FIA-GT vor dem Einschnitt?
Es ist schon einiges an Möglichkeiten verlautbart worden, in welche Richtung sich die FIA-GT-Meisterschaft im kommenden Jahr entwickeln könnte. Derzeit liegen einige Vorschläge auf dem Tisch, was sowohl die technischen Eckdaten der Wagen als auch die des Rennformates betrifft.
Beim Rennformat geht der Vorschlag der SRO dahin, dasjenige der GT3-EM auch für die Hauptevents zu übernehmen: 2*1h mit Fahrerwechsel. Damit würde man die Wandlung von der Langstrecken- zur Sprintserie vollziehen und sich von der LMS mit ihrem 1000km-Format abgrenzen. Auch die Teamchefs können sich mit diesem Format abfinden, so z.B. Hans Reiter: „Das ist ein Format, das mit jeder Rennserie funktioniert, ob Tourenwagen, Formelautos oder z.B. beim GT-Masters. Wenn du in der ersten Rennstunde wegen eines technischen Defekts ausfällst, hast du immer noch eine zweite Chance. Das Rennwochenende ist dann nicht vorbei.“ Ob die Fans den Wandel so unkritisch beurteilen, bleibt abzuwarten.
Getrennte Rennen für GT1 und GT2 sind darüber hinaus angeblich genauso im Gespräch wie ein Superpole-Qualifikationsformat und eine weitere Limitierung der technischen Ressourcen (1-Motorenregel, nur drei Bremssätze pro Saison) und eine Ausweitung des Kalenders auf drei Übersee-Läufe, die - mit Verlaub gesagt - schon in diesem Jahr von den Teams abschlägig beschieden wurde. Der Traum „GT-Weltmeisterschaft“ ist immer noch bei der SRO bzw. Stefan Ratel präsent.
Technisch sind bislang nur einige wenige Einzelheiten durchgesickert. Angesichts des Ausbleibens von neuen GT1-Modellen (die Ankündigungen von Apollos, Paganis und Koenigseggs sind derzeit bei der FIA wenig überzeugend) und der wieder einmal eskalierenden Kosten bei den Top-Autos (ein 2-Wagen GT1-Team schlägt derzeit mit 3-4 Mio Euro im Jahr zu Buche) denkt man über eine Neuordnung der Fahrzeugkategorien nach. So sollen die alten GT1 und GT2 den derzeitigen GT3-Wagen Platz machen, die je nach Motorenhubraum in GT1-neu und GT2-neu eingeteilt werden. Die Fülle der derzeit existierenden GT1 und GT2-Fahrzeuge würde dann wohl in die International GT Open Serie und die LMS abwandern. Von daher bleibt abzuwarten, ob die FIA diesem Vorschlag von Ratel, der die gerade erst vereinigten Reglements von FIA und ACO wieder auseinander reisst, zu folgen gedenkt. Die heuer erst eingeführte GT4, die derzeit noch um Zuspruch ringt, soll demnach zur neuen GT3-Klasse werden. Ähnlich der Moto-GP würden dann drei Klassen von GT´s, unterstützt von lokalen Serien-Ablegern der SRO, an einem FIA-GT-Wochenende um die Trophäen ringen.
Am 23.08. will Stefan Ratel in Paris die neue Marschroute für den GT-Sport offiziell verkünden. Man darf gespannt sein, wie viele seiner Vorschläge die FIA (und gegebenenfalls auch der ACO) in der Folge akzeptieren wird.