GT4 ES: Ein Gespräch mit Max Braams
Nachdem SRO-Chef Stephane Ratel bereits im Rahmen der 24 Stunden von Spa-Francorchamps einen Überblick über die Planungen für die seriennahe GT-Klasse gegeben hatte, stand uns GT4-Serienmanager Max Braams am vergangenen Wochenende in Zandvoort für einige Nachfragen und Präzisierungen zur Verfügung.
Wie bereits vermeldet, sehen die Planungen für die GT4-Klasse für die Saison 2018 eine Struktur mit zwei Ebenen vor. Als Spitze der Klasse soll die GT4 European Series fungieren, die dann nicht mehr in Northern und Southern Cup unterteilt sein wird, sondern alle sechs Saison-Stationen ohne Aufteilung im Rahmenprogramm der Blancpain GT-Series absolvieren soll. Unterhalb dieser Top-Klasse soll dann eine Reihe regionaler Cups eingerichtet werden, in welchen im Gegensatz zur European Series keine nur aus Silber-Piloten bestehenden Fahrerpaarungen erlaubt sein werden, sondern je Team zumindest ein Amateurfahrer am Start sein muss. Die bestehenden GT4-Meisterschaften in Großbritannien und Frankreich sollen zu diesem Zweck in den britischen und französischen GT4-Cup umgewandelt werden, dazu soll ein Mitteleuropa-Pokal und eventuell eine Serie auf der iberischen Halbinsel kommen. Anders als zunächst von uns vermutet, handelt es sich, wie Braams uns erklärte, bei dem avisierten Mitteleuropa-Pokal aber nicht um ein auf Deutschland zentriertes Projekt, sondern viel mehr um eine Serie mit Schwerpunkt in Italien, Österreich und der Slowakei, welche direkt durch die SRO – und damit nicht über einen lokalen Partner – organisiert werden soll.
Noch nicht gänzlich in Stein gemeißelt sind aktuell die Planungen für Großbritannien, wo in der laufenden Saison gleich neun nur aus Silber-Fahrern bestehende Fahrer-Duos in der GT4-Klasse der nationalen GT-Meisterschaft am Start sind. Laut Ratels Ausführungen in Spa-Francorchamps sollten solche Paarungen in der kommenden Saison in den regionalen Cups eigentlich verboten sein, wobei sich Max Braams in unserem Gespräch noch nicht auf ein vollständiges Verbot festlegen lassen wollte. Das Ziel ist hier hauptsächlich die SRO-intern als „Silber Plus“ bezeichneten Fahrerpaarungen zu verhindern, welche aus mehr oder weniger zu Unrecht in die Silber-Klasse gerutschten (Halb-)Profi-Piloten bestehen. Hier plant man aus diesem Grund über den Winter einige Präzisierungen bei der Fahrer-Einstufung. Denkbar sind von Fall zu Fall auch Herabstufungen in die Kategorie Bronze für noch am Anfang ihrer Karriere stehende Nachwuchs-Piloten.
Nicht nur organisatorisch, sondern auch mit Blick auf die vertretenen Hersteller bahnen sich in der GT4 für die kommende Saison einige Veränderungen an. Zum einen bringen mit BMW, Mercedes und Audi alle großen drei deutschen Premium-Hersteller einen GT4-Kundensport-Wagen auf den Markt – und stoßen damit – wie Braams ausführte – bereits auf großes Kundeninteresse. Zum Anderen zeigte sich der junge Serienmanager auch mit Blick auf die GT4-Programme von jenseits des großen Teichs optimistisch: So sollen bereits zahlreiche europäische Teams Interesse an einem der neuen Chevrolet Camaros bekundet haben – wobei aktuell noch nicht klar ist, wer in Europa für GM den Vertrieb und den Ersatzteil-Support für das bullige V8-Coupe übernehmen wird. Deutlich konkreter sind hingegen schon die Konzeptionen bei Ford bezüglich des neuen Mustang GT4: Mit M-Sport hat man bereits einen europäischen Vertriebspartner benannt; dazu soll das „Pony“-Car noch in diesem Jahr zwei Testeinsätze bei den letzten beiden Saisonstationen der französischen GT-Meisterschaft absolvieren, wie der bei unserem Gespräch ebenfalls anwesende SRO-Technik-Chef Claude Surmont erklärte.
Trotz dieses Zulaufs an neuen Herstellern, sind die GT4-Organisatoren darauf bedacht, ihren momentanen Kundenstamm zu wahren: Der Porsche Cayman soll weiterhin der Benchmark der Klasse bleiben eine technische Eskalation wie zu Beginn der Dekade in der GT3-Klasse soll auf jeden Fall vermieden werden. Wie Claude Surmont erläuterte, ist man bei der SRO durchaus zuversichtlich, dass diese Aufgabe gemeistert werden kann. Seit 2008 (siehe Bild) hätten die GT4s in Zandvoort – trotz einer zwischenzeitlichen Neu-Asphaltierung und der Einführung einiger aerodynamischer Hilfsmittel – lediglich 1,5 Sekunden gewonnen. Im Vergleich dazu würden die GT3-Autos auf den meisten Strecken heute um ganze zehn Sekunden bessere Rundenzeiten hinlegen als vor einem Jahrzehnt. Dementsprechend blickt Max Braams auch optimistisch auf die Zukunft „seiner“ GT4-Serie. Die wichtigste Aufgabe für die Wintermonate sei es, neue Teams für die Serie zu gewinnen, doch alles in allem sähe es hier – und auch in Hinsicht auf mögliche Rückkehrer in die Serie – sehr gut aus.