GT2-Klasse vor dem Comeback
Im Rahmen der Pressekonferenz zu den 24h von Spa-Francorchamps kündigte SRO-Chef Stephane Ratel auch die Schaffung einer neuen Fahrzeugklasse an. Unter dem altbekannten Kürzel „GT2“ soll eine neue Kategorie leistungsstarker Supersportwagen geschaffen werden. Nun, einige Tage nach der Ankündigung, offenbaren sich die Überlegungen hinter der neuen Klassenstrukjtur.
Laut Ratel wird die neue GT2 Klasse anders als es der Name impliziert nicht oberhalb der immer teurer werdenden GT3 Klasse sondern als Zwischenkategorie zwischen der GT3 und der Gt4-Kategorie angesiedelt werden – quasi eine GT3½ . Die Autos sollen analog der GT4 nicht von der FIA sondern von einer Unterbehörde der SRO homologiert werden. Ab 2019 sollen die Wagen in den ersten Serien zum Einsatz kommen, wobei die Kategorie nur für Einsätze in Sprintserien in Europa, Asien, Grossbritannien und Amerika gedacht ist um dort die entsprechenden GT3-felder als Unterkategorie aufzupolstern. Als erste Serien die schon im kommenden Jahr mit einer GT2-Klasse ausgestattet werden sind von der SRO der Blancpain Sports Cup und die britische GT-Meisterschaft angedacht.
Vom Konzept her sollen die Autos zwar leistungsmässig stärker als die GT4 und teilweise auch als die GT3 ausfallen, jedoch werden die aerodynamischen Hilfsmittel deutlich beschränkt, so das die Rundenzeiten hinter denen der GT3 zurück bleiben werden. Dafür sind wieder Leistungen von 600-700 PS angedacht – die Wagen bekommen also mehr Dampf als die GT3, schaffen es aber nicht so schnell um die Kurven. Die neue Klasse soll vornehmlich für Amateurpiloten gedacht sein. Und sowohl vom Preis der Autos als auch von deren Rundenzeiten her will man zwischen den GT3 und GT4 zu liegen kommen.
Basis der GT2 könnten zu Beginn existierende GT3 Modelle sein, die ohne Leistungsbegrenzung, aber dafür mit einem günstigeren Preis als ihre GT3-Schwestermodelle aufgrund der nicht benötigten Langstreckenhaltbarkeit angeboten werden könnten. Damit ist klar das die Autos zwar billiger werden, die Einsatzkosten in €/km allerdings wohl steigen werden. Technisch sollen die Wagen ein kg/PS-Verhältnis von 2:1, eine limitierte Aerodynamik, nur minimale Modifikationen an der Fahrzeugform und keine Modifikationen von Motor- und Getriebeposition aufweisen. Angeblich ist Ratel schon in Kontakt mit 3 ersten Herstellern, die Wagen für die neue Kategorie auflegen wollen. Unsere Kollegen von Sportscar 365 haben als geeignete Autos mittlerweile die Porsche 911 GT2 RS, McLaren 720S und den Aston Martin Vulcan ins Spiel gebracht.
Der Grund für die Einrichtung einer neuen Fahrzeugkategorie liegt tiefer in den Organisationsstrukturen der GT-Szene vergraben. Die GT3 ist zwar von Ratels SRO quasi erfunden worden, die Homologation der Modelle liegt aber mittlerweile weitestgehend in der Hand der FIA . Die möchte wiederum einen zweiten Anlauf starten um die GT3 und GTE-Modelle der Hersteller zu harmonisieren und ähnlich wie bei Ferrari ein gemeinsames Basismodell der Autos zu erlauben. Das dürfte sich auf die Kosten der Autos entsprechend auswirken: Ferrari ist bereits mit 680.000€ das teuerste GT3-Modell. Die Kosten der Autos von derzeit durchschnittlich knapp einer halben Mio € dürfte nach einer solchen Harmonisierung noch mal um 40-80% anziehen – was langfristig wenn nicht den Tod der Kategorie, dann doch ein erhebliches Ausdünnen der weitestgehend von der SRO betriebene Serienlandschaft für die GT3 bedeuten würde, da die Anzahl der Autos entsprechend abnimmt. Anders liegt der Fall bei den GT4, die vom RACB homologiert werden, auf den die SRO deutlich mehr Einfluss hat.
Mit der GT2, die ebenfalls von Seiten der SRO homologiert werden sollen, schafft sich Ratel somit eine Ersatzklasse falls die GT3 von der FIA ist die Kostenspirale geschickt wird. Welche der Klassen sich am Ende durchsetzt, werden dann die nächsten Jahre zeigen.