26.5.1923 - heute vor 90 Jahren ...
..., am 26. Mai 1923, fiel die Startflagge zu einer Sportveranstaltung, die in den kommenden Jahren Geschichte schreiben sollte. 33 Autos machten sich in Le Mans auf zu einem Rennen, das – ein Novum – auf einem weitestgehend unbeleuchtetem Kurs zweimal rund um die Uhr andauern sollte.
Die Idee zu dem Klassiker war im Jahr zuvor geboren worden: ACO-Clubpräsident Georges Durand, dessen Verein seit 1921 nach dem 1. Weltkrieg wieder Autorennen auf einem 10,73 Meilen langem Kurs südlich von Le Mans veranstaltete, wollte ein 24-Stunden-Rennen etablieren, das die Zuverlässigkeit der französischen Automobile demonstrieren sollte. Zusammen mit dem Autozeitschriften-Verleger Charles Faroux und dem Autoteile-Händler Emile Coquille kam man überein, erstmals nicht ein 24h-Rennen unter Flutlicht zu absolvieren – ein bereits in den USA bei den ersten 24h-Rennen angewandtes Prozedere - sondern die Beleuchtung den Wagen selber zu überlassen. Das Rennen wurde anfangs auch als 3-jähriges Event ausgetragen: Der Cup ging nach drei Jahren an jene Teams, welche die längste zusammenhängende Distanz über die drei absolvierten Ausgaben erreicht hatten.
Am 26. Mai 1923 fiel dann bei strömenden Regen die erste Startflagge. Die Strassen waren damals noch nicht durchgehend asphaltiert. Die Schotterwege verwandelten sich angesichts der Wetterlage und der durchgehenden Beanspruchung in pfützengespickte Schlaglochpisten. Am Ende gewann eine französische Konstruktion: Das Chenard & Walcker-Werksteam verbuchte einen Doppelsieg mit den beiden 3l-4Zylinder Chenard & Walckers, wobei der Wagen von André Lagache und René Léonard mit 128 absolvierten Runden 4 Umläufe Vorsprung auf ihre Teamkollegen Bachmann / Dauvegne verbuchen konnte. Das Bignan-Werksteam mit dem 2l Bignan 11 HP Desmo-Sport belegte den letzten Platz auf dem Podium. Der Bentley von Cpt. John F. Duff - eines von drei nicht-französischen Autos im Feld - drehte zwar die schnellste Runde im Rennen, hatte aber mit unterdimensionierten Bremsen und einem aufgrund von Steinschlag erlittenen Loch im Tank zu kämpfen, das den Wagen auf Platz 4 zurück warf (Die weiteren Endpositionen können unter diesem Link eingesehen werden).
Seit damals hat sich einiges am technischen Reglement und der Strecke getan. Waren die ersten Läufe noch nur 4-sitzigen serienmässigen Tourenwagen mit installierter Beleuchtung vorbehalten, änderte sich das in den 30er Jahren schnell mit den deutschen und italienischen Werksprogrammen in der F1, welche die Renntechnologie auch nach Le Mans durchsickern liessen. Die Tourenwagen wurden schnell durch Sportwagen ersetzt, denen bald die Sportprototypen folgten. Auch ist die Strecke von den damaligen 17,262 km schrittweise auf die heutigen 13,629 km verkürzt worden. Le Mans ist heute das hochtechnologischste und anspruchvollste Experimentierfeld für Langstreckenrennen geworden – und doch immer noch ein Abenteuer das - auch in einem Monat - wieder Geschichte und Geschichten schreiben wird.