Über 20 Prototypen in Sebring ?
Die Silly Season ist in vollem Gange. Gerüchte, Spekulationen, Bekenntnisse, offizielle Pressemiteilungen - vieles bricht gerade über die Sportwagenfans herein. Den Überblick zu behalten bleibt da schwer, zumal viele Teams momentan oft selbst noch nicht wissen, wie sie nächstes Jahr aufgestellt sein werden, oder wo sie antreten wollen, können und dürfen. Vielerorts spielt die Finanzierung von Fahrzeugen und Saisonrennen die entscheidende Rolle. Dennoch möchte sich GT-Eins.de einmal an all den Spekulationen beteiligen.
Deswegen möchten wir den ALMS Saisonauftakt in Sebring einmal genauer unter die Lupe nehmen. Welche Prototypen werden im März nächsten Jahres die Le Mans Saison in Florida eröffnen? Die folgende Aufstellung soll ohne Anspruch auf Vollständigkeit und teilweise auch als rein spekulativ angesehen werden. Widmen wir uns zunächst einmal der großen Prototypenklasse:
Durch die Dieseloffensive, die die großen Autohersteller gerade in den USA fahren, und den Aspekt der Vorbereitung für die 24 Stunden von Le Mans kann man es als sehr wahrscheinlich ansehen, dass Audi Motorsport mit zwei Fahrzeugen in Sebring am Start stehen wird. Seit 1999 war man im Herzen Floridas dabei und einen wirklichen Grund, nicht anzutreten gibt es eigentlich nicht. Spekulieren kann man sicherlich noch darüber, welches Team den Sebring Einsatz der R10 TDI betreuen wird. Wird es die nordamerikanische Champion Racing Truppe sein, oder doch die Jungs von Joest Racing aus dem Odenwald (als Vorbereitung auf Le Mans)? Am wahrscheinlichsten ist wohl eine Zusammenarbeit aus beiden Teams. Licht ins Dunkel wird erst die traditionelle Audi Pressekonferenz auf der Essen Motorshow Ende November bringen.
Doch nun weiter im Text. Als zweites Team, welches in Sebring antreten wird, wäre Dyson Racing zu nennen. Die Mannschaft von Rob und Chris Dyson aus dem US-Bundesstaat New York ist seit einigen Jahren fester Bestandteil der Serie. Die beiden Lola B06/10 haben zum Ende der abgelaufenen Saison ihre Standfestigkeit gefunden. Die neue Saison kann also kommen. Mit dem von AER weiterentwickelten Motor wird man sicherlich zum Angriff blasen. Nachdem Urgestein James Weaver seine Sportwagenkarriere beendet hat, wird für Dyson Racing so etwas wie ein neues Zeitalter anbrechen. Ein weiteres Team, das in Sebring mit zwei Fahrzeugen antreten wird, ist die kalifornische AutoCon Mannschaft. Einsatzfahrzeuge werden zwei Lola B01/60 sein. Mit dem schon etwas betagten Modell geht man natürlich eher als Außenseiter ins Rennen. Der B01/60 wurde von Lola ursprünglich für den MG Le Mans Einsatz gebaut und entspricht daher noch dem alten LMP675 Reglement. Nur die Ausnahmegenehmigung des ALMS Veranstalters IMSA lässt die beiden AutoCon-Lola nächstes Jahr weiter rennen.
Nach dem äußerst positiven Erscheinen der beiden englischen Sportwagenteams Zytek und Creation Autosportif bei den letzten beiden Läufen dieser Saison steht eine Weiterführung der Aktivität in den USA im Raum. Beide Teams besitzen zurzeit Hybrid LMPs, die in Europa nächstes Jahr nicht mehr startberechtigt sein werden. Vollständig neue LMP Chassis sind zwar geplant, aber wirklich zu einhundert Prozent sicher ist da wohl noch nichts. Da liegt es auf der Hand, die Hybriden nächstes Jahr noch einmal in den USA laufen zu lassen, zumal die Wagen erst in dieser Saison ihre Feuertaufe hatten. Ein weiteres Projekt fliegt gerade im Gerüchtewald herum: Bereits Anfang 2006 hat Cosworth einen LMP1-Motor vorgestellt, jedoch noch keine Kunden dafür finden können. Nachdem man nächstes Jahr auch nicht mehr in der Formel 1 vertreten sein wird, hat man nun die Möglichkeit, seine Kapazitäten etwas zu verlagern. Der französische Chassishersteller Yves Courage hat vor einiger Zeit verlauten lassen, dass er Anfragen für seinen LC70 aus Amerika hat und dass ein ganz neuer Motor in den Chassis zum Einsatz kommen solle. Puzzelt man nun aus beiden Gerüchten eines zusammen, dann könnte man auf zwei Courage Cosworth kommen. Offizielle Bestätigungen gibt es hier jedoch zurzeit noch keine.
