Felbermayr-Proton - Zitterpartie zum ersten Titel des Teams
Beim Finale der Le Mans Serie in Silverstone holten die beiden Porsche-Werksfahrer Marc Lieb und Richard Lietz sowie die Proton-Felbermayr-Mannschaft die erste Meisterschaft für Porsche in diesem Jahr. Mit neun Punkten Vorsprung waren die beiden von der Pole-Position aus ins Rennen gegangen, doch dann entwickelte sich das Saisonfinale zum nervenaufreibenden Krimi für das Team. Schließlich reichte den Felbermayr-Proton-Piloten ein siebter Platz zum Titelgewinn in der GT2-Klasse, der nach dem Rennen stürmisch vom Team gefeiert wurde. Nach zwei Ferrari-Titeln in Folge holte die deutsche Porsche-Mannschaft damit den prestigeträchtigen GT2-Titel in der 1000km-Rennserie nach Weissach zurück.
Nach dem Qualifying schien die Katze im Sack zu sein. Hatte man vor dem Rennen durch den Sieg bei den 1000km am Nürburgring schon acht Punkte Vorsprung auf die Konkurrenten des JWM-Ferrari-Teams, so schien der Zusatzpunkt für die Pole den Richard Lietz im Qualifying einfuhr schon alles klar zu machen. Neun Punkte Vorsprung – das konnte man eigentlich nicht mehr verspielen ...
Doch das Einsatzgerät machte der entspannten Fahrt zum Titel einen Strich durch die Rechnung. Der 997 RSR entwickelte nach einer knappen Rennstunde Zündaussetzer, die an der Strecke deutlich hörbar den Wagen einbremsten. Nach zwei längeren Boxenstopps grenzte man zwar die Fehlerquelle auf die Zündspule ein, beschloss aber die Fahrt fortzusetzen, da ein Wechsel der Spule wegen des zu veranschlagenden Zeitrahmens den Wagen definitiv aus den Top-10 der Klasse befördert hätte. Für Richard Lietz und seinen Partner Marc Lieb begann eine Zitterpartie:
„Wir fielen auf Rang 12 zurück, konnten nicht mehr die Zeiten der Spitze fahren und büßten den Verbrauchsvorteil ein, den unser Motor normalerweise auf die Konkurrenz hat“, erklärte Marc Lieb. „Unsere Nerven lagen blank, erst recht, als das französische Porsche-Team von der Strecke geschubst wurde und dadurch die Führung an den JWM-Ferrari fiel. Solang ich selber im Wagen fahren konnte ging es einigermaßen – am Schlimmsten war während Richards Stints in der Box zu stehen und nichts machen zu können.“ Aber auch sein österreichischer Partner biss sich durch: „Alle im Team haben sich gesagt: Wir kämpfen bis ins Ziel und geben alles, um unsere Chance zu nutzen.“ Zum Beginn der letzten Rennstunde eroberten sich Lietz / Lieb P8 mit dem entscheidenden fehlenden Punkt zurück. Nachdem am Schwesterwagen der Teamkollegen Ried / Felbermayr / Cruz-Martins die Reifen abbauten wurde daraus sogar noch Rang 7.
Für Marc Lieb (Foto, rechts) ist es bereits der dritte GT2-Titel in der Le Mans Series nach 2005 und 2006, wo er jeweils auf den Porsche des Sebah- und des Autorlando-Teams den Titel einfuhr. Der Ludwigsburger ist vor mittlerweile zehn Jahren als Porsche-Junior in seine Profikarriere als Rennfahrer gestartet und zählt zu den herausragenden Fahrern im Porsche-Werkskader. Er hat alle Langstreckenklassiker dieser Welt gewonnen. Die 24 Stunden von Le Mans 2005, Sebring 2008, der Gesamtsieg auf einem GT-Porsche in Spa-Francorchamps 2003 und dreimal in Folge die 24-Stunden auf der Nürburgring-Nordschleife.
Teampartner Richard Lietz (links), 25 Jahre alt, ist seit 2007 Porsche-Werksfahrer, fährt aber bereits im sechsten Jahr einen Elfer als Wettbewerbsfahrzeug. Der bekennende Rallyefan war 2004 in seiner ersten Saison im Porsche Carrera Cup Deutschland auf Anhieb Vierter. Die Vizemeisterschaft im hart umkämpften Porsche Mobil1 Supercup 2006 war die Eintrittskarte in den Porsche-Werkskader. Lietz bestätigte das in ihn gesetzte Vertrauen – mit dem Titelgewinn in der Internationalen GT-Meisterschaft und dem GT2-Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2007.
Für das Team Felbermayr-Proton ist der Titel der bislang grösste Sieg in der Teamgeschichte. Bislang standen zwei LMS-GT2-Vizemeisterschaften zu Buche. Das Team hat neben zwei Le Mans Teilnahmen über 40 Auftritte in der FIA-GT Meisterschaft zwischen 2002 und 2007 absolviert. Teammanager Christian Ried führte die Mannschaft seit 2007 in die Le Mans Serie wo man nun mit insgesamt sechs Laufsiegen neben Virgo Motorsport zur erfolgreichsten Mannschaft der GT2-Klasse avancierte. Die Truppe aus Ummendorf in Baden-Wüttemberg dürfte über den Winter einiges zu feiern haben.