10. Sieg für Audi - ein Kampf bis zum Schluss

Das war mit Sicherheit eines der spannendsten Le Mans-Rennen der letzten Jahre - vielleicht sogar des letzten Jahrzehnts. Nur 13s betrug am Ende der Vorsprung des Audi #2 von Marcel Fässler, Benoit Treluyer und Andre Lotterer. Audis zehnter Le Mans Sieg (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) war im Rückblick der bislang am Schwersten erkämpfte der Ingolstädter und trug alle Züge eines Klassikers in sich, von dem man noch jahrelang wird erzählen können.

Es war seit Jahren endlich mal ein Rennen das Audi aufgrund seines Speeds aus eigener Kraft gewinnen konnte. In den vergangenen zwei Jahren war man mit dem missglückten R15-Konzept und seinen umgebauten Evo-Versionen mehr darauf angewiesen, zu hoffen, dass die Peugeot ihren überlegenen Speed nicht umsetzen könnten. Wie sich in Spa-Francorchamps bei den 1000km zeigte, hatten beide Hersteller dieses Jahr equivalente Einsatzwaffen an den Start gebracht. Dass zwei Werksteams ihre sechs Einsatzwagen innerhalb einer halben Sekunde qualifizieren konnten, unterstrich die Augenhöhe der Kontrahenten.

Scheinbar lief zunächst für Audi alles schief. Im Vorfeld war schon gerüchteweise durchgesickert, dass das „Seniorentrio“ Kristensen / Capello / McNish aufgrund ihres Alters bei Audi in der Diskussion stand. Vielleicht mag dies unzutreffend sein, jedoch deuten der ungewohnte Fehler von Rekordsieger Kristensen im Qualifying und der Fehler von McNish im Rennen darauf hin, dass das erfahrene Trio unter höherem Druck als sonst stand. Der Unfall des Schotten bemühte sämtliche Schutzengel, die in Le Mans bereit standen. Es grenzt an ein Wunder das lediglich nur vier der hinter der Leitplanke stehenden Fotografen durch die herabregnenden Trümmer leicht verletzt wurden und das umherfliegende Rad des R18 niemanden hinter der Planke traf. Hätte sich der R18 über die Leitplanke überschlagen, wäre eine neue Katasdrophe wie 1955 unvermeidbar gewesen.

Auch der zweite Unfall von Mike Rockenfeller in der Nacht erklärt sich mit Druck für das Siegertrio aus dem Vorjahr. Aufgrund eines ungeplanten Boxenstopps war man im Kampf um die Führung zurückgefallen. In der Aufholjagd wurde Rockenfeller Opfer eines unachtsamen Überrundeten. Der Anschlag bei Tempo 275 km/h (Angabe von Audi) war ein erneuter Stresstest für das Konzept der Sicherheitszelle des R18Tdi, die erneut dem Anschlag standhielt. Vor zehnJahren hätte man zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon zwei tote Piloten zu beklagen gehabt.

Was gab also den Ausschlag dass Audi gewann? Schon nach vier Stunden herrschte Alarm im Peugeot-Lager, als offensichtlich wurde, dass die Ingolstädter Vierfachstints mit den Piloten und den Reifen fahren konnten. Peugeot war dagegen auf Dreifachstints unterwegs. Da ein Reifenwechsel etwa 20s kostet bedeutete das bei 24h das Peugeot mit neun regulären Reifenwechseln kalkulierte und Audi mit sieben - somit mussten die 908 etwa eine weitere Minute auf der Strecke gut machen. Was bei annährend gleichem Tempo der Autos den Druck seitens Peugeot verschob. Zwar sorgten die Safetycars dafür, dass die Situation bei den Reifenwechseln sich zeitweise entspannte, jedoch war Audi mit Taktikguru Ralf Jüttner auch in den Gelbphasen immer um einen Tick cleverer bei der Ausnutzung der SC-Phasen. Letztlich machten auch die drei Piloten sowie die gesamte Crew des R18Tdi #2 keinen Fehler - trotz so mancher haariger Situation und einiger direkter Zweikämpfe mit den zahlenmässig überlegenen 908 um die Führung. Auch der einsetzende Regen und ein schleichender Plattfuss kurz vor Schluss konnte die Crew der #2 nicht aus dem Konzept bringen.

So konnte sich in den Endstunden ein wahres Rennen zwischen den Kontrahenten entwickeln, das mit der #2 letztendlich verdiente Sieger sah. Auch Peugeot war zwar fehlerfrei unterwegs, verlor aber die Ausgabe 2011 trotz einer im Vergleich zu den Vorjahren tadellosen Vorstellung, weil Audi bei der Taktik letztendlich kleine Vorteile nutzte.

