Erste Analyse zur BoP der 24h am Nürburgring
Es ist eine Verdachtsfrage die sich angesichts des Ergebnisses und der Zwischenresultate in unserem Rennbericht von den 44.ten 24h am Nürburgring zwangsläufig stellt: War die BoP des ADAC Nordrhein für das vergangene 24h-Rennen hinreichend ausgewogen ? Oder waren einzelne Hersteller durch die Einstufung begünstigt? Leider liegt uns noch nicht das komplette Sektorenzeitenprotokoll des Rennens vor, so das eine detailierte Analyse hier noch nicht möglich ist, doch ein kurzer Blick auf die schnellsten Rennrunden liefert hier vielleicht weitere Indizien. Dazu haben wir alle Autos der GT3-Klasse nach ihren schnellsten Rennrundenzeiten sortiert und in die folgende Tabelle einsortiert:
Rang | Nr | Auto | Marke | Team | Land | Modell | Reifen | schnellste |
1 | 4 | AMG - Team Black Falcon | Mercedes-AMG GT3 | 8:19.002 | ||||
2 | 9 | AMG - Team Black Falcon | Mercedes-AMG GT3 | 8:19.563 | ||||
3 | 18 | Schubert Motorsport GmbH | BMW M6 GT3 | 8:19.576 | ||||
4 | 23 | ROWE Racing | BMW M6 GT3 | 8:19.697 | ||||
5 | 29 | AMG-Team HTP Motorsport | Mercedes-AMG GT3 | 8:19.788 | ||||
6 | 912 | Manthey Racing | Porsche 911 GT3 R | 8:20.345 | ||||
7 | 88 | Haribo Racing Team / AMG | Mercedes-AMG GT3 | 8:20.370 | ||||
8 | 1 | Audi Sport Team WRT | Audi R8 LMS | 8:20.706 | ||||
9 | 22 | ROWE Racing | BMW M6 GT3 | 8:21.442 | ||||
10 | 5 | Phoenix Racing | Audi R8 LMS | 8:22.038 | ||||
11 | 100 | Schubert Motorsport GmbH | BMW M6 GT3 | 8:22.072 | ||||
12 | 8 | Haribo Racing Team / AMG | Mercedes-AMG GT3 | 8:22.656 | ||||
13 | 30 | AMG-Team HTP Motorsport | Mercedes-AMG GT3 | 8:23.198 | ||||
14 | 2 | Team WRT | Audi R8 LMS | 8:23.615 | ||||
15 | 6 | Audi Sport Team Phoenix | Audi R8 LMS | 8:24.124 | ||||
16 | 37 | Bentley Team ABT | Bentley Continental GT3 | 8:24.318 | ||||
17 | 999 | Walkenhorst Motorsport | BMW M6 GT3 | 8:25.037 | ||||
18 | 14 | Black Falcon | Mercedes-AMG GT3 | 8:25.339 | ||||
19 | 75 | Mann Filter Team Zakspeed | Mercedes-AMG GT3 | 8:25.488 | ||||
20 | 3 | Frikadelli Racing Team | Porsche 991 GT3 R | 8:25.499 | ||||
21 | 16 | Twin Busch Motorsport | Audi R8 LMS | 8:25.624 | ||||
22 | 12 | Manthey Racing | Porsche 911 GT3 R | 8:25.747 | ||||
23 | 7 | Aston Martin Racing | Aston Martin Vantage | 8:26.237 | ||||
24 | 38 | Bentley Team ABT | Bentley Continental GT3 | 8:26.759 | ||||
25 | 25 | Konrad Motorsport GmbH | Lamborghini Huracan GT3 | 8:27.858 | ||||
26 | 101 | Walkenhorst Motorsport | BMW M6 GT3 | 8:29.446 | ||||
27 | 28 | Montaplast by Land-Motorsport | Audi R8 LMS | 8:29.475 | ||||
28 | 44 | Falken Motorsports | Porsche 991 GT3 R | 8:29.488 | ||||
29 | 27 | Aston Martin Racing | Aston Martin Vantage | 8:30.464 | ||||
30 | 11 | Audi race experience | Audi R8 LMS | 8:34.418 | ||||
31 | 35 | Nissan GT Academy Team RJN | Nissan GT-R GT3 | 8:34.876 | ||||
32 | 21 | Wochenspiegel Team Manthey | Porsche 911 GT3 R | 8:34.971 | ||||
33 | 24 | Team Zakspeed | Nissan GT-R Nismo GT3 | 8:39.633 | ||||
34 | 99 | Walkenhorst Motorsport | BMW Z4 GT3 | 8:39.674 | ||||
35 | 10 | Audi race experience | Audi R8 LMS | 8:39.997 | ||||
36 | 911 | Manthey Racing | Porsche 911 GT3 R | 8:47.614 | ||||
37 | 33 | Car Collection Motorsport | Audi R8 LMS | 8:51.204 | ||||
38 | 31 | AMG-Team HTP Motorsport | Mercedes-AMG GT3 | - |
Die schnellste Rennrunde absolvierte das spätere Siegerteam im Rennen. Die 8:19,002 von Maro Engel war zwar knapp 4,5s langsamer wie seine in der #9 absolvierte schnellste Qualifikationsrunde, gibt aber das Potential des Mercedes AMG GT im Renntrimm wieder. Sowohl die #9 von Black Falcon als auch der #29 HTP-Motorsport AMG blieben ebenfalls bei der schnellsten Rennrunde unter 8:20. Das Haribo Racing Team war aufgrund der ondulierten Front in der schnellen Endphase nur knapp nicht in der Lage diese Marke zu knacken. Bei den weiteren AMG lässt sich jeweils ein Grund finden warum diese Zeiten nicht erreicht wurden – seien es Ausfälle in der noch feuchten Rennphase (#8 / #30) oder ein abweichender Reifenpartner (Pirelli beim Mann Filter AMG).
