Der Reifenkrieg anno 2019 am Ring

Langjährige Leser dieser Seiten wissen das die 24h am Nürburgring (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) die Mutter aller Reifenschlachten beherbergt. Nirgendwo sind weltweit mehr Reifenhersteller an einem offenen Schlagabtausch gegeneinander im Wettbewerb engagiert, der zudem am Ring in diesem Jahr 23 Klassen umfasste. Auch in diesem Jahr gab es keine Ausnahme: 9 Reifenhersteller – Michelin mit 80 ausgerüsteten Wagen, Dunlop mit 50, Yokohama (7), Falken und Giti (6), Hankook (5), Pirelli (4) sowie Bridgestone und Hoosier mit je einem ausgerüsteten Fahrzeug - waren in die Ausrüstung der am Klassiker teilnehmenden 158 Teams involviert. Im Vergleich zum Vorjahr fehlte lediglich der koreanische Hersteller Kumho. Und im Unterschied zum vergangenen Jahr hatte (fast) jeder Hersteller zumindest einen Erfolg zu verbuchen.

Es gibt in Hinsicht auf die Bewertung der Erfolgsstatistik der Reifenhersteller beim Klassiker 3 Kategorien zu unterscheiden: die Klassen in denen jeweils nur ein Auto antrat (5), diejenigen in denen eine Alleinausrüster-Situation bestand (6) und diejenigen in denen ein offener Wettbewerb zwischen verschiedenen Herstellern vorherrschte (12). Fangen wir mit der ersten an: jeweils nur ein Auto startete in der SPX (der Michelin-ausgerüstete Glickenhaus-003C), der SP-Pro (der Bridgestone-bereifte Lexus LC), der V3T (ein Michelin-bereifter Porsche Cayman der pikanterweise mit Sponsoraufklebern eines anderen, chinesischen Reifenherstellers ins Rennen ging) und der SP9-LG. Hier erreichte der Pirelli-bereifte Speedline BMW Z4 GT3 allerdings nach 2 Unfällen nicht das Ziel.

Je 3 zusätzliche Siege können Michelin und Dunlop in diesem Jahr über die Single-Supply-Klassen für sich verbuchen: Michelin rüstete die CUP3-Klasse der Cayman-Fahrzeuge, die CUPX-Klasse der KTM´s und die SP4-Klasse mit 2 Fahrzeugen komplett aus. Dunlop hatte die TCR-Klasse, die CUP5-Klasse der BMW M240i und die SP4T-Klasse mit 2 Autos fest in seiner Hand.

In den restlichen Kategorien herrschte ein offener Reifenkrieg, der anders als im Vorjahr, als im Regen Michelin die Oberhand über alle anderen Hersteller gewann, dieses Jahr viel differenzierter ausfiel: Michelin war diesesmal in 5 Klassen die Marke die am Ende den Sieger ausrüstete. In der SP10 setzte sich der Black Falcon Team Identica Mercedes AMG GT4 als eines von 3 der von den Franzosen ausgerüsteten Teams gegen 6 Dunlop-bereifte Konkurrenten durch. In der SP7 war der Sieg klarer – dort trat auch nur ein Falken-bereiftes Fahrzeug gegen 7 Michelin-bereifte Porsche an. In der SP6 hatten die 3 Michelin -Teams die beiden Hankook-ausgerüsteten Konkurrenten im Griff. In der SP3 belegten gleich 3 Michelin-bereifte Toyota das Podium, wobei man sich hier gegen Falken, Yokohama und Dunlop durchsetzte. Schliesslich dürfte der wertvollste Klassenerfolg der in der Gesamtsieger-Klasse der SP9 sein, in der am Ende alle 3 Gesamtpodiumsteams: Phoenix Racing, Manthey und Black Falcon auf die Michelin-Pneus vertrauten.

Anders als im Vorjahr setzte sich Dunlop auch im offenen Wettbewerb 3 mal durch: in der SP8T-Klasse hatte der Dunlop-bereifte Aston Martin die Konkurrenten, die auf Michelin, Pirelli und Hankook vertrauten, fest im Griff. In der V4-Klasse (4 Dunlop, 6 Michelin) war man gegen den französischen Erzkonkurrenten erfolgreich. Und auch in der AT-Klasse setzte sich einer der beiden Care for Climate-Porsche gegen die beiden Michelin und Yokohama ausgerüsteten Konkurrenten durch.

4 weitere Hersteller waren in 4 weiteren Klassen erfolgreich: Yokohama rüstete in der V2T-Klasse den siegreichen Manheller Racing BMW aus und liess dabei die Dunlop- und Michelin-bereifte Konkurrenz hinter sich. Der aufwändige PR-Auftritt von Giti zahlte sich am Ende mit dem Doppelsieg der beiden Audi R8 des Giti-Tire Motorsport-Teams in der SP8-Klasse aus, wobei der chinesische Hersteller mit dem Entwicklungsstandort in Hannover ebenfalls Michelin und Dunlop-bereifte Teams hinter sich liess. Hoosier – die Motorsportmarke des ebenfalls in Hannover beheimateten Continental-Konzerns – ging mit dem einzigen ausgerüsteten Auto im Feld, dem #146 FK Performance Cayman siegreich aus der Schlacht in der V5-Klasse gegen die ebenfalls von Michelin und Dunlop bereifte Konkurrenzfahrzeuge hervor, nachdem man im Vorjahr den Klassensieg nach einem Unfall in der letzten Rennstunde verloren hatte. Den härtesten Reifenkrieg jedoch gewann Falken: In der mit 8 Autos besetzten SP3T-Klasse errang  der Falken-bereifte Werks-Subaru gegen durch Dunlop Giti, Hankook und Michelin ausgerüstete Mannschaften den Klassensieg – das waren mehr Hersteller als selbst in der SP9 engagiert waren.

Damit kommen die Reifenhersteller beim 24h-Rennen 2019 auf folgende Klassensieg-Bilanzen:
Michelin: 10 Klassensiege
Dunlop: 6
Falken, Giti, Hoosier, Yokohama, Bridgestone, Hankook: 1
Pirelli: 1? (Auto nicht im Ziel)

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