British GT - Brands Hatch - Vorschau

Als dritte Runde der Britischen GT-Meisterschaft wird am 19.06. in Brands Hatch ein zwei-Stunden-Rennen zur Austragung kommen. Die Veranstalter erwarten ein Teilnehmerfeld von insgesamt rund 30 Wagen. In der GT3-Kategorie soll der RPM-Ford GT mit den PiIoten Peter Bamford / Thomas Mutsch zum Einsatz kommen. Der ansonsten für RPM fahrende Alex Mortimer hat in der British GT anderweitige Verpflichtungen - er tritt mit Andrew Tate in einem der beiden CRS-Ferrari F458 an. Bei den GT4 werden in Brands Hatch zwei Aston Martin an den Start gebracht: Neben dem vor einigen Tagen angekündigten Auto von Secure Racing wurde auch ein Vantage von Aston Martin Belgium für Arnold und Jean-Paul Herreman genannt.

Spanische GT - Albacete - Vorschau

Spanische GT - 2011 Jarama - www.gtsport.esDie dritte Runde der Spanischen GT-Meisterschaft wird am 18./19.06. in Albacete ausgetragen. Anstatt der üblichen zwei Läufe über je 50 Minuten steht diesmal jedoch ein Rennen über 2 Stunden und 10 Minuten auf dem Programm.

Team Edil Cris plant, erstmals in dieser Serie einen Ferrari F458 einzusetzen, den das Trio Miguel Ramos / Joao Ramos / Raffaele Giammaria pilotieren soll. Für den Drivex-Porsche 997 RSR wird Manuel Giao statt Miguel Amaral als zweiter Fahrer neben Miguel Angel de Castro aufgeboten. Laut vorläufiger Entry-Liste sind 16 Wagen gemeldet (nach Klassen: sechs Super GT, vier GTS, sechs GT Light).

Australischer Porsche Carrera Cup - Zwischenstand

Australischer Porsche Carrera Cup 2011- www.cupcar.com.auDer 2009 und 2010 - nach schwindenden Teilnehmerzahlen - nicht durchgeführte Porsche Carrera Cup Australia erlebt heuer sein Comeback: Zu den jeweils drei Läufen bei den Events in Melbourne und Perth ging ein Feld von mehr als 20 Wagen an den Start.

Die Punktetabelle der Professional-Kategorie führt derzeit Steven Richards (Laser P&E-Porsche 997 GT3 Cup; Bild) mit 306 Zählern an, gefolgt vom Cup-Champion aus 2008 Craig Baird (Dutton Insurance-Porsche 997 GT3 Cup; 302) sowie Johnny Reid (Simjen Racing-Porsche 997 GT3 Cup; 276). Diese drei Piloten konnten bisher je zwei Laufsiege erzielen. In der Elite-Wertung der Serie liegt Max Twigg (AEF-Porsche 997 GT3 Cup) voran, der in den letzten Jahren in der Australischen GT-Meisterschaft auf einem 997 GT3 Cup S unterwegs war.

Aktuelles aus Le Mans ...

...wird ab sofort unter diesem Link gesammelt. Die 79. Ausgabe des Klassikers verspricht einen erneuten Zweikampf an der Spitze zwischen Audi und Peugeot sowie ein offenes Rennens in allen weiteren Klassen.

Australische GT - kommt eine strategische Neuausrichtung?

Die Rückkehr des regierenden Meisters David Wall (Michelin-Porsche 997 GT3 Cup S; Bild links) für nur zwei Läufe sowie das Debüt eines Mercedes SLS kennzeichnen zwei bemerkenswerte Veränderungen rund um die aktuelle Saison der Australischen GT.

Zum einen hat sich heuer Zahl in der GT Championship-Kategorie antretenden Porsche-Piloten deutlich reduziert. David Wall ist zu den down under populären V8-Supercars abgewandert, James und Theo Koundouris, Max Twigg und Marc Cini treten in dem nach zwei Jahren Pause wiederbelebten Australischen Porsche Carrera Cup an. Lediglich Dean Grant hat diese Gelegenheit genützt, einen der frei gewordenen Porsche 997 GT3 Cup S (Bild rechts) erworben und hält aktuell an der Spitze der Meisterschaft mit.

