2. LMP2-Sieg für den Horag-Lola

Nach derben Nackenschlägen Mitte März beim 12-Stunden-Rennen in Sebring, dem großem Tohuwabohu beim Rücktransport des Rennwagens nach Europa und Motorproblemen im Training zeigte sich das Horag-Team für das klassische 1000km Langstreckenrennen in Monza glänzend aufgestellt. Nach 5h platzierte sich der in schweizer Nationalfarben lackierte Lola-B05-40-Judd mit dem Niederteuffener Sportwagenroutinier Fredy Lienhard sowie den belgischen Piloten Didier Theys und Eric van de Poele am Steuer in der LMP2 mit einem klaren 4-Rundenvorsprung auf den britischen RML-Lola AER von Mike Newton/Thomas Erdos auf Platz in der kleinen Prototypenkategorie auf Platz eins.

horagmonzabox Große Genugtuung und riesige Freude herrschten beim Horag-Team, dass bereits vor 2 Jahren auf dem Nürburgring das traditionelle ADAC-1000-Kilometerrennen für sich entscheiden konnte. Teamchef Markus Hotz zeigte sich anlässlich Siegerehrung und anschließender Pressekonferenz sichtlich bewegt. Seine Mannschaft hatte noch in Sebring/USA wegen ärgerlicher Elektronikprobleme kurz vor Rennende den Ausfall des Lolas hinnehmen müssen und bis Dienstag abends letzter Woche noch regelrecht gebannt darauf gewartet, ob denn der Rennwagen rechtzeitig via New York nach Liverpool per Schiff und weiter per LKW in Monza eintreffen würde. Eine Woche verzögerte sich die Rückreise des Lola, so dass an der Sulgener Teambasis keine geplante Totalrevison mehr vorgenommen werden konnte. Alle Service- und Umarbeiten mussten am Donnerstag im Fahrerlager von Monza vorgenommen werden, so auch die Installation eines neuen 520-PS-Judd-Triebwerks.

Schon in den drei freien Trainingsessionen konnte sich der Horag-Lola in vorderen Rängen durch alle Piloten schnelle Zeiten notieren lassen. In der für die Startaufstellung entscheidenden Qualifkation fuhr der ehemalige F1-Pilot Eric van de Poele den Wagen mit der Startnummer 27 auf Platz vier - im Wissen, dass die Startposition selbst für den Ausgang des Langstreckenrennens eigentlich völlig irrelevant ist. Die Techniker des britischen Motorenherstellers Judd, welche die Horag-Crew an den Rennen begleiten, hatten mit der Telemetrie in der letzten Trainingssession festgestellt, dass sich ein Motorschaden am neuen Triebwerk abzeichnen würde. Somit gab es für die Mechaniker wiederum keine Chance auf ein frühen Feierabend: Das bereits in Sebring eingesetzte Achtzylinderaggregat wurde deshalb fürs Rennen wieder deinstalliert.

horagpilots Startfahrer van de Poele setzte sich schon zu Beginn des 173-Runden-Rennens an die zweite LMP2-Klasse und fuhr bereits in der Anfangsphase im 47 Wagenfeld in die Top-10 hinein. Zwei kleinere Kollisionen gab es im Überrundungsgetümmel gegen GT-Fahrzeuge, die am Fahrzeugbug jedoch nur kleinere Beschädigungen verursachten. Nach zwei Stints übernahm Lienhard das Cockpit, der das Tempo der Spitzenfahrzeuge mitgehen konnte. Theys übernahm nach dem dritten Boxenstopp, um in der Endphase wieder an van de Poele zu übergeben. Der Horag-Lola lief zuverlässig wie das sprichwörtliche Schweizer Uhrwerk, während die Konkurrenz strauchelte. Der RML-Lola als stärkster Rivale (Sieger 24 Stunden von Le Mans) mußte wegen Kühlerproblemen auf Grund aufgelesenen Reifengummis einen längeren Boxenstopp einlegen, was den Triumph der international aufgestellten Thurgautruppe endgültig zementierte.

Für Fahrzeugeigner Fredy Lienhard stellt der Erfolg einer seiner größten Erfolge seiner Karriere dar, die bereits 1968 bei lokalen Veranstaltungen auf einem Mini Cooper ihren Anfang genommen hatte. Lienhard relativierte eher bescheiden seine tolle fahrerische Leistung: „Es ging mir eigentlich nur darum, das Auto in gutem Zustand an Didier weiterzureichen.“ Komplimente gaben die drei Piloten an das Team, welches unter schwierigsten Bedingungen einfach eine tolle Arbeit geleistet habe. Der 14-fache Le Mans-Starter Didier Theys etwas flapsig: „Vielleicht sollten wir auch beim nächsten Rennen in Valencia mit dem Schiff anreisen.“ Markus Hotz sprach von einem sehr wichtigen Erfolg und brachte zum Ausdruck: „Heute war einfach ein großer Tag für uns. Es gab eigentlich gar keine Schwierigkeiten. Auf meine Fahrer und die Crew bin ich einfach sehr stolz.“

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