Renndebüt des Artega GT
Die 39.ten 24h am Nürburgring erlebten tief im Feld eine weitere Premiere: Zum ersten Male trat ein Artega GT im Rahmen einer 24h-Rennveranstaltung an. Das von der Delbrücker Manufaktur und dem Hannoveraner Reifenhersteller Continental in einer Kooperation ausgeführte Projekt schlug sich dermassen erfolgreich, das es fast schon zu bedauern wäre, wenn dies ein One-Off-Einsatz bleibe. Das werksunterstützte Team querte am Sonntag die Ziellinie als 70.tes von 202 gestarteten Teams. Grund genug hier die Hintergründe des Einsatzes zu beleuchten.
Schon im September 2008 hatten wir über das Westfälische Artega-Projekt berichtet, das ursprünglich auch motorsportliche Perspektiven umfasste. Dann kam 2008 die Wirtschaftskrise und das Projekt musste seinen Start mit neuen ökonomischen Voraussetzungen planen. Mittlerweile ist die Produktion der 83.000 Euro teuren Flitzer angelaufen. Bis dato wurden bis zum Nürburgring-Wochenende 81 Wagen an ihre Besitzer ausgeliefert und die Produktion findet kontinuierlichen Absatz, wobei es mittlerweile nicht nur im europäischen, sondern auch im asiatischen Raum (Japan, Malaysia) Händler für den von einem 3,6l-V6 Motor aus dem VW Passat befeuerten Wagen gibt. Motorsportpläne hegt die Manufaktur, wie Geschäftsführer Peter Müller erläuterte selber keine, „... da wir unsere Kernkompetenz in dem Aufbau eines zuverlässigen Strassensportwagens sehen. Für einen Aufbau eines GT4 oder eines weitergehenden Fahrzeuges müssten wir aber auch Modifikationen am Motor vornehmen, die uns VW als Motorenpartner streng untersagt hat. Dies schliesst aber nicht aus das sich Tuner mit diesem Thema beschäftigen. In einem solchen Falle würden wir einer Homologation als GT4 nicht im Wege stehen, wenn ein Tuner dies eigenverantwortlich in die Hände nehmen würde.“
Die Einstufung als SP7-Fahrzeug - in der selben Klasse wie die Sieger aus dem Hause Manthey Racing - war eher ein notwendiger Kompromiss. Für die eigentlich sinnvollere Einstufung als V6 fehlte das Homologationsminimum von 200 gebauten Wagen. Als GT4 nach FIA konnte man den Wagen mangels vorhandener Homologation auch nicht einstufen. Es blieb die SP7, wo die Pilotencrew Uwe Nittel, Uwe Krumscheid, Christian Gebhard und Dierk Möller-Sonntag im Endergebnis mit dem 70. Gesamtrang immerhin den 10. Klassenrang unter 21 Startern belegte – und das noch nicht mal mit Renn- sondern mit Serienreifen.
Die waren auch der eigentliche Einsatzgrund des Fahrzeugs. Um den neuen, gemeinsam mit den Tuningpartnern Tech-Art, AC Schnitzer und Sport-Auto entwickelten Trackday-Reifen Conti Force Contact zu promoten, hatte die Marketing-Abteilung des Hannoveraner Reifenkonzerns Continental gemeinsam mit Artega nach annähernd 12 Jahren Abstinenz auf der Nordschleife wieder einen Einsatz beim 24h-Klassiker auf die Räder gestellt. Die Hannoveraner sind Alleinausrüster für die Delbrücker Schmiede, weswegen nicht der 32. Porsche des Rennens, sondern der GT-Exot aus dem Münsterland zum Einsatzfahrzeug der Wahl wurde. Das erwies sich als Glücksgriff, denn damit stach das Engagement der beiden Partner durch das markant lackierte, exotische Fahrzeug besonders hervor.
Zudem lief der Artega im Rennen wie ein Uhrwerk. Ausser Reifenwechsel und Betankungen gab es keine Gründe zu zusätzlichen Stopps. Der einzige Aufreger passierte der Werksmannschaft im Qualifying am Freitag, als Pilot Uwe Krumscheid auf nieseliger Strecke auf einem frisch lackierten Aspahltgrafitti der Fans hinter dem Aremberg in die Leitplanken segelte. Das bescherte den Mechanikern des Teams eine ungewollte Nachtschicht, die sich aber als einzige ausserfahrplanmässige Aktion des Wochenendes entpuppte.
Wie geht es nun weiter mit Artega im Motorsport? Das steht nach der eigentlich viel versprechenden Vorstellung vom Wochenende erst mal in den Sternen. Weitere Renneinsätze sind für den pittoresken Flitzer, der von der Form her an eine Kreuzung zwischen einem Lotus und einem Ferrari erinnert, leider nicht mehr vorgesehen. Angesichts des aufgezeigten Potentials wäre eine Homologation als SP10/GT4 aussichtsreich. Dort hätte man immerhin Klassenrang 5 (auf Serienreifen!) belegt. Dies sollte vielleicht einige interessierte Tunerfirmen ermutigen, die über eine GT4-Homologation dem deutschen Kleinserienhersteller die Tür zum internationalen Motorsport wie der Blancpain Endurance Serie, dem FIA-GT4 Europacup oder den nationalen Serien mit GT4-Beteiligung öffnen könnten. Verdient hätte es das Engagement der Delbrücker auf jeden Fall.