Schlusskrimi entscheidet 45. 24h am Ring

Das Audi Sport Team Land Motorsport hat die 45.te Ausgabe des 24 Stunden Rennens am Nürburgring24 Stunden Rennens am Nürburgring (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) gewonnen. Markus Winkelhock, Christopher Mies, Connor de Phillippi und Schlussfahrer Kelvin van der Linde gewannen am Sonntag nach 158 Runden auf dem Land Motorsport Audi R8 LMS GT3. Es war der vierte Sieg für Audi - und vielleicht angesichts der Umstände der bisher dramatischste. Für das Team von Wolfgang Land war es der erste Sieg beim 24h-Klassiker, für Markus Winkelhock der dritte und für Christopher Mies der zweite. Mit Kelvin van der Linde gewann zum ersten Mal in der 45-jährige Geschichte des Klassikers ein Südafrikaner das bedeutende Langstreckenrennen. Die absolvierte Distanz von 158 Runden war dabei eine Runde kürzer wie die Rekorddistanz von 2014.

Auf dem zweiten Platz kam das ROWE Racing Quartett Markus Palttala, Nicky Catsburg, Alexander Sims und Richard Westbrook mit 29,418s Rückstand ins Ziel. Für Rowe war es nach den beiden dritten Plätzen 2013 und 2014 das bislang beste Ergebnis beim Klassiker. Rang 3 sichert sich das Audi Sport Team WRT-Quartett René Rast, Nico Müller, Marcel Fässler und Robin Frijns mit 50,622s Abstand auf die Markenkollegen.

Die 45.te Ausgabe der 24h wird man vor allem wegen des dramatischen Finishs zu Rennende in Erinnerung behalten. Nachdem die Land-Mannschaft fast 17 h lang das Rennen angeführt hatte begann das Drama als 2h vor dem Ende ein Softwäre-Update zur Kurierung von Fehlzündungen am führenden Audi fehlschlug und Kelvin van der Linde nach einer langsamen Runde auf der GP-Kurs erneut an die Box kommen musste. Die verfolgende WRT-Mannschaft sowie der ROWE Racing-BMW schlüpften vorbei. Als dann 30 Minuten vor dem Rennende ein selbst von den amtlichen Wetterfröschen nicht mehr erwarteter Regenschauer sich über der Strecke entlud überstürzten sich die Ereignisse: WRT und ROWE Racing versuchten auf Slicks den zunächst als kurzen Schauer empfundenen Niederschlag zu überstehen, wurden auf der Nordschleife dann aber von einem kapitalen Wolkenbruch überrascht. Land verbockte den letzten Tankstop derart das Kelvin van der Linde in seiner Verzweiflung Regenreifen orderte um die Konkurrenten auspokern zu können – diese Verzweiflungstat rettete der Mannschaft schliesslich den Sieg. Während in der vorletzten Runde mehrere Konkurrenten aus dem Top-10 von der Strecke gespült wurden und der BMW und der führende belgische Audi sich selbst langsameren Cup-Porsches beugen mussten machte der Südafrikaner bis zu 20s pro Sektor gut und ging als Führender in die letzte Runde. Der WRT-Audi und der BMW, die sich verpokert hatten wechselten für die letzte Runde noch auf Regenreifen, wobei sich die Michelin-Wets der BMW M6-GT3-Mannschaft letztendlich den Dunlop-Regenreifen von Schlusspilot René Rast als überlegen erwiesen.

Die Reifen waren im Vorfeld das zweite dominante Thema des Rennwochendes gewesen. Der Versuch des DMSB die Rundenzeitenexzesse und Kosten aufgrund von Entwicklungsreifen mithilfe von hinterlegten Musterreifen in den Griff zu bekommen ging gründlich nach hinten los. Am bislang wärmsten Wochenende des Jahres waren fast alle Reifenhersteller am Limit. Am schlimmsten traf es Michelin und deren Einsatzteams: die bislang als Rennreifen homologierten Medium-Reifen hielten im Vollgasbetrieb gerade mal 5 Runden – die Soft-Tires sogar nur 1 ½! Um auf 8 Runden-Stints zu kommen mussten sich die Teams derart zurück halten das weder der Rundenrekord im Qualifying, das überraschend die Dunlop-bereifte Scuderia Cameron Glickenhaus-Mannschaft für sich entschied, noch die Rekorddistanz in Gefahr waren. Nur indem man die Michelin-Reifen unterhalb des Limits bewegte waren Stints von 8 Runden zu erreichen.

Audi wechselte daher die in den bisherigen Rennen gemischt bereiften Wagen im Vorfeld komplett auf Dunlops – und brachte damit beide Top-Teams nach den ersten selektiven Stints an die Spitze. Porsche, die bislang in der VLN Langstreckenmeisterschaft den Ton angaben, wurden durch technische Ausfälle und Unfälle aus dem Rennen gerissen – nur der Frikadelli Racing-Profi-Porsche schaffte es am Ende mit P6 in die Top-10. BMW und Mercedes haderten mehrheitlich mit den Michelinreifen. Die Yokohama-bereiften Bentleys wurden durch Unfälle und Zwischenfälle gehandicapt.

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