Empfehlungen der Fahrer AG für die Nordschleifen-Sicherheit

Die dirkadorf.jpgvom Deutschen Motorsport Bund (DMSB) ins Leben gerufene Fahrer-Arbeitsgruppe Nordschleife hat mit 3 schriftlich gefassten Empfehlungen für die Motorsportsaison 2016 ihre ehrenamtliche Tätigkeit beendet. Nach dem tragischen Unfall zum Saisonauftakt der VLN Langstreckenmeisterschaft 2015, bei dem ein Zuschauer ums Leben kam, reagierte der DMSB mit Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Nürburgring Nordschleife und bildete Arbeitsgruppen, die Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit erarbeiten sollten. Seitens des DMSB wurde Dirk Adorf (Foto) mit der Zusammensetzung und Leitung der Fahrer AG beauftragt, die für die Verbesserung der Sicherheit aus Fahrersicht Lösungen erarbeiten sollte. Mit Marc Lieb, Arno Klasen, Altfrid Heger und Markus Oestreich fand Adorf 4 kompetente Mitstreiter. Dabei stellte die Fahrer AG von Beginn an klar, dass sie gegen einen geplanten Umbau der Nürburgring Nordschleife sowie für die schnellstmögliche Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzungen eintritt, sowie jegliche finanziellen Interessen bei ihrer Arbeit außer Acht lässt und den Sport in den Vordergrund stellt. Als Ergebnis hat das 5 köpfige Gremium nun 3 Punkte erabeitet die aus ihrer Sicht für die Saison 2016 dringend umgesetzt werden sollten: die Neureglung des Nordschleifen Permit (DPN), eine veränderte Code-60-Regelung und die Entwicklung eines darauf abgerichteten E-Learning-Tools für Fahrer und Streckenposten.

Bezüglich permitneu.pngdes „Nordschleifen-Führerscheins“ empfiehlt man dem DMSB eine erhebliche Entbürokratisierung und Vereinfachung zur Erlangung des DPN Permits. Die Grundidee, jeden Fahrer zunächst auf leistungsschwächeren Fahrzeugen die Besonderheiten der VLN / 24h-Rennen – aufgrund der spezifischen Regularien des DMSB und der Vielzahl an Teilnehmern und unterschiedlichen Fahrzeug- und Leistungsklassen – näher zu bringen, begrüßt man. Ferner empfiehlt die Fahrer AG dem DMSB, die Gültigkeit des DPN Permits an die der Lizenz (5 Jahre) zu koppeln. Die Notwendigkeit des Permits auf der Nordschleife erkennt man ausschließlich bei Veranstaltungen der VLN Langstreckenmeisterschaft und des 24h-Rennens. Nur hier kommt der besondere Einsatz von Flaggen und Regeln (Code 60) des Deutsche Motorsport Bund (DMSB) zur Anwendung. Analog der vom DMSB durchgeführten Handhabung bei Rennen des Porsche Cup, der WTCC und weiteren Rahmenrennen des 24h-Rennen, sieht die Fahrer AG keinen Handlungsbedarf für ein Permit bei Rennen der Rundstrecken Challenge Nürburgring oder der Youngtimer-Serie.

Als zweiten Punkt spricht sich die Fahrer AG für eine striktere und klarere Anwendung der Code 60 Regelung aus. Damit sollen Unfälle durch Anwendung von Code 60 deutlich reduziert, sowie eine erheblich niedrigere Wettbewerbsverzerrung bewirkt werden. code60neu.pngDer konkrete Vorschlag der Fahrer AG: Einfach Gelb wie bisher (Gefahr), doppelt Gelb geschwenkte Flaggen mit einer maximalen Geschwindigkeit von 120 km/h. Sollte die Situation dann einen Safety Car Einsatz / Code 60 erfordern, wird vorgeschlagen: gelbe Flagge mit zusätzlicher Code 60 Flagge und einer maximal erlaubten Geschwindigkeit von 60 km/h. Die Umsetzung der Code 60 Flagge nach internationalen Richtlinien (60 km/h ab der Code 60 Flagge) wird von der Fahrer AG dringend empfohlen. Mit diesem Vorschlag wird insbesondere gewährleistet, dass die Streckensicherung durch das Schwenken von doppelt gelben Flaggen zunächst ausreichend Zeit erhält, die Situation korrekt einzuschätzen und zugleich eine deutliche Verlangsamung des Teilnehmerfeldes zu erreichen.

Bislang liegt es im Ermessen eines jeden Strecken-Marschalls, die Entscheidung eines Renndirektors zu übernehmen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen musste die Streckensicherung entscheiden, ob ein Safety Car Einsatz / Code 60 notwendig ist oder nicht. Den Marshalls der Streckensicherung eine solche Entscheidung aufzubürden, hält die Fahrer AG für nicht zumutbar. Außerdem erfolgt auf diese Weise eine stufenweise Verlangsamung der Teilnehmer, weil keine abrupten Bremsmanöver teilweise aus Höchstgeschwindigkeit auf 60 km/ h mehr eingeleitet werden müssen, was bislang nachweislich zu vielen, teilweise heftigen Folgeunfällen geführt hat. Darüber hinaus werden eine Vielzahl von derzeitig nicht notwendigen Code 60 / Safety Car Phasen vermieden. Die Auslösung einer Code 60 Phase darf aus Sicht der Fahrer-AG nicht wie bisher durch das simple Schwenken von zwei gelben Flaggen erfolgen. Das Schwenken von doppelt gelben Flaggen bedeutet in allen anderen Rennserien – in denen übrigens das gleiche Personal der Streckensicherung tätig ist – nämlich weder den Einsatz eines Safety Cars noch Code 60. Zudem stellt die zurzeit angewendete und vom DMSB installierte Code 60 Regelung eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung in Training und Rennen dar, was durch die dringende Empfehlung der Fahrer-AG künftig deutlich vermindert wird.

Bedingt durch die Besonderheiten der Nürburgring Nordschleife in Kombination mit den speziellen Regelungen / Vorwarnung Code 60 und doppelt gelber Flagge, erarbeitete die Fahrer AG als dritte Massnahme ein E-Learning-Tool für Fahrer und Streckensicherung, welches sie dem DMSB in einer eigens entwickelten Testversion zur Verfügung stellte. Dieses E-Learning-Tool sieht vor, dass sich jeder Fahrer zunächst von zuhause aus online mit den Regularien und Besonderheiten vertraut machen kann und im Rahmen der Dokumenten- Abnahme vor dem ersten Rennen oder auch schon bei den Test- und Einstellfahrten einen Abschlusstest persönlich und vor Ort absolvieren muss. So ist gewährleistet, dass sich jeder Fahrer mit den Besonderheiten der Strecke in Verbindung mit der durch den DMSB installierten Regelungen auseinandersetzen muss.

Die Fahrer-AG um Dirk Adorf geht davon aus, dass ihre Empfehlungen erwartungsgemäß in unveränderter und nicht abgewandelter Form in das Regelwerk des Deutschen Motorsport Bund (DMSB) übernommen und umgesetzt werden.

Meistgelesene Einzel-Artikel der letzten 2 Wochen