Der Reifenkrieg am Ring
Es ist vielleicht einer der letzten, aber definitiv der grösste Reifenkrieg im internationalen Motorsport: Sowohl das 24 Stunden Rennen am Nürburgring als auch die VLN Langstreckenmeisterschaft bieten den Reifenherstellern einen uneingeschränkt offenen Wettbewerb. In Zeiten in denen die meisten Serien auf lukrative Alleinausrüsterverträge setzen und wo selbst die angeblichen Top-Serien des ACO maximal einen Zweikampf zwischen 2 Herstellern erlauben, balgen sich am Ring im Prinzip alle im Motorsport engagierten Reifenfabrikate um Gesamt und Klassensiege. Nicht weniger als 9 Reifenhersteller - Michelin, Dunlop, Pirelli, Hankook, Falken, Yokohama, Kumho, Bridgestone und Hoosier - waren bei der 44.ten Ausgabe des Langstreckenklassikers vertreten.
Offiziell waren zwar noch 2 weitere Fabrikate dabei, da deren Einsatzteams jedoch zugunsten zählbarer Resultate die lediglich im ersten Training aufgezogenen Walzen ihrer als Hauptsponsoren auftretenden Reifenpartner abmontierten und durch Michelinreifen mit verschämt abgekratzten Aufklebern ersetzten, verzichten wir hier auf die Nennung dieser 2 der Redaktion bekannten Fabrikate. Etliche Teams setzten zudem auf 2 verschiedene Hersteller für trockene und nasse Bedingungen; wo wir dessen gewahr wurden verzeichnen die Ergebnislisten in unserem Rennbericht statt dem Logo des Herstellers 2 Kürzel der eingesetzten Produkte.
Das grösste Kontingent setzt traditionell Michelin am Ring ein: 65 Mannschaften waren auf den Pneus aus Clemont-Ferrand unterwegs und erzielten nicht nur zahlreiche Klassensiege (SP9, SP7, SP-X, CUP3, V6, SP6, V2T, SP3, SP2T) und den Gesamtsieg: In der Gesamtsiegerklasse waren 29 von 38 Wagen auf den französischen Erfolgspneus unterwegs. Unter den 16 schnellsten Teams der Klasse kamen 15 Teams auf den französischen Reifen daher. In den Top 20 des Gesamtklassements waren 16 Wagen mit Michelins ausgerüstet. Der französische Hersteller bleibt für die Konkurrenz weiter die unangefochtene Messlatte wenn es um erfolgreiche Rennreifenentwicklung geht.
40 Autos setzten nach unseren Vor-Ort-Recherchen auf den grössten Konkurrenten der Franzosen. Dunlop informierte am Ring im Rahmen eines Presseevents über den Stand seines Langstreckenengagements, das ja auch die ACO-Rennserien umfasst, am Ring aber einen weiteren Schwerpunkt besitzt. 7 Autos in der Top-Klasse der SP9 – der #5 Phoenix Racing Audi, der auf Platz 10 das beste Ergebnis auf den in Deutschland gefertigten Reifen erzielte, die 3 Walkenhorst Motorsport BMW´s, beide Aston Martin Vantage GT3 und der Car-Collection Audi - setzten auf die Pneus der zum Goodyear-Konzern gehörenden Marke. Klassensiege errang man in der exklusiv ausgestatteten BMW M235i-CUP5-Klasse und der AT-Kategorie.
Pirelli Reifen waren an 12 Autos zu finden. In der Top-Kategorie setzte lediglich das Team des Mann-Filter-Mercedes auf die in den SRO-Serien und dem GT-Masters als Alleinausrüster fungierende Marke – und fuhr damit den Michelin-bereiften Markenkollegen hoffnungslos hinterher. Mehr Glück hatte da schon die in der SP8 und SP8T antretende TCR & Vetter Motorsport-Mannschaft, die im Gros aus Pirelli-Mitarbeitern bestand. Das inoffizielle „Werksteam“ des italienischen Herstellers errang in beiden Klassen den Klassensieg, der vom Erfolg der V3-Mannschaft von Pit Lane Racing mit dem Toyota GT 86 ergänzt wurde.
Hankook rüstete 13 Autos im diesjährigen Klassiker aus, verzichtete jedoch im Unterschied zu den Vorjahren auf ein Engagement in der Top-Klasse. Daher muss man im Gesamtklassement bis zu P39 hinab blättern um das erste Hankook-Team zu finden. Klassensiege erzielte man in der CUP1-Kategorie der Opel Astra Cup-Racer und zusätzlich mit dem Hyundai Veloster in der SP2T.
Falken tritt am Ring zwar als Hauptsponsor des Rennens auf, ist aber traditionell nur mit sogenannten „Landmark-Engagements“ auf nur einzelnen Autos vertreten. Immerhin starteten in diesem Jahr 2 Autos auf den Reifen des aus dem japanischen Sumitomo Konzerns stammenden Herstellers. Während der Falken Porsche ein Opfer der BoP wurde, es aber mit P9 immerhin in die Top-10 schaffte, gelang dem zweiten Wagen, dem Subaru WTX Sti ein Klassensieg in der SP3T.
Auch auch Japan kam Yokohama in diesem Jahr gleich auf 16 Autos zum Einsatz, wobei man einige Klassensiege abstaubte. So ging der Premierensieg in der erstmals ausgeschriebenen TCR-Klasse (mathilda Racing Seat Leon), sowie die Klassensiege in der V4 (Adrenalin BMW) und V5 (Schmickler BMW) gingen an die Japaner. Der koreanische Hersteller Kumho rüstete lediglich 4 Autos aus. Mit dem Klassensieg in der V3T hat man zumindest ein vorzeigbares Resultat – wenn man unterschlägt das in der Klasse nur ein Auto startete...
Ähnliches widerfuhr den japanischen Konkurrenten von Bridgestone, die ebenfalls nur auf 4 Autos – 3 Wagen des Gazoo-Teams und dem Wölflick-Mustang - vertreten waren. Klassensieger ehren staubte hier nur der einzige SP-Pro im Feld, der auf P24 gewertete Tom´s Lexus RC-F ab.
Erfreulich fiel die Premiere der amerikanischen Rennreifenmarke Hoosier beim Klassiker aus: Zumindest der Stadavita-Mathol Racing Aston Martin Vantage GT4 kam hier in der SP10 als einziger Überlebender als Klassensieger an. Das ebenfalls Hoosier-bereifte Schwesterauto fiel in der Nacht nach einem Unfall aus.