WEC-Testtag Nachschau

porschenringtest.jpgWir hatten noch nicht alle Fakten des WEC-Tests am Nürburgring in der vergangenen Woche in unserer ersten Meldung aufgearbeitet, daher sei uns hier noch eine kurze Nachschau gestattet.

Die Bestzeit des Audi Sport Team Joest Audi R18 e-tron Quattro von Loic Duval und Lucas Di Grassi mit einer 1:37.458. hatten wir bereits erwähnt. Was unter den Tisch fiel war das sowohl Audi als auch Porsche jeweils über 1000km an den beiden Testtagen auf dem Ring abspulten. Porsche hat den Test einer High-Downforce Konfiguration die kommenden Tage terminiert. Toyota hingegen testete nach eigenem Bekunden schon Konfigurationsteile für die 2016´er Saison. Die Kölner Truppe sieht auch bei ihrem Heimrennen wenig Chancen noch einmal an die siegreiche Saison 2014 anknüpfen zu können.

Die Bestzeit bei den LMP2 ging dem Vernehmen nach an die Strakka Racing Crew die mit dem neuen Gibson mehr als 1s schneller als die Konkurrenz, zumindest solange Jonny Kane am Steuer sass. Bei Kolles testete GP2-Pilot Rene Binder an der Seite von Simon Trummer und Pierre Kaffer den CLM P1/01 AER. SARD-Morand, die dem Vernehmen nach eine Kooperation mit der schweizer Rebellion Racing Truppe anstreben, liessen F3-Pilot Matt Rao an der Seite von Pierre Ragues und Oliver Webb ans Steuer.

Als einziger Wagen der nicht zu den regulären Teilnehmern zählte nahm ein schwarzer Ferrari mit einer Michelotto-Testmannschaft am Test teil. Schnellste Teilnehmer bei den GTE waren die beiden GTE-Pro-Porsche des Porsche Teams Manthey und der #88 Abu-Dhabi-Proton Competition 991 in der GTE-Am. Insgesamt 21 Wagen nahmen am Test teil bei dem es keine Zwischen- oder Unfälle zu vermelden gab.

Zweites DMV-GTC 60 Minuten Rennen in Hockenheim

Wir schulden euch noch einen Überblick über das vor einer Woche in Hockenheim veranstalteten 60 Minuten-Rennen der DMV-GTC.

dmv_gtc_60_hh3_start.jpgBeim 20 minütigen Qualifying setzte Fabian Plentz im Audi R8 LMS ultra die erste Bestzeit mit 1:41.884 Minuten für den 4,574 Kilometer langen Kurs im Badischen. Michael Funke, der zusammen mit Georg Nolte den Ford GT GT3 pilotierte lag mit 0,222s knapp hinter Plentz. Dritter wurde Klaus Dieter Frers im Ferrari F458 GT3 Italia.

Nach der Freigabe des fliegenden Starts, übernahm Michael Funke die Führung und konnte sich bis in die fünfte Runde gegen den stark fahrenden Fabian Plentz wehren. Dann jedoch ging der Audi-Pilot vorbei und nach dem Fahrerwechsel blieb Tommy Tulpe im HCB Rutronik-Audi weiterhin in Führung. Fabian Plentz fuhr mit 1:40.862 Minuten dann auch die Bestzeit im Rennen. Nach Ankunft im Parc fermé zeigte sich das Gespann bestens gelaunt:,, Es ist super für uns gelaufen. Bereits beim Start sind wir gut weggekommen. Anfangs konnte uns der Ford GT GT3 angreifen. Nach einem kleinen Fehler von Michael Funke setzten wir uns jedoch wieder an die Spitze und fanden unseren Rhythmus. Danach fuhren wir einen guten Vorsprung heraus und konnten letztendlich den Sieg nach Hause bringen", erklärte Plentz. Und Tommy Tulpe ergänzte: "Das Auto hat sich auch nach 60 Minuten noch immer enorm gut angefühlt. Die Box hat mir jede Runde meinen Vorsprung zum Hintermann mitgeteilt, wodurch ich mir das Rennen gut einteilen konnte."

