Stand der Dinge bei den LMP3
in den vergangenen turbulenten Wochen hat sich die LMP3-Szene rasant entwickelt. Nicht mit allen News konnten wir Schritt halten, daher folgt hier eine kleine Zusammenfassung.
Da der ACO gerade dabei ist den Markt der LMP2-Hersteller zu bereinigen (wir berichteten ), fiel dem französischen Verband wohl auf das man auch vorsichtshalber schon ein ähnlichens Vorgehen bei den LMP3 ansetzen könnte, die als Cost-Cap-Kategorie auch mit mangelnden Margen bei zu vielen Herstellern zu kämpfen hätte. Daher hat man flugs die Anzahl der maximal möglichen Chassis-Hersteller in der neuen Kategorie auf 5 beschränkt. Neben Ginetta , denen nun nach der abgelehnten LMP2-Lizenz zumindest das LMP3-Geschäft bleibt, und Riley-Ave und Ligier , die nun in gleich 2 LMP-Kategorien den Markt abschöpfen dürfen, steht bisher lediglich Adess als Hersteller fest. Für die letzte Lizenz können potentielle Bewerber bis zum 1. August eine Bewerbung beim ACO abgeben. Angeblich soll BR-Engineering, der Konstruktionszweig von SMP Racing nach der abgelehnten LMP2-Bewerbung an einem LMP3-Programm interessiert sein. Aber auch Gibson und Wolf könnten Kandidaten für solch eine Lizenz sein.
Aus dem Rennen ist dagegen Sora Composites. Deren als Pescarolo-CN geborenes Chassis, das zusammen mit Adess und Sebastian Loeb Racing als LAS für die LMP3 homologiert werden sollte fiel beim ACO wegen unpassender Chassis-Abmessungen durch. Da weder Sora noch Loeb den Aufwand für zusätzliche Umbauten vornehmen wollten, entwickelte die F1-erfahrene Truppe um Adess Chef Stephane Chosse kurzerhand einen komplett eigenen LMP3.
In einem technischen Bulletin vom 1.Juli hat der ACO die Gewichte und Cost-Caps der LMP3 weiter angehoben. Ginetta hatte angeblich solche Mühen das 900kg Limit zu erreichen das man jetzt für alle Konstruktionen 930 kg Leergewicht vorgeschrieben hat. Ob das die Speeddifferenz der Ginetta zu den GTE weiter verringert sei dahin gestellt. Zudem wurde die Cost-Cap um 11.000€ auf einen Basispreis für alle Chassis von 206.000€ angehoben.
Als einziges Chassis mit dem bislang Erfahrungen vorliegen hat der Ginetta-Juno LMP3 Stoff für reichlich Kontroversen geboten. Während der mangelnde Speed möglicherweise kein Ginetta-spezifisches Problem ist – dem Nissan-Treibsatz könnten per ECU-Umprogrammierung leicht zusätzliche PS für schnellere Rundenzeiten entlockt werden – hat die Zuverlässigkeit der Boliden, mit der sogar das LNT-Werksteam bei seinen Europäischen Le Mans Serie-Auftritten zu kämpfen hatte für reichlich Irritationen gesorgt. Angeblich sollen sich schon erste potentielle Kunden zu anderen Herstellern umorientiert haben. Dennoch hat die britische Kooperation, schon an 7 weitere Teams (RLR Motorsport, Lanan Racing, SVK by Speed-Factory, Scuderia Villorba Corse, Prime Racing, United-Autosport, BR-Racing Taiwan) Autos verkaufen können – LNT als Quasi-Werksteam mal nicht mitgezählt.
Ligier schockte die britische Konkurrenz jedenfalls mit der Ankündigung das der in Le Mans vorgestellte JS-P3 bei einem Test in Aragon gerade mal 3s langsamer als der LMP2 gestoppt wurde. Ob diese Angabe zutreffend ist wird sich wohl erst nach den beiden ersten Rennen des Autos bei der Asiatischen Le Mans Serie in Fuji und dem ELMS-Finale in Estoril verifizieren lassen. Jedenfalls hat Ligier mit Graff Racing, Eurointernational, Extreme Limite und Duqueine Engineering schon einen soliden Kundenstamm in Petto. Gerüchte besagen das noch im Laufe dieser Woche ein weiterer Kunde hinzu kommen könnte.
Adess haben wir in den letzten Tagen ausführlich beleuchtet . Auch hier wird das Debüt des Autos, von dem bislang 4 Chassis konkret verkauft wurden und nun gebaut werden, in der Asiatischen Le Mans Serie stattfinden, so das ein direkter Vergleich vom Ginetta, dem Ligier und dem A03 nach der Runde in Fuji erfolgen kann. Mit dem Team AAI, das (wenn auch noch nicht offiziell) den Einsatz der Adess übernimmt, EuroInternational und dem BR-Racing Team Taiwan stehen in Fuji zwischen 3 und 5 LMP3 am Start, die mit 2 zusätzlichen CN und mindestens 3 LMP2 ein halbwegs passables Prototypenfeld nach der peinlichen Saison 2014 präsentieren könnten.
Die grosse Unbekannte ist Riley-Ave: die amerikanische Kooperation möchte ihren LMP3 auch in Amerika ins Geschäft bringen. Konkrete Kunden hat man allerdings ebenso wenig vorzuweisen wie ein existierendes Chassis. Allerdings soll es einen ersten Kunden geben der ein Renndebüt bei den diesjährigen 25h von Thunderhill plant. Für den Vertieb in Europa plant man eine Basis am Nürburgring einzurichten, was aber wohl erst mal konkrete Kunden in Europa voraussetzen würde, die sich als Entwicklungsteam zur Verfügung stellen würden.