24h Nürburgring 2011 - das Drehbuch des Rennens
Die 39. 24 Stunden am Nürburgring wurde erneut zur Beute für Manthey Racing und Porsche. Alles in allem erfüllte die Veranstaltung die hohen Erwartungen, die im Vorfeld angesichts des hochkarätigen Starterfeldes in den Event gesetzt worden waren. Auch wenn der Kreis der Siegeskandidaten sich früher einengte als noch im vergangenen Jahr, lohnte es sich das Renngeschehen bis zum Schluss zu verfolgen. Kurz zusammengefasst kann man das Rennergebnis wie folgt erklären.
Fünf Siege in sechs Jahren kommen nicht von Ungefähr. Olaf Manthey darf die Nordschleife genauso als seinen Vorgarten betrachten wie Reinhold Joest die Strecke an der Sarthe. Eine akribische Vorbereitung und eine kompromisslose Taktik zahlte sich erneut aus. Wie auch die BMW-Werksmannschaft liess Olaf Manthey seinen weiter hinten im Feld platzierten gelb-grünen RSR und den Hybrid-Porsche auf geschnittenen Slicks auf die noch feuchte Strecke starten. Das sparte beiden Autos einen Stop und damit zwei Minuten. Der GT3-R, den man parallel ins Rennen schickte, wurde abgestellt, als sich herausstellte, dass der RSR im Verkehr annähernd gleich schnell war, was sich beim sich langsam lichtenden Verkehr als zunehmender Vorteil erwies, da die ausgefeiltere Aerodynamik des RSR´s dort ungestörter zum Einsatz kam. Bis auf eine zweimal nicht ordnungsgemäß funktionierende Tanksäule, die jedes Mal eine halbe Minute kostete, leistete sich die Top-Mannschaft keine Schwächen - und blieb dadurch unter dem Pensum der Konkurrenz.
BMW war ähnlich tadellos unterwegs und hätte sich gegen die siegreiche Porsche Mannschaft ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern können. Doch ein kleiner Lapsus kostete die BMW-Crew das Rennen. In der 23.Runde wurde Pedro Lamy von einem zu überrundenden Fahrzeug vor dem Karussell aufs Gras abgedrängt und kollidierte in der Kurve mit dem Auto. Der entgegen der Fahrtrichtung zum Stillstand gekommene M3 befuhr die Strecke etwa 100m entgegen der Fahrtrichtung und bekam dafür eine drei Minuten Stop&Go-Strafe. Diese und der Unfall kosteten den Vorjahressiegern den Sieg.
Audi hatte dagegen ein konzeptionelles Problem in der Rennstrategie: Trotz abermals 15l grösserem Tank schafften es die Audi R8 LMS GT3 von Phoenix Racing und Abt Sportsline nicht, mehr als acht Runden am Stück zu fahren, während die Konkurrenz von Porsche und BMW neun bzw. zehn Runden schaffte. Mit den dadurch notwendigen zwei zusätzlichen Stopps „versoffen“ die durstigen V10-Motoren den potentiellen Sieg der Ingolstädter, obwohl die vier Top-Autos fast ohne technische Probleme durchliefen. Den am Ende drittplazierten Bilstein-Audi kosteten gar ein loser Frontsplitter zwei Stopps und damit 5-6 Minuten Rückstand auf die Spitze, die im Ziel fast den Sieg bedeutet hätten.
Auch die Mercedes SLS AMG GT3 waren prinzipiell siegfähig. Die schnellste Mannschaft, den nur mit einem Pilotentrio besetzten SLS von Mamerow Racing mit Chris Mamerow, Pierre Kaffer und Armin Hahne kostete ein Unfall Hahnes in der Nacht in Führung liegend das Rennen. Bis zur 23. Stunde lag dann die Heico-Mannschaft mit dem SLS #32 auf Platz 3. Dann warf ein Radlagerschaden 40 Minuten vor dem Schluss die Mannschaft zurück.
Weitere Siegeskandidaten hatten das Rennen da schon vorher verloren. Den Polesetter und lange führenden Hankook-Farnbacher Ferrari kostete ein Materialfehler in einem Aufhängungsteil 45 Minuten und damit den Sieg. Immerhin rundete man sich am Ende in die Top-10 zurück. Der Hybrid-Porsche war mit zehn-Runden-Stints auf klarem Siegkurs, bis dieses Jahr nicht der Motor sondern das Getriebe zweimal schlapp machte. Die schnellen VW-Golf wurden durch Unfälle und technische Gebrechen schon am Sonntag morgen komplett eliminiert. Auch spielte das Wetter nicht hinreichend lange mit wechselnden Bedingungen mit, damit die drei Werksautos ihren Allrad-Vorteil ausspielen konnten. Andere Autos wie der P4/5 Competizione, die Lexus LF-A oder die neuen Aston Martin Zagato-Prototypen fuhren für die Galerie und wurden im Endergebnis unter „ferner liefen...“ geführt.
Insgesamt war es ein sehr taktisch geprägter 24h-Sprint, der zum Glück bis auf zwei Unfälle - den Überschlag eines BMW am Pflanzgarten und den Unfall eines Schubert-Z4, die beide für die Beteiligten glimpflich verliefen – keine schweren Zwischenfälle zu verzeichnen hatte. Mit der Einbindung der GT3 durch den ADAC Nordrhein hat der deutsche 24h-Event abermals an Klasse gewonnen – und dies schlägt sich langsam auch in der Bedeutung des offiziell von 250.000 Zuschauern besuchten Rennens nieder.