Doch der Mercedes war nicht das einzige Fabrikat das dieses Level halten konnte: BMW erreichte mit dem neuen BMW M6-GT3 ebenfalls dieses Level. Der #18 Wagen von Schubert Motorsport und die #23 von ROWE Racing schafften ebenfalls Rundenzeiten unter 8:20. Somit hatte auch BMW einen potentiell siegfähiges Auto, das dann in Form der #18 ja auch in Führung liegend ausfiel. Lediglich die Dunlop-bereiften Walkenhorst-Wagen fielen gegenüber den Autos von Schubert und ROWE Racing zurück.
Dabei lag dies nicht pauschal an den Dunlop-Reifen, wie Audi in Form des Phoenix Racing Teams bewies. Die auf Dunlop gesetzte #5 des Team – also nicht der Werkswagen – war nur 1,3s langsamer wie der schnellste, Michelin-bereifte Audi R8 LMS GT3 des Belgian Audi Club Team WRT-Teams. Doch bei den Zeiten hinkte dieser schnellste Audi der Konkurrenz 1,7s hinterher. 1,7s pro Runde: das sind theoretisch 3 ½ Minuten Rückstand auf den schnellsten Mercedes. Pech für Audi das der schnellste Werkswagen der Belgier am frühen Sonntagmorgen nach einem Ausrutscher auf einer Ölspur aus dem Kampf um die Top-10 Plätze fiel und auch die weiteren Audi-Teams sich zum Teil gegenseitig ein Bein stellten. Aber auch sonst fehlte den Audi die Pace: eine 8:22-8:23 spiegelte schon eher das Rennpotential der Vorjahressiegerkonstruktion wieder. Damit war man auf die Renndistanz hin schon 4s oder eine Runde hinter den Mercedes eingestuft. Das der Rückstand am Ende noch grösser ausfiel, lässt vermuten das der Rückstand in Wirklichkeit noch gravierender war.
Etwa das selbe Level hatte auch Porsche. Zwar war Mantheys einziger, die Startphase überlebender Porsche mit einer schnellste registrierten Runde von 8:20,345 sogar noch etwas schneller als Audis schnellste 8:20,706, aber auch Porsche fehlten im Schnitt weit mehr als die 1s die die schnellste Rennrunde vorspiegelt. Das sowohl dem Frikadelli Racing Team als auch Mantheys Kundenautos gleich 6s und dem im Vorjahr noch drittplazierten Falken-Team sogar 10s auf die Sieger fehlten, lässt vermuten das Mantheys schnellstes Auto - das bekanntlich die Hetzjagd auf die Mercedes genauso wenig überlebte wie das schnellste Schubert Auto - weit mehr hinter den Mercedes hinterher hing.
Zu den Exoten: hier war quasi keiner der nicht-deutschen Marken auf dem Niveau der deutschen Hersteller unterwegs. Bentleys Abt-Mannschaft fehlen bei der schnellsten Rennrunde 5s auf die Mercedes, Aston Martin (die die schnellste Rennphase am Sonntag nicht mehr erlebten) 7s, dem Konrad Lamborghini 8s und dem RJN-Nissan, der dieses Jahr statt auf Pirellis auf Michelins setzte, gar 15s. Hat der ADAC hier dem Lobbyismus der deutschen Hersteller nachgebend Protektionismus bei der Einstufung walten lassen? Oder waren die Teams angesichts von halbherzigen Teilsaisonengagements in der VLN Langstreckenmeisterschaft lediglich schlecht vorbereitet? Solange die 4 Hersteller keine Fulltime-Engagements zum Vorbereiten auf den nächstjährigen Klassiker nachschieben gibt es wenig Anlass dem 2. Grund nicht das Hauptgewicht zukommen zu lassen.
Zugegebenermassen ist die Datenbasis für diese Einschätzungen sehr dünn. Um einen vollständigen Blick in die BoP zu werfen müsste man das gesamte Runden- und Sektorzeitenprotokoll des Rennens für die problemlos durchgelaufenen Fahrzeuge der Hersteller auswerten. Jedoch reicht ein Blick in die schnellsten Rundenzeiten um zu konstantieren, das Mercedes und vielleicht auch BMW in diesem Jahr einen Vorteil durch die Einstufung hatten und Porsche und insbesonders Audi mit stumpfen Waffen kämpften. Den ausländischen Herstellern fehlte zuallererst das Engagement, und dann auch die Pace. Soweit die erste Analyse...