Le Mans Testtag - mehr als nur ein Vorgeschmack (LMP1-Analyse)

Amts040testtag.jpg vergangenen Wochenende fand der offizielle Testtag der 24h von Le Mans auf dem Circuit de la Sarthe statt. Für die Teams ist dies die einzige Gelegenheit auf der sonst grösstenteils dem Strassenverkehr überlassenen Strecke einen ersten Testlauf vor dem Rennwochenende am 14-15 Juni zu absolvieren. 54 von 55 eingeladenen Teams – lediglich die Millennium Racing Orecas fehlten mal wieder - nutzten die Gelegenheit das Setup und die Piloten schon einmal auf den Event in 2 Wochen einzustimmen. 24 000 Zuschauer nutzten die Gelegenheit die Protagonisten des kommenden Klassikers zum ersten Mal auf der Strecke zu erleben.

Nach den beiden 4-stündigen Sessions hatten die beiden Toyota TS040 sich an die Spitze der Zeitenlisten gefahren. Was sich jedoch nach Auswertung der Rundenzeiten ablesen lässt ist das das Rennen noch lange nicht entschieden ist. Dabei geben die Grafiken der Spitzenzeiten und der Topspeeds nur die Hälfte der Wahrheit über die Kräfteverrhältnisse an der Sarthe wieder.

lmp1rdzvortest.jpgAuf den ersten Blick sind Rundenzeiten -Verhältnisse klar: Toyota erzielte die Spitzenzeiten, war aber mit dem Rest der Zeiten mit den anderen Teams gleichauf. Audis schnellste Zeiten – den Dieseln fehlen ja angeblich theoretisch 1,4s auf die schnellsten Benziner – waren zumindest mit dem Wagen von Bonanomi und Alburquerque weniger als eine Sekunde an den TS040 dran, was heisst das Toyota entweder noch nicht alles gezeigt hat oder die Ingolstädter bei der Behebung des Defizits mit der neuen Aerodynamik ihres Wagens einen entscheidenden Schritt voran gekommen sind. Porsche glänzt hingegen wie erwartet beim Topspeed - und hat seine Hauptbaustelle nun wie erwartet bei den Passagen die erhöhten Abtrieb erfordern. Daher konzentrierten sich die Weissacher gleich darauf dieses Manko in Angriff zu nehmen.

lmp1tpspvortest.jpgDas zeigen auch die Sektoranalysen, die wir hier aus Platzgründen weggelassen haben: Im Sektor 1 sind Toyota und Audi auf einem Niveau, Porsche hinkt 1s hinterher. Im Sektor 2 sind Toyota und Porsche auf einem Niveau, während Audi 0,5s verliert. Im Sektor 3 (Porsche Kurven etc.)sind Toyota und Audi auf einem Niveau und Porsche verliert eine halbe Sekunde. Toyota ist überall gut, Audi glänzt da wo Abtrieb gefragt ist, Porsche ist geradeaus schnell – das ist zumindest der salopp zusammen gefasste Eindruck vom Testtag.

Etwas anders sieht es aus wenn man die Daten noch mal in Hinblick auf die Longruns analysiert, denn dort ergibt sich ein etwas anderes Bild. Die Rundenzeiten der Longruns haben wir fablich hervorgehoben. Hier liegen Audi und Toyota noch näher beieinander. Bei den Longruns ist nur Porsche hohe Topspeeds gefahren, Audi lag 10 km/h darunter, Toyota sogar 30 km/h. Quntessenz: lmp1rdzlrvortest.jpgVollgas geht maximal in einer Qualirunde, bei dem vorgeschriebenen Energieverbrauch wird auf den Geraden „gesegelt“. Das hat man bei Toyota bereits in Spa beobachten können, in Le Mans nun auch bei Audi. Nur Porsche hat bei den Longruns im schnellen zweiten Sektor keine Zeit in Vergleich zu den kurzen Stints verloren, bei den anderen Sektoren und Marken lagen immer 0,5-1 sek dazwischen.

Im Hinterkopf muss man nun die zugeteilten Energiemengen laut den ACO BoP behalten. Diese reicht bei den Benzinern die beide in der 6 MJ-Hybrid-Subkategorie antreten für theoretisch 13,9 Runden. Nimmt man Gast zurück dann sind 14 Runden-Stints im Bereich des möglichen. In der 2 MJ-Klasse in der Audi antritt sind 13 Runden Distanzen das maximal mögliche, wenn man sich hier an die vorgeschriebenen Verbrauchslimits hält. Neben Leistung, Speed und Zuverlässigkeit rückt also wie bereits vom ACO beabsichtigt das Thema Effizienz immer mehr in den Focus der Bausteine zum Sieg an der Sarthe auf.

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