WEC live nur noch im Bezahlinternet
Am späten Abend des Freitags beim WEC-Meeting in Silverstone hatte der ACO noch eine Überraschung für die Journalisten und Fans der Serie angekündigt. Die Begeisterung der letzteren Gruppe über die News dürfte sich allerdings in Grenzen halten, denn man verkündete mehr oder weniger das Ende der freien Rennverfolgung im Internet für die FIA Langstrecken Weltmeisterschaft . Statt dessen werden die Fans für Live-Videos und Live-Timing nun zur Kasse gebeten.
Zu den Fakten: Statt auf der FIA-WEC-Website werden aktuelle Informationen über die Läufe der WM in Zukunft über Apps erhältlich sein, die für verschiedene Plattformen (Apple, PC, Android) angeboten werden. Die Kernapp mit dem Namen Second Screen ist frei und umfasst ein gut designtes multimediales Angebot mit Videos, Photos, Zusammenfassungen der Läufe, Zugriffe auf Social Media Foren der WM, Informationen über Fahrer, Teams und Strecken und viele weitere Informationen. Die App ist frei und kostenlos in den verschiedenen App-Stores herunterladbar.
Von dem kostenlosen Angebot ausgenommen ist allerdings die Live-Verfolgung der Rennen im Internet. Die ist über einen zusätzlich buchbaren Live-Stream möglich, wobei die Fans auch die Möglichkeit haben Onboard-Videos der Teams, und ein umfangreiches Live-Timing mit weit mehr Möglichkeiten als die bisherige Version zu benutzen. Demoversionen der App zeigten auch Screens auf denen die Positionen der Autos online auf Streckengrafiken projeziert wurden. Dieses Angebot ist über die App zubuchbar. Dafür wird ein Obulus von etwa 5€ pro Rennen fällig. Will man die gesamte Saison der FIA-WEC buchen so werden 20 € abgerufen. Le Mans schlägt noch einmal zusätzlich mit 10 € zu Buche, so das der interessierte Fan mit 30 € zur Kasse gebeten wird.
Damit öffnen ACO und FIA für die interessierten Fans der Meisterschaft – eine wohlmöglich bald vom Aussterben bedrohte Spezies – die Büche der Pandora des Bezahlinternets. Abgesehen von dem Hype um die nicht gerade strahlend prosperierende WM, die in Silverstone mit 27 Autos startet, lässt sich schon absehen das bald weitere Serie aus dem ACO-Gefüge dem Modell folgen werden – sei es weil die App erfolgreich von den Fans angenommen wird oder um im Fall eines drohenden Misserfolges die Kosten wieder reinzuholen. Sollten weitere Serienbetreiber (SRO, IMSA , ADAC, VLN Langstreckenmeisterschaft, Creventic, GT-Open) dem Modell folgen dann drohen in absehbaren Zeiträumen 3-stellige Kosten und auch der geneigteste Fan wird sich überlegen mehrere hundert Euro für die ganze Staffelei an interessanten Serien und Einzelevents ausgeben zu wollen.
„Wir haben uns überlegt wir wir das Profil der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft noch weiter steigern können und unsere weltweite Fanbasis noch steigern können um dem Level der WM gerecht zu werden“ führte ACO-Präsident Pierre Fillon bei der Vorstellung der App die Gründe für den eingeschlagenen Weg des ACO an. Auf die Frage des Verfassers dieses Artikel, ob denn dafür das Abschalten der freien Live-Berichterstattung für die Fans der richtige Weg sei, antwortete Serienorganisator Gerad Neveau mit wenig überzeugenden Argumenten: „Die Qualität die wir über die App beim Live Timing und bei den Videostreams zeigen ist viel höher als das was die Fans bisher gewohnt waren. Klar wird es die ein oder anderen geben die das Bezahlmodell ablehnen. Aber ich bin sicher das der Grossteil der Fans von den Benefits des Modells überzeugt werden können.“
Inwieweit neue Fans der WM gewonnen werden können wenn die Hürde nun bei 30€/Saison angelegt wird muss sich in der Tat zeigen. Der eingeschlagene Weg könnte der WM, die ja im Gegensatz zu anderen Serien nicht gerade mit überlaufenen Feldern zu kämpfen hat, einen Bärendienst erweisen.