Das Debut des von Erebus Racing eingesetzten GT3-Mercedes (Bild rechts) bei der dritten Runde der Serie in Eastern Creek bedeutet einen signifikanten Einschnitt in Bezug auf das Reglement. Mit der Begründung, die Kosten in Grenzen halten zu wollen, waren bisher Fahrzeuge der neuesten GT3-Generation (so etwa der Lamborghini Gallardo LP600 oder der Posche 911 GT3 R) in der Australischen GT nicht zugelassen. So blieb bislang der 2009er Penfold-Audi R8 LMS von Mark Eddy das „modernste“ Auto im Feld. Trotz der Balance-of-Performance-Maßnahmen, die unter Mitwirkung von Allan Simonsen am Freitag vor den Rennen in Eastern Creek erarbeitet wurden, dürfte die Ausnahme für den Mercedes SLS einiges in Bewegung bringen.

V de V - Funyo Challenge - Ergebnisse Motorland Aragon

Nachzutragen ist noch der Ausgang der dritten Runde der Funyo Challenge: Antoine Daniellou (MSI-Funyo 5) hat bisher eine perfekte Saison - er gewann auch in Alcaniz wieder alle drei Sprintläufe und hält somit nach neun Starts bei neun Siegen. Erfolgreich verlief das Wochenende auch für Nicolas Cannard (HMC Loheac-Funyo 5; zweimal Zweiter) und Francois Heriau (HMC Loheac-Funyo 5; je ein zweiter, dritter und vierter Rang).

In der Gesamtwertung führt Daniellou vor 420 Zählern vor Heriau (320), Cannard (314,5) sowie Jacques Fontbonne (HMC Loheac-Funyo 5; 260) und Yves Orhant (Y.O. Concepts-Funyo 5; 259,5). Mit den Rennen Anfang Juli in Dijon beginnt für diese Serie bereits die zweite Saisonhälfte.

FIA-Langstrecken WM - Der ILMC wird zur Weltmeisterschaft

plassardtodt.jpgAuf der Pressekonferenz des ACO haben ACO-Direktor Jean-Claude Plassard und FIA-Präsident Jean Todt die Vereinbarung über die Ausrichtung der FIA-Langstreckenmeisterschaft unterzeichnet. Damit bekommt der Intercontinental Le Mans Cup schon in seinem dritten Jahr das Weltmeisterschafts-Prädikat der Intenationalen Automobilbehörde verliehen. Die FIA-Langstreckenweltmeisterschaft, deren Konzept vor zwei Wochen schon einmal grob vom ACO veröffentlicht wurde, soll 2012 sechs Rennen auf drei Kontinenten umfassen. Je zwei Läufe in Europa - einer davon sind die 24h Le Mans mit doppelter Punktvergabe -, Amerika und Asien sollen 2012 den Kalender bilden. Als zweite europäische Runde sind derzeit Silverstone, Spa-Francorchamps oder der Nürburgring im Gespräch. Bei den amerikanischen Runden wird neben Nordamerika auch Südamerika erwogen, wobei allerdings ein Antreten dort 2012 unwahrscheinlich ist. Bei den asiatischen Runden konzentriert man sich derzeit auf die Partner in China, auch weil in Japan, trotz des gesteigerten Engagements der Hersteller Honda, Toyota und Nissan, derzeit andere Prioitäten herrschen.

Gefahren wird 2012 und 2013 mit der bestehenden Klassenstruktur aus LMP1, LMP2, GTE-Pro und GTE-Am, was den interessierten Teams Planungssicherheit geben soll. Start SpaEs wird Weltmeisterschaftstitel für Fahrer Teams und Hersteller bei den LMP1 und den GTE-Pro geben. Für die GTE-Am und die LMP2 sind Weltcup-Titel vorgesehen. Mit der Bezeichnung Langstrecken-Weltmeisterschaft sieht man sich auch nicht in Konflikt mit der FIA-GT1 Weltmeisterschaft, die sich in Zukunft als Sprintserie allen Fabrikaten von der GT1 bis zur GT3 öffnen will. Die Läufe werden eine Mindestlänge von 6h und eine Maximallänge von 24h haben. Damit will man den Herstellern eine Bühne für die Ausdauerfähigkeit ihrer automobilen Technologien schaffen. Parallel sollen die Le Mans Serie und die ALMS als Basisserien weiter beibehalten werden.

Nachdem Jean Todt letztes Jahr den umstrittenen Max Mosley als FIA-Präsident ablöste, wurden die Bedingungen für eine Aufwertung des ACO Championnats schlagartig besser. Die „Frensh Connection“ des ehemaligen Peugeot-Sportchefs, der 1992 und 93 die ersten Siege für die Löwen an der Sarthe beaufsichtigte, und der alten Weggefährten vom ACO gab den Le Mans Veranstalter die Chance, wieder eine Sportwagen-WM auf den Weg zu bringen, die Todts Vorgänger erfolgreich gegen die Wand gefahren hatten. Mit der FIA-Langstrecken-WM steht nun wieder eine Ära des Werkssports im Sportwagenbereich in Aussicht, die zahlreiche legendäre Schlachten in den kommenden Jahren verspricht.