Der in Sportwagenkreisen sehr beliebte Martin Short wird nächstes Jahr in die große Prototypenklasse zurückkehren. Dafür hat er bei Henri Pescarolo ein neues P1 Pescarolo-Chassis erworben. Ein Saisonauftakt in Sebring kursiert bereits als Gerücht. Ob dies stattfinden wird, steht momentan noch in den Sternen. Es wird auch abzuwarten bleiben, ob das Pescarolo-Chassis überhaupt rechtzeitig für Sebring fertig und ausgeliefert sein wird.
Auch die Peugeot-Truppe, die nächstes Jahr mit ihrem geschlossenen LMP die Sportwagenwelt beehren wird, hatte einen möglichen Renneinsatz in Sebring einmal in den Raum gestellt. Jedoch bleibt hierbei erst einmal abzuwarten, wie sich die noch aufzunehmende Testarbeit entwickeln wird, bevor man über einen Einsatz in Sebring nachdenken kann.
Zählt man nun einfach mal alles zusammen, erhält man die sehr optimistische Anzahl von 12 LMP1 Prototypen. Bis dahin müssen wir uns aber noch ein wenig in Geduld üben und wenden uns daher einmal der kleinen LMP2 Klasse zu:
Bereits offiziell hat die Porsche Mannschaft von Roger Penske für die ALMS 2007 bestätigt. Mit der weiterentwickelten Evo Version des Porsche RS Spyder wird man in der kommenden Saison am Start stehen. Die beiden Penske Fahrzeuge werden als Favorit in der Klasse unterwegs sein. Auch einen dritten RS Spyder möchten wir gerne in diese Aufstellung aufnehmen. Zur Zeit ist noch kein Team bekannt, welches das Fahrzeug einsetzen wird, aber das subjektive Empfinden des Autors sagt, dass in Sebring nicht nur die Penske Porsche fahren werden. Rechnen wir einfach also mal einen weiteren RS Spyder ganz unverbindlich mit ein.
Als großer Konkurrent für Porsche wird nächstes Jahr Acura in Sebring seinen ALMS Einsatz beginnen. Mit den Teams Fernandez Racing auf einem Lola B05/40 und Andretti Green sowie Highcroft Racing jeweils auf Courage LC75 wird man die Herausforderung ALMS in Angriff nehmen. Auch von einem vierten Acura-befeuerten Auto war schon in manchen Gesprächen in der Sportwagengemeinde die Rede. Dies ist aber noch höher als hochspekulativ und wird sich für Sebring wohl nicht verwirklichen lassen.
Ähnlich wie Dyson Racing in der LMP1 Klasse kann man Intersport Racing mit ihrem Lola B05/40 als ALMS-Regular bezeichnen. Die sympathische Truppe wird auch 2007 wieder dabei sein.
Das Team von Gunnar van der Steur wird man ebenfalls für den Saisonauftakt in Sebring einplanen können. Der Radical SR9 ist dem Team vor dem Petit Le Mans diesen Jahres ausgeliefert worden. Nachdem man damit die letzten beiden Läufe 2006 bestritten hat, steht für 2007 die Weiterführung des Programms an. Auch die Radical Werksmannschaft um Tim Greaves plant den Saisonauftakt in Florida als Möglichkeit in ihren Terminkalender ein. Ein mögliches drittes Radical Team für Sebring steht im Raum. Genaueres ist momentan nicht bekannt, aber verschiedene unterschiedliche Gerüchte lassen einen weiteren Radical in Sebring vermuten. Näheres wird die Zukunft zeigen.
Als nächstes stellt sich die Frage Mazda. Eigentlich sollte schon in Laguna Seca eine Pressekonferenz Aufschluss über das weitere Sportwagenprogramm der japanischen Marke bringen. Da die Pressekonferenz jedoch verschoben wurde, tappt man diesbezüglich noch etwas im Dunkeln. Sicher scheint wohl, dass man sich von dem Courage C65 Chassis verabschieden wird. Auch ein Wechsel des Motorenkonzepts weg vom Wankelmotor hin zu einem zwei Liter Turbo wurde schon gerüchtelt. Wird man vielleicht sogar zwei Wagen an den Start bringen? Warten wir also einfach mal ab was uns Mazda verkünden wird.
Auch im kommenden Jahr werden wieder ein bis zwei Teams aus Europa einen Einsatz in Sebring in Angriff nehmen. Das Rennen gilt schon seit Jahren als letzte Möglichkeit sich ins Bewusstsein des Le Mans Veranstalters ACO zu bringen - wird doch kurz nach Sebring die offizielle Le Mans Starterliste bekannt gegeben.
Somit belassen wir es nun einmal bei all den Spekulationen und Gerüchten. Sicherlich wird sich vieles, was eben angesprochen wurde, im Laufe des Winters nicht bestätigen oder einfach nur ein Gerücht bleiben. Auch wird es so sein, dass sich noch Entwicklungen ergeben werden, die momentan noch in keinster Weise abzusehen sind. Fest steht nur, dass die Sportwagengemeinde den Saisonauftakt der ALMS herbeisehnt und es schon gar nicht mehr abwarten kann bis es soweit ist. Am 17. März 2007 werden die 12 Stunden von Sebring gestartet. (Fotos: ALMS)