Auf Platz zwei und drei folgten die Einzelkämpfer Peter Mamerow (Porsche 996 RSR) und Klaus Dieter Frers (Ferrari 458 GT3). Nach den zwei Sprintrennen vom Tage, zeigten die beiden Piloten aus dem DMV GT und Touring Car Cup mit Podestplätzen ihre Langstreckenqualitäten. Dabei schaffte es Frers mit seinem Team sogar die Boxenstoppzeit zu 100% ideal auszunutzen. Genauso übrigens wie Dietmar Haggenmüller/André Krumbach von Spirit Racing (Audi R8 LMS ultra), die mit Platz vier nur knapp den Sprung auf das Podest.verpassten. Auf dem fünften Rang liefen Michael Funke und Georg Nolte im Ford GT3 ein. Zu Beginn waren sie zeitweise in der Lage ganz vorne ein Wörtchen mitzureden. Nach einem kleinen Fehler mussten sie jedoch etwas zurücktreten. Sechster wurde Suzanne Weidt, die zusammen mit dem zweigleisig startenden André Krumbach im Audi R8 LMS ultra eine starke Leistung ablieferte und sich bei Fallen der Zielflagge vor Thomas Langer und Rainer Noller im Porsche 997 GT3 Cup im Ziel sah.

Jay Boyd/Andy Prinz (Norma / Honda) sowie Robert Schönau/Evi Eizenhammer (Norma / Honda) boten sich ein packendes Duell um den Sieg in Klasse 11. Nachdem Schönau und Eizenhammer vor allem beim Boxenstopp Zeit verloren, war für Boyd/Prinz der Weg frei zum Klassensieg. Den letzten Platz in den Top 10 konnten sich Markus Fischer und Ronja Assmann im Porsche 997 GT3 Cup sichern und damit ein versöhnliches Ergebnis im Gesamtklassement verzeichnen.

Das Safari Ungeheuer im Dauner Urwald

nissan240a.jpgEs gibt Momente im Leben, da trifft man auf etwas und ist einfach fasziniert. Und wenn dies dann auch noch eine fahrende Legende ist wie der Nissan 240RS, der im selben Jahr zusammengeschraubt wurde als ich das Licht der Welt erblickte, dann stehen sich Zwei Auge-um-Auge gegenüber. So passiert am vorletzten Wochenende beim Eifel Rallye Festival in Daun – ein Festival, das Generationen vereint. Obwohl ich 1985 noch viel zu klein war, um das Aussterben der Gruppe B Rallyeweltmeisterschaft mitzuerleben, so kam ich doch sehr früh durch meine Liebe zum Motorsport an die Klassiker von damals.Nissan fuhr die erste Safari Rallye der Gruppe-B-Zeit mit dem neuen Typ 240RS 1983. Während die Werkswagen von Mike Kirkland (Chassis 006) und Shekhar Mehta früh durch Motorschäden ausfielen, führte der dritte von Timo Salonen die Rallye bis kurz vor dem Ziel an, ehe auch sein Motor kaputt ging. Im folgenden Jahr wurde Chassis 006 als Chase Car (schnelles Servicefahrzeug) eingesetzt, ehe er an Ashok Patel verkauft wurde. Der Kenianer war bei der Safari 1985 mit Platz neun bester Privatfahrer.

nissan_240rs_bernd_schweickard_1.jpgGenau dieser Nissan mit dem Chassis 006 wurde von dem jetzigen Besitzer, Achim Loth, im Jahre 2008 von Kenia nach Deutschland geholt und seither komplett über fünf Jahre restauriert. Keine leichte Aufgabe für den Schweizer, denn wie viele andere Rallyefahrzeuge von damals, schien auch der 240RS wie vom Erdboden verschwunden zu sein und Ersatzteile waren kaum erhältlich. Doch zum Glück war der Wagen fast komplett, denn bei gerade mal 200 sportlichen Ablegern des Nissan Silvia, bedeutete jedes fehlende Teil eine Neuanfertigung. Doch trotzdem mussten einige Blech- und Motorenteile und verschiedene Kleinstteile eigens für den 240RS angefertigt werden. Seit 2014 ist der Nissan nun wieder einsatzbereit und nahm im letzten Jahr auch das erste Mal bei der Eifel Rallye Meisterschaft teil.

Und so kam ich nun am vorletzten Freitag ins beschauliche und idyllische Daun, um mir das Ganze mal aus der Nähe anzusehen. Niemals hätte ich diesen Auflauf an Menschen erwartet, diesen bunten Mix an Autofans die unterschiedlicher nicht sein könnten – und keiner hatte mich vorgewarnt, welch fantastische Autos dort einfach so mal eben auf dem „Marktplatz“ stehen. Und dann stehe ich vor ihm: Mit einem treuen Blick schaut er mir entgegen und ich bin gefesselt. Welch schönes Rennauto! Und mit 32 Jahren noch sehr gut in Schuss! Nach einer kurzen Einweisung in die Technik und die Besonderheiten des Fahrzeuges, fahren wir im Konvoi an den Treffpunkt für die Mitfahrten. Ich bin als Zweite dran und warte geduldig am Straßenrand in einer „Haarnadelkurve“, was als nächstes passiert.

