Le Mans 2010 - was war da noch ...?
Eine Woche nach den 78.ten 24 Stunden Rennen von Le Mans, das mit einem unerwarteten und etwas glücklichen Dreifachsieg der Audi R15+ endete, wird es Zeit noch einmal einige der Fakten des Rennens aufzuarbeiten.
Noch mal zum Mitschreiben: 5410,7km ist die neue Rekorddistanz, die beim Rennen am vergangenen Wochenende erstmals erreicht wurde. Damit wurde der seit 39 Jahren bestehende Rekord von Gijs van Lennep und Helmut Marko aus dem Jahre 1971 eingestellt. Zum 16.ten Male - und zum neunten Mal in Folge - wurde damit die Distanz von 5000km übertroffen. Mit 225,228 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit wurde ebenfalls ein Rekord erreicht. Die 3:19,074 des Oreca-Peugeot waren ferner ein neuer Rundenrekord im Rennen.
Timo Bernhard und Mike Rockenfeller sind die 14. und 15.ten deutschen Piloten, die sich in die Liste der Sieger des Klassikers eintragen konnten. Deutschland steht damit an Rang 3 der erfolgreichsten Fahrernationen in der 87-jährigen Geschichte des Klassikers hinter Frankreich – für die Romain Dumas die Liste um einen 28.ten Namen ergänzte – und Grossbritannien, die 32 Siegerpiloten stellen.
Mit dem neunten Sieg hat Audi nun Ferrari in der Liste der erfolgreichsten Marken an der Sarthe eingeholt, wobei der letzte Erfolg der Roten aus dem Jahre 1965 datiert. Nun steht nur noch Porsche mit 16 Siegen vor den Ingolstädtern.
Es war der 27 Sieg eines deutschen Autos – zählt man alle Triumphe von Porsche, Audi, BMW und Mercedes zusammen.
Zum fünften Mal gewann eine Startnummer #9 – allerdings zum zweiten Male in Folge. Übrigens wurde auch die allererste Ausgabe des Klassikers vom Chenard & Walcker mit der #9 gewonnen.
In zwei weiteren Klassen fielen die Distanzrekorde: Strakka Racing verbesserte mit 367 absolvierten Runden die Marke des 2009 erfolgreichen Team Essex-Porsche RS-Spyder um zehn Umläufe: Acura schlägt Porsche! In der GT2 schafften Lieb / Lietz / Henzler im Felbermayr-Proton-Porsche 338 Runden und damit neun mehr als Kaffer / Melo / Salo 2009 im Risi Competitione-Ferrari.
An dieser Stelle sollte noch einmal die Leistung von Horst Farnbachers Crew gewürdigt werden. Zwei 24h Rennen innerhalb eines Monats mit dem selben GT2-Chassis absolviert, am Ring als Gesamt-2. angekommen und auch in Le Mans Klassen-Zweiter und bester Ferrari im Ziel. Der Sammlerwert dieses Autos dürfte damit so hoch gestiegen sein, dass sich Horst Farnbacher bei einem Verkauf des Wagens mittlerweile zwei F458 für das kommende Jahr leisten können sollte.
Auch Spyker schaffte zum zweiten Mal in Folge die Zielankunft beim Klassiker – wenn auch als letzter ordentlich klassierter Wagen.
Audi bleibt die Marke mit der höchsten Zuverlässsigkeit an der Sarthe: 43 mal startete ein Audi in den letzten 12 Jahren an der Sarthe. 34 mal (=79%) sah man die Zielflagge. Eine ähnliche Erfolgsquote haben nur die Autos von Pescarolo (20Starter, 15 im Ziel, 75%) und Mazda (34, 24, 71%) zu verzeichnen. Potential besteht hingegen noch bei Norma und Lamborghini mit je 0% Ankommensquote.
83% Zielflaggenquote in der LMP2-Klasse – das ist in der Geschichte dieser Klasse unerreicht. Berücksichtigt man, das der Pegasus Racing-Norma nur durch einen Unfall mit dem GT2-Spyker aus dem Rennen gerissen wurde, hätte die Quote daher sogar noch höher ausfallen können.
Dagegen enttäuschte die GT1-Klasse mit nur drei Ankömmlingen (37%). Der ACO mag sich in seiner Ansicht bestätigt sehen, die GT1 in Zukunft auszuschliessen, da dies Sprintautos wären. Angesichts der hervorragenden Quoten der vergangenen Jahre ist für das überzeugte Vertreten dieser Position allerdings entweder ein gewisses Mass an Demenz oder sportpolitisches Kalkül gegenüber der FIA erforderlich.
Mit dem selben Argument hätte man auch die LMP1-Benziner ausschliessen können! Mit dem Oreca-O01 (Gesamt-4.), dem #007-Aston Martin und dem Drayson-Lola (wegen zu wenig Distanz nicht klassiert!) kamen nämlich nur drei von neun Autos ins Ziel – und das sind gerade mal 33%, also weniger als die GT1! Gut für die Argumentation des ACO, dass die LMP2-Motoren ab 2011 die LMP1-Treibsätze ersetzen sollen!
Die erfahrensten Piloten dieser Ausgabe waren Ray Mallock Ltd.-Lola-Pilot Andy Wallace (21. Teilnahme), Christoph Bouchut und David Brabham (17), sowie Emanuel Collard und Patrice Goueslard (16. Rennen).
Vier Damen am Start – das gabs die letzten Jahre auch noch nie. Vanina Ickx hat sich mit ihrer sechsten Teilnahme auf Rang 2 der erfahrensten LM-Pilotinnen aller Zeiten gehievt, auch wenn sie dieses Mal aufgrund des Unfalls am Sonntagmorgen nicht die Zielflagge in Emfang nehmen konnte. Der Spitzenplatz gebührt immer noch der Französin Annie Charlotte Verney, die zwischen 1974 und 1983 zehn Teilnahmen absolvierte.
Nur knapp die Hälfte des Teilnehmerfeldes (49%) sahen die Zielflagge. Immer noch besser als 1970 – als nur sieben von 51 gestarteten Wagen ins Ziel kamen.