R15 illegal?

 Ist Audis R15 vielleicht ein wenig zu sehr an der Grenze des aktuellen Reglements gebaut – oder gar darüber hinaus? Wenn man der letztwöchigen Ausgabe des britischen Autosport-Magazins glauben darf, dann behaupten dies die Konkurrenten der neuen Geheimwaffe der Ingolstädter. Demnach haben unter anderem Peugeot, Aston Martin Racing und Oreca-Courage den ACO wegen einer Regelklärung angeschrieben, bei der sie Bezug auf ein im Vorderwagen des Dieselchassis angebrachtes Flügelelement nehmen.

Zur Vorgeschichte: Audi hatte den neuen R15, der mit diesem Jahr den R10 als ersten offiziellen Dieselprototyp des deutschen Herstellers ablöst, im Vorfeld der 12h von Sebring vom ACO homologieren und technisch abnehmen lassen. Die Kommissare des ACO nahmen dabei keinen Anstoss am Front-Aeropaket des LMP1. Das enthält aber, wie nun Peugeot und Aston Martin-Offizielle entdeckten, im Vorderbau des R15 unter der Karosserie einen flügelartig geformten Flap oberhalb des Frontsplitters. In Artikel 3.6.1. des LMP-Reglements des ACO steht geschrieben: „Mit Ausnahme des in Artikel 3.6.3 definierten Heckflügels sind keine Karosserie oder Unterbodenteile mit Flügelprofilen gestattet.“ Speziell Aston Martin sieht in dem zur Diskussion stehenden Flap sowie weiterer in Frage gestellter Kühlöffnungen am R15 Punkte, in denen sie das Reglement vom R15 als nicht mehr erfüllt ansehen.

Wie mittlerweile auf Mulsannes Corner detailliert erläutert wurde, sind allerdings die vom ACO im betreffenden Artikel beschriebenen exakten Definitionen eines solchen Flügelprofils anscheinend nicht genau von den Konkurrenten studiert worden. So soll dem im Audi verbauten Element ein asymmetrisches Layout fehlen, womit es per Definition kein Flügelelement sondern ein Luftleitblech wäre. Ausserdem sollen, was die Kühlöffnungen angeht, ebensolche Grauzonen am Aston Martin-Lola zu finden sein – und wer im Glashaus sitzt, sollte bekanntlich nicht mit Steinen zu werfen anfangen.

Zwar indizierte der Autosport-Artikel, dass bezüglich der Fragestellung bereits intensive Gespräche zwischen dem ACO und Ingolstadt im Gange wären, aber nach dem derzeitigen Sachstand würde dies nun lediglich auf eine Überprüfung und Präzisierung des Regelwerkes hinauslaufen. Selbst ein Umbau des Elements dürfte Audis zu erwartende Performance an der Sarthe nur unwesentlich beeinflussen. Vielleicht ist die Tatsache, dass die Konkurrenz Audi nun am grünen Tisch einzubremsen versucht, eher auf die nervöse Ahnung zurückzuführen, dieses Jahr die eigenen Waffen für Le Mans nicht hinreichend geschärft zu haben?

Meistgelesene Einzel-Artikel der letzten 2 Wochen