Das Geheimnis der 56.Garage ...

deltawing.jpgAuf der Pressekonferenz in Le Mans gab es auch Infos zum Status des „56. Startplatzes“, der ja schon in diesem Jahr für ein Experimental-Auto vorgesehen war, aber mangels geeigneter Nennungen nicht belegt werden konnte. Der ACO hält aber weiter an dieser Idee fest, einen vollkommen neuen Technologieträger ausserhalb der Wertung mitfahren zu lassen und konnte auf der Pressekonferenz drei Projekte präsentieren, von denen zumindest eines als heisser Kandidat für einen Auftritt bei den 24h 2012 gilt.

Das Projekt mit den meisten Chancen ist derzeit das Deltawing-Projekt, hinter dem mit Highcroft, Panoz und All American Racers drei potente Partner als Geldgeber stehen. Der Deltawing soll mit einer ausserhalb der geltenden Le Mans-Regeln optimierten Aerodynamik von einem 1,6l Turbomotor auf das selbe Effizienz-, Speed und Leistungslevel gebracht werden wie die bestehenden Autos. Die auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftige Dreiecksform und der Verzicht auf die bislang obligatorischen Heckflügel erlaubt durch den massiv herabgesetzten Luftwiderstand kleinere Motoren und eine herabgesetzte Leistung. Die nötige Downforce soll alleine durch den Unterboden generiert werden. Der Baubeginn des ersten Chassis ist nach der Zusage des ACO für Juli 2011 angepeilt. Die Highcroft-Mannschaft will erste Tests des Wagens im Herbst durchführen.

greength2lmp.jpgAls zweites Projekt steht der brennstoffzellen-betriebene Green GT-LMP H2 zur Auswahl. Die schweizer Firma Green GT hatte bereits als Fingerübung einen elektrisch betriebenen CN-Sportwagen mit 300kw Leistung aufgelegt. Der geplante GreenGT LMP H2 soll mit einer 12kg Wasserstoffdruckgasflasche als Brennstofftank über eine Brennstoffzelle einen Elektromotor antreiben, der den Wagen auf den nötigen Speed bringt. 100gr Wasserstoff sollen dabei energieequivalent zu einem Liter Sprit sein. Der Bau eines ersten 100kw starken Prototypen des H2-LMP ist für den Herbst geplant. 2012 soll dann eine 300kw starke Version folgen. Entwicklungsfahrer des Wagens soll der Italiener Christian Pescatori sein.

Als drittes Projekt soll schon wie im vorigen Jahr angekündigt der Batterie-Courage LC75e fungieren. Der Plan Yves Courages, einen Lithium-Ionen Akku betriebenen LMP mit Elektromotoren an den Start zu bringen, wurde schon letztes Jahr vorgestellt. Das Projekt ist jedoch hinter dem Zeitplan und krankt derzeit an den zu schweren und teuren Akkus. Dennoch soll der Wagen im Herbst seine ersten Runden drehen.

lc75e.jpgSowohl der Batterie-Courage als auch der Porsche 911 GT3R Hybrid standen schon für dieses Jahr auf der Wunschliste des ACO für das Konzept des im letzten Jahr vorgestellen Experimental-Autos. Während das französische Projekt hinter den Zeitplan fiel, sagte Porsche dagegen dem ACO aus eigenen Stücken ab. Die Weissacher trauten dem Auto, das auch bei den 24 Stunden am Nürburgring starten soll, keine zwei 24h-Rennen innerhalb von zwei Wochen zu. Zudem wird das Konzept des Hybrids auf der mit vielen Kurven, Bergab- und Beschleunigungsstrecken ausgestatteten Nordschleife effektiver greifen als auf der mit langen Geraden und weniger Kurven ausgestatteten Strecke an der Sarthe. Der im Winter plakativ vorgestellte 918 Hybrid soll mangels Renntauglichkeit nicht als Alternative zur Verfügung gestanden haben.

Mit drei Projekten zur Auswahl, wovon eines ein schlagkräftiges Konsortium im Rücken hat, besteht zumindest 2012 die Chance, dass in Le Mans ein Experimental-Auto startet. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die „56.Garage“ zu Le Mans´ Version des sagenumwobenen „Hangar 18“ verkommt, in dem geheimnisvolle Techologien auf ihre Erweckung warten sollen ...

Meistgelesene Einzel-Artikel der letzten 2 Wochen