Die Zukunftspläne der LMP1-Teams
Im Verlauf der 6h am Nürburgring wurden einige Updates zu den bestehenden LMP1-Programmen bekannt, die wir im Rennbericht noch nicht alle erwähnt hatten. Im Folgenden eine kurze Übersicht.
Porsche gab im Vorfeld bekannt, das das LMP-Programm bis mindestens 2018 fortgeführt wird. Das beinhaltet, das man auch die Konstruktion eines Nachfolgemodells des Porsche 919 Hybrid für das ab 2017 angekündigte geänderte Effizienz-Reglement in Angriff nehmen wird. Porsche sieht hohe Synergiepotentiale für den Transfer der Rennsportentwicklungen in die Serie, weswegen unter anderem die Fortsetzung des Programms um nun 2 weitere Jahre beschlossen wurde.
Toyota hat wie bereits vermeldet die Saison so gut wie abgeschrieben und konzentriert alle Ressourcen im TMG-Entwicklungszentrum in Köln auf den Bau eines neuen Wagens für 2016. Der neue TS050 soll von einem V6 Turbomotor befeuert werden und statt des seit 2012 verwendeten Superkondensators sollen als Energiespeicher konventionelle Batterien wie auch bei Porsche zum Einsatz kommen. Damit will man wie auch Porsche in der 8MJ-Hybridsubklasse starten, die zwar weniger Benzinverbrauch, dafür aber mehr Energiekonsum erlaubt. Das Programm ist bereits vom Toyota-Vorstand abgesegnet und mit dem nötigen Budget versehen worden. Dabei wurde nun am Rande bekannt das Toyota ebenfalls bis mindestens 2018 dabei bleibt und sogar schon Planungen bis 2020 bestehen.
Audi arbeitet ebenfalls schon am nächstjährigen Auto, das allerdings auch weiterhin in Zukunft Audi R18 heissen wird, wie uns Ralf Jüttner bestätigte. „Da die Bezeichnungen ab R19 aufwärts von Renault mit einem Copyright gesichert sind werden die jetzigen Nummerierungen beibehalten.“ Details zu den technischen Stossrichtungen wollte Jüttner nicht kommentieren. Jedoch haben unsere Kollegen von Sportscar 365 beim technischen Entwicklungsleiter Chris Reinke zwischen den Zeilen herausgehört das es aller Wahrscheinlichkeit nach beim Dieselmotor im Audi bleiben wird, dieser aber von einem grösseren Hybrid-Speichersystem in der 6 oder 8MJ-Klasse flankiert werden soll. Dies legt auch bei Audi die Verwendung von Batterien, statt des bisherigen Schwungspeichers nahe.
Bei Nissan, die am Ring wegen der anhaltenden Probleme beim GT-R LM mit Abwesenheit glänzten, soll die Umrüstung auf Batterien ebenfalls beschlossene Sache sein. Da der Schwungspeicher im Auto nie richtig zum Funktionieren gebracht werden konnte dürfte diese Entscheidung leicht gefallen sein. Allerdings soll das Auto abgesehen vom Wegfall einiger nun obsoleter Antriebsstrang-Strukturen und deren direkte Auswirkung auf die Gewichtsverteilung auch an einem ziemlich verbastelten und mit gelinde gesagt hohem Entwicklungspotential ausgestatteten Aggregatsarrangement leiden, das schnelle Reparaturen während des Rennens fast unmöglich macht. Der erste Entwurf des Wagens wird nach den Erfahrungen in Le Mans, wohlmöglich nicht wieder zum Einsatz kommen. Ob Nissan bereit ist, erneut so viel Geld in die Hand zu nehmen um den Wagen von Grund auf neu zu konstruieren, und ob dann auch eine bessere Performance am Ende herauskommt ist dann noch unsicher.
Während bei Strakka Racing bereits ein eigener privater LMP1 - dieses mal ohne Unterstützung von Dome - in der Pipeline ist, wobei der Dome als Testträger herhält, wurde am Ring ein weiteres potentielles LMP1-Projekt bekannt. Alpine will auf jeden Fall das Engagement in der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft mit dem Marketing getriebenen Programm weiter fortsetzen. Derzeit hat man dem Vorstand des Renaultprogramms 3 Vorschläge für eine Fortsetzung unterbreitet: eine Fortsetzung des LMP2-Programms, ein Umstieg in die GTE mit dem von Alpine geplanten GT-Wagen und ein potentielles LMP1-Programm, das als Alternative infrage käme wenn ein Rebranding der verwendeten Oreca-LMP2 von den neuen LMP2-Regularien ausgeschlossen würde. Hier hängt es nun an der Entscheidung des Renault-Vorstandes ob gegebenenfalls Rebellion Racing und das By Kolles-Team einen neuen Konkurrenten in der Nicht-Hybrid-Klasse erwarten können.