Hintergründe zum Lotus-Praga-LMP2

lotust128_1.jpgDas Kodewa-Team um Colin & Romulus Kolles hat in dieser Woche nicht nur den Rollout seiner ersten eigenen LMP2-Konstruktion bei den offiziellen WEC-Test- und Einstellfahrten auf dem HTTT absolviert. Nebenbei konnte das Team auch einen gewichtigen Teampartner gewinnen. Dieser wird allerdings in der laufenden Saison noch für einige Verwirrung sorgen, was die genaue Bezeichnung des bisher offiziell als Lotus T-128 LMP2 bezeichneten Autos angeht.

Die süddeutsche Mannschaft mit Teamsitz in Greding ist nach eingener Darstellung eine Kooperation mit dem Autoimperium von Antoin Charouz eingegangen. Der motorsport-begeisterte tschechische Automobilmagnat ist mittlerweile auch bei dem tschechischen Rennwagenbauer Praga mit eingestiegen und so wird man in der kommenden FIA Langstrecken Weltmeisterschafts-Saison unter der Bezeichnung Lotus-Praga-LMP2 an den Start gehen. Offiziell handelt es sich bei dem Wagen um ein Lotus-Chassis mit einem Praga-Motor. Da Praga jedoch keine nennenswerte eigene Motorenfertigung besitzt – die Praga-Boliden werden in der Regel von einem 2l-Renault-Motor befeuert – ist anzunehmen, dass der Judd-Motor im Heck des eigenen als Lotus titulierten und von der Münchner Adess AG (Advanced Design Engineering Systems Solutions AG) um Stephane Chosse konstruierten Fahrzeugs lediglich eine weitere Umettikettierung erfahren hat.

Nebenbei rutscht als Folge des Deals noch Jan Charouz auf den letzten freien Cockpitsitz des Lotus - neben Thomas Holzer und Dominik Kraihamer. Das zweite Kodewa-Auto werden Kevin Weeda, James Rossiter und Vitantonio Liuzzi bewegen.

Zwar hatte sich Kolles im vergangenen Jahr die Namesrechte für Lotus in der Langstreckenszene gesichert, jedoch steckt die britische Manufaktur in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Über den Umfang des finanziellen Supports seitens der Briten kann man daher nur spekulieren. Dass man sich nun mit Praga den zweiten scheinbaren Werkspartner an Land zieht – angeblich soll der geplante LMP1 auch als „Praga“ tituliert werden – könnte bedeuten, dass sich Kolles die Option offen hält, auch nach einem Stop des Lotus-Programms auf weitere Partner setzen zu können. Fest steht jedenfalls, dass mit Kolles und Charouz zwei starke Partner an einem gemeinsamen Projekt arbeiten – und zum ersten Mal in der jüngeren Sportwagengeschichte eine deutsche Konstruktion die LMP2-Szene bereichern wird.

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