Rückblick auf 2012 - wie erwartet?

2012 ist also vorüber. Wie in den letzten 13 Jahren zu diesem Zeitpunkt ist es an dieser Stelle Tradition, auf die Ereignisse des abgelaufenen Jahres zurückzublicken. Ein Rückblick der bei einiger Skepsis auch hoffnungsvoll ausfällt. Und der bei den Prognosen des vergangenen Jahres anfängt. „Es wird nicht besser werden als 2011“ hatten wir geunkt. Und die damals prohezeiten Punkte haben sich eigentlich alle erfüllt – bzw. wurden sie, was skeptische Ausblicke anbelangt, zum Teil noch unterboten.

Fangen wir bei der neu eingerichteten FIA Langstrecken Weltmeisterschaft an. Der Sport dort ist uns nichts schuldig geblieben, was aber Teilnehmerzahl und Dichte an der Spitze anbelangt, zeigt sich ein ambivalentes Bild. Den Ausstieg von Peugeot gleich zu Beginn des Jahres konnte Toyota bei allem guten Willen nicht kompensieren. Das die Japaner kurzentschlossen ausserfahrplanmässig in die Bresche sprangen und sogar zum ernstzunehmenden Audi-Jäger aufstiegen, hat der japanisch-deutsch-französischen Crew mit Sitz in Köln viele Sympathien bei den Fans und beim ACO eingebracht. Mit nur 3 Werksautos fiel der Kampf an der Spitze dennoch ein wenig überschaubar aus - wobei ein Blick zurück in die 70´er Jahre zeigt, dass auch damals die Situation fast immer ähnlich gelagert war. Darüber konnten auch die interessanten Kämpfe in der LMP2 oder der LMP1-Privatierswertung nicht hinweg täuschen. Mit den vor einem Jahr prophezeiten 35-30 Autos lagen wir angesichts eines Feldes von zwischen 42 (Spa-Francorchamps) und 27 (Fuji) Teams umfassenden Feldes nicht zu weit daneben. Eine wesentliche Verbesserung in der Teilnehmerzahl sollte angesichts der nun transparent gewordenen Kosten und Aufwände in Verbindung mit der nach wie vor verharzten Weltwirtschaftslage hier nicht erwartet werden.

In der Europäischen Le Mans Serie wurden unsere schlimmsten Befürchtungen hingegen noch übertroffen. Eine mehr oder minder schön verpackte Absage des Championnats, nachdem bei der 2. Runde gerade mal 13 Autos erschienen waren, glich einer Bankrotterklärung der bisherigen Orga-Mannschaft um Kopf Patrick Peter, der vor der Saison noch vollmundig von 45 Autos ausgegangen war und „business as usual“ erwartete – ein verhängnisvoller Fehler angesichts der Konkurrenz der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft und der offensichtlichen Trennung beider Championnate. Der viel zu spät bekannt gegebene Terminkalender und die unattraktiven Strecken taten ein übriges, die Kundschaft zu verprellen. Nach den Teams wurde demzufolge auch Peter und seine Sport Auto-Organisation als Veranstalter in die Wüste geschickt.

Viel besser hielt sich da die ALMS, die permanent um die 30 Starter bei der Stange hielt. Dennoch erkannten Don Panoz und sein Managementstab die Zeichen der Zeit und verkauften die Serie in Anbetracht einer sich abzeichnenden schwierigeren Wirtschftsentwicklung an die France-Gruppe. Der nun 2014 kommende Zusammenschluss von Grand Am und ALMS zeigt den Organisatoren in Europa exemplarisch, dass man auch mal über den eigenen Schatten springen muss, um die Bühne für grossen Sport zu sichern und vorzubereiten, wenn mehr der Sport statt das eigene Ego im Vordergrund stehen soll.

Eine ähnlich katastrophale Marktbereinigung wie die Europäische Le Mans Serie erlebte die SRO mit ihrer FIA-GT Weltmeisterschaft und der FIA-GT3 Europa-Meisterschaft. Auch hier wurde Mitte der Saison das Championnat abgeblasen bzw. durch einen deutlich kostengünstigeren Kalender mit europäischