VLN-GmbH vorgelegte Konzept als alternativlos an.

„Man muss es mal deutlich sagen: jetzt ist angesichts der Lage nicht der Zeitpunkt, um hier grosse Kritik zu üben. In der Serie müssen nun alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Unsere Piloten sehen das auch so. Wir müssen jetzt durch die derzeitige , aussergewöhnliche Lage durch und das schaffen wir nur wenn wir das alle gemeinsam mit positiver Einstellung durchziehen.“

Auch Unger will nicht verschweigen das sein Team trotz eines geplanten Rekordengagement im 2-stelligen Bereich noch von Problemen betroffen sein könnte. „Wir planen derzeit 10 Autos mit an die 30 Fahrern einzusetzen. Bislang hat mir nur ein Pilot erklärt das er aus aktuellen Budgetgründen möglicherweise nur einen Teil der Läufe bestreiten kann. Ich bin aber Realist genug um zu erkennen, das mit dem Saisonstart, wenn es wirklich an das Begleichen der ersten Rechnungen geht, hier noch weitere Absagen folgen können und auch werden. Ein starkes Thema wird dabei das Engagement ausländischer Piloten sein. Wir haben zum Beispiel ein Team genannt wo mehrere italienische Fahrer auf dem Wagen zusammen gespannt sind. Hier sind wir in starkem Masse von den Reisebeschränkungen abhängig.

Das von der Landesregierung definierte Limit von 250 Personen sehe ich bei rein nüchterner sachlicher Betrachtung für eine Motorsportveranstaltung nicht als unüberwindbares Problem an. Zum einen bietet das Paddock sehr viel Platz um auch grössere Menschenmengen bei ausreichender Einhaltung der Abstandsregeln zu beherbergen. Zum anderen sind die Fahrer und das Personal an den Wagen durch ihre Schutzkleidung, die Handschuhe, eine Sturmhaube und Helme bestens geschützt. Wenn jeder seinen Helm auf hat und von mir aus auch noch einen Mundschutz darunter trägt, dann kann man die Schutzbestimmungen kaum noch besser umsetzen. Das offene Paddock kann man dann als Lösung a la Daytona verkaufen.

Vorrangig ist für uns das der Rennbetrieb nun endlich losgehen kann. Da hängt ja auch eine grosse Wirtschafts- und Wertschöpfungskette dran. Es sind eben nicht nur ein paar gut situierte Privatiers die sich am Steuer der Autos vergnügen wollen, sondern da hängen auch Arbeitsplätze dran, die sich nicht nur direkt auf die Teams sondern auch auf Zulieferer, Dienstleister und die lokale Infrastruktur erstrecken. Das macht sicherlich einige tausend Jobs aus. Es geht hier um das wirtschaftliche Überleben nicht nur der Teams sondern auch aller an der Serie Beteiligten. Von daher ist meine Hoffnung das dies nun alle mit einer positiven Einstellung angehen.“

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