Mit einem Schlag wird die Stille des Dauner Waldes gebrochen. Mit Donner und Grollen bahnt sich an, was man kurze Zeit später live sieht. Das Getriebe knarrt beim Gangwechsel, die Reifen quietschen, es raucht und qualmt, und der Nissan 240RS spurtet den Berg hinauf – Gänsehautfeeling inklusive. Wie wird dann erst die Mitfahrt? nissan_240rs_bernd_schweickard_3.jpgAls ich im engen Schalensitz Platz nehme, mir wie früher die Kopfhörer aufsetze, die Gurte festzurre, wird mir schon ein bisschen flau im Magen. „Der Sitz ist das einzige nicht originale Teil, früher war hier ein Klappsitz aber heutzutage geht Sicherheit vor“, erklärt mir Achim, bevor er auch schon den ersten Gang eingelegt hat. Der übrigens beim Rechtslenker unten links ist um das Ganze noch zu verkomplizieren. Während sonst das Auto über afrikanische Steppen jagte, musste sich das Safari-Ungeheuer mit einer asphaltierten Serpentinenstraße außerhalb von Daun begnügen – aber das war dennoch Spaß pur. Auch wenn wir ab und zu abbremsen müssen, da wir auf Verkehr auflaufen, man ist das ein Wahnsinnsgefühl.

Komischerweise blieb ich mal ganz stumm während der Mitfahrt, was bei mir selten der Fall ist. Und als es vorbei war hatte ich Herzklopfen und ein riesiges Strahlen im Gesicht. Was für ein Auto! Hier beherrscht noch das Talent des Fahrers das Auto, nicht umgekehrt. Hier muss der Fahrer das Auto im Griff haben, sonst liegt man in der nächsten Böschung auf dem Dach. Hier erlebt man wahren Rennsport und fragt sich dennoch, die Typen von damals müssen doch einfach verrückt gewesen sein.

Dass die „Typen“ von damals nicht nur verrückt, sondern auch unheimlich charismatisch und witzig waren, beweist mir kurze Zeit später Mike Kirkland, der mir in einem astreinen Oxford-Englisch Rede und Antwort zu seiner Karriere und dem Nissan steht.

„Es ist einfach fantastisch mein Auto wieder zu sehen und vor allem die ganze Arbeit die Achim und die Jungs da reingesteckt haben. Wenn Du mich fragst, ist das haargenau das Auto, mit dem ich vor 32 Jahren bei der Rallye an den Start ging. Ich sehe einfach keinen Unterschied zu damals.“

Was macht für Sie die Faszination Rallye-Sport aus? „Motorsport ist mein Leben, das ist das was ich liebe! Ich nahm an 90 Safarirallyes teil und an vielen weiteren, wie etwa in Zypern, Hongkong, Beijing. Ich hatte das schönste Leben, das man sich vorstellen kann. Wenn ich den Sport in meinem Alter noch ausführen könnte, würde mich nichts davon abhalten, aber ich bin jetzt einfach nicht mehr schnell genug. Die letzte Rallye, an der ich teilnahm, war 2006 in Südamerika. Das waren 30 unheimlich spannende und tolle Tage und das Beste an Motorsport ist: man trifft wirklich die besten Menschen auf der Welt.“

Wie finden Sie das Eifel Rallye Festival? „Ich finde diese Veranstaltung einfach nur gigantisch. Ich sehe hier so viele Autos, gegen die ich früher angetreten bin. Es sind hier so viele, von denen ich die originalen Autos kenne und mit den Fahrern nach wie vor befreundet bin.“ Würden Sie gerne ein Rallye Auto aus der heutigen Zeit mal fahren? „Nein, ich weiß, dass ich jetzt nicht mehr schnell bin. Ich bin jetzt 68 Jahre alt. Aber damals im Jahr 2006 saß ich das erste Mal seit 13 Jahren wieder in einem Rallye Auto und wir belegten den zweiten Rang. Und sogar ich war sehr überrascht darüber, wie stark wir noch waren.“

Schade, dass ich leider schon nach einem Nachmittag wieder fahren musste, aber das Team hatte eine tolle Rallye und wurde zudem mit dem Preis für das Auto mit dem besten Original-Zustand ausgezeichnet. Ich werde dieses unbeschreibliche Erlebnis so schnell nicht wieder vergessen. Danke Nissan. Danke Mike Kirkland.

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