WEC Silverstone - ein erstes unscharfes Bild der Saison 2014

Den Auftakt der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft haben wir an diesem Wochenende bei den 6h von Silverstone (der Link führt zum ausführlichen Rennbericht auf unseren Seiten) schon mal hinter uns gebracht. Wer auf bahnbrechende, eindeutige Erkenntnisse bezüglich des Kräfteverhältnisses der Topteams gehofft hatte sah sich allerdings am Ende des 5 ½ stündigen Rennens, das am Ende wegen irregulärer Wetterbedingungen analog zur Runde in Fuji letzten Jahres erneut abgebrochen wurde, mit vielfältigen aber auch fragwürdigen Daten konfrontiert – wir versuchen dennoch eine kurze Zusammenfassung.

Diese beginnt mit einer Gratulation an Toyota . Die Kölner TMG-Crew, das Einsatzteam von Oreca und die japanische Teamleitung standen am Anfang wegen des späten Zeitplans des Testprogramms ihres TS040 nicht zwingend auf unserer Siegkandidatenliste ganz oben. Am Rennwochenende sorgte eine fokussierte Teamleistung und im Rennen der ein oder andere taktische Schachzug für einen verdienten Sieg und einen Saisonauftakt nach Mass. Als unsichere Wetterbedingungen im ersten Renndrittel einen Reifenpoker provozierten, splittete das Team die Strategie kurzerhand auf und setzte ein Team auf Regenreifen und eines auf Intermediate-Slicks (profillose Regenreifen). Alexander Wurz : "Unser Team hat heute zu Ostern entschieden im Kampf um den Sieg die Eier in 2 verschiedene Körbe zu legen - Leider nicht in unseren." Den Rückstand den die #7 auf Regenreifen hier auf das siegreiche Trio Davidson/Buemi/Nakajima in der #8 einfuhr konnte man auch später im Rennen nicht mehr kompensieren.

Den Japanern kam allerdings entgegen das Audi sich an diesem Wochenende selber ein Bein stellte. 2 auch für das Team rätselhafte Abflüge nach einer verwachsten Reifentaktik und ein Ausrutscher im ersten Renndrittel deuteten an, das der neue Audi R18 e-tron Quattro im Setup empfindlich auf schwierige Wetterbedingungen reagiert. Bei den Ingolstädtern reagierte man verschnupft auf den ersten Totalausfall seit Road Atlanta 2011. Statements zur Ursache der Offs waren spärlich bis gar nicht zu bekommen. Bis zur nächsten Runde im auch nicht gerade als Schönwettergebiet bekannten Spa-Francorchamps dürfte hier mit Hochdruck an einer Analyse in Ingolstadt gearbeitet werden. Genaue Betrachtungen der Rundenzeiten ergeben das Audi in der Anfangsphase Toyota Paroli bieten konnte, dann aber deutlich hinter den Zeiten der TS040 zurückfiel. Schadensbegrenzung war zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon angesagt.

Das brachte auch Porsche ins Spiel. Den Weissachern fehlte die Rennerfahrung an ihrer neuen Porsche 919 Hybrid-Boliden. Was sich wohlmöglich auch in einem Speeddefizit bemerkbar machte. Das erste Auto, die #14 von Jani/Lieb/Dumas verlor man früh nach einem Aufhängungs- und einem Antriebsstrangdefekt. Dahinter sammelten Bernhard/Webber/Hartley fleissig Rennkilometer und wurden am Ende mit P3 belohnt. Ein Resultat das die innerlich auf einen Doppelausfall eingestellte Werksmannschaft im Vorfeld so nicht erwartet hatte. Das es das Auto mit Publikumsliebling Mark Webber aufs Podium schaffte machte das Ergebnis auch medial optimal verwertbar. Von den Rundenzeiten her wurde klar das noch viel Arbeit auf die Weissacher in den kommenden Monaten zukommt, um auf das hohe Level der Konkurrenz von Audi und Toyota zu kommen.

Ob man wirklich die letzte Vorstellung der alt-ehrwürdigen Lola von Rebellion Racing in Silverstone erlebt hat, wird von den Ergebnissen der Tests mit dem neuen R-One am HTTT diese Woche abhängen. Mit einer Ausnahmegenehmigung befreit von den Anforderungen der Spritzuflussregulierung dürften die alten Autos noch einmal richtig aufgeigen und waren damit näher an den Werksautos denn je. Nur 1,5s fehlten auf die LMP1-H. Auch hier musste man sich nach dem frühen Ausfall der #13 auf ein Auto konzentrieren in dem Nick Heidfeld den Grossteil der Lenkradarbeit auf dem Weg zu Gesamtrang 4 übernahm.

Die restlichen Klassen sind schnell zusammengefasst. Das LMP2-G-Drive Einsatzteam Oak Racing dominierte mit dem Morgan zwar die gezeiteten Sitzungen, im Rennen war Konkurrent KCMG aber mit dem Oreca näher dran, konnte den Sieg des Trios Pla/Rusinov/Canal aber nicht verhindern, während die russischen SMP Racing Orecas von Problemen mit den Benzinpumpen eingegrenzt wurden. Bei den GTE-Pro dürfte das Porsche Team Manthey sich nach einer überzeugenden Teamvorstellung auf aufkommenden Diskussionen der Konkurrenz um die BoP-Einstufungen einstellen. Ferrari hatte in Silverstone keine Antwort auf den Topspeed und die fast immer richtige Reifestrategie der Manthey-Mannschaft parat und bremst sich durch verunglückte Tankstopps selber ein. Aston-Martin wurde durch die Erhöhung der Bodenfreiheit im Abtrieb eingegrenzt, was in der GTE-Am aber dennoch beide Teams nicht am Doppelsieg in der Klasse hinderte.

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