Tiefenanalyse der Topklasse in Daytona
Die gerade absolvierten 24h von Daytona 2014 (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) sind bei den technisch versierten Fans noch diskussionsmässig in vollem Munde: hat die IMSA die BoP zwischen den verschiedenen Fahrzeugkonzepten in der Top-Klasse ordentlich abgestimmt? Ein Blick in die Daten der Rundenzeiten und Topspeeds fördert einiges an erleuchtenden Fakten zu Tage und wirft ein neues Licht auf die uns bevorstehenden Rennen.
Action Express hatte unter den Top-8 klar das beste Lineup und somit den Sieg mit der #5 mehr als verdient. Sebastian Bourdais war der schnellste Pilot auf der Strecke. Was er dafür durch seinen höheren Spread der Rundenzeiten verlor, machten die auf fast gleichem Level liegenden Piloten Barbosa und Fittipaldi durch ihre Konstanz wieder wett. Die Taylor-Dallara-Corvette verlor ausgerechnet durch Teamchef Wayne Taylor, der aber nur 26 Runden absolvierte, etwas Zeit auf die später siegreichen Konkurrenten. Ein Umstand der aber angesichts der vielen Gelbphasen kaum eine Rolle für den Rennausgang gespielt haben dürfte.
Die mit Rockenfeller/Westbrook/Vaillante eigentlich exzellent besetzte Spirit of Daytona-Coyote-Corvette hatte auch das Potential um vorne mitzuhalten. Hier kostete ein längerer Stop in der Nacht, bei dem unter anderem die Bremsen gewechselt werden mussten, dem Team das mögliche Podiumsfinish. Das traf um so mehr auch auf die Ganassi-Mannschaft zu, die fahrerisch noch konstanter als die späteren Sieger agierte. Auffällig ist dabai auch eine leichte Topspeed-Differenz von 3-4 km/h des Ganassi-Ford-DP zum eigentlich gleich schnellen Action Express-Corvette-Fahrzeug.
Der Vergleich der DP mit den LMP2 enthüllt das nicht das schnellste, sondern ausgerechnet das langsamste Auto (gemäß der protokollierten Topspeeds) am Ende weit vorne lag! Muscle Milk Pickett Racing hatte seinen Oreca O03R erst just vor dem Roar before the Rolex in Empfang genommen und daher noch nicht alle Kniffe und Tricks parat um das Letzte an Topspeed und Rundenzeiten aus dem Wagen herauszukitzeln. Klaus Graf, Lucas Luhr und Alex Brundle machten, wie die Konstanz ihrer Zeiten enthüllt einen Superjob und damit das Beste, aus dem was das Team mit seinem Erfahrungsrückstand mit dem neuen Wagen bei diesem Rennen herausholen konnte. Berücksichtigt man die frühen Reifenschäden im Rennen und das kleine Feuer am Ende, die in der Summe dem Team weit mehr als die am Ende zu Buche stehenden 3 Runden Rückstand einbrachten, dann wird klar das die Truppe um Teamchef Greg Pickett zumindest eine Chance auf ein Podium hatte.
Was wäre dann erst für Oak Racing ohne den Lichtmaschinenschaden zu Beginn des Rennens möglich gewesen? Oliver Pla zeigte mit seinen Rundenzeiten, dass man den Morgan-Nissan quasi auf DP-Niveau bewegen kann; allerdings wohl nur, wenn in den Kurven kein Verkehr herrscht. Auf dem Extreme Speed Motorsports HPD ARX-03b LMP2 zeigte Simon Pagenaud eine seiner gewohnt guten Vorstellungen.
Fazit: Die LMP2 konnten im Prinzip den Topspeedvorteil der DP ausspielen. Die werden wiederum auf den nun kommenden eckigeren Kursen Schwierigkeiten mit dem Downforce-Vorteil der LMP2 haben. Unser Tip: die IMSA wird wahrscheinlich nicht umherkommen die BoP bei den kommenden Rennen zugunsten der DP noch einmal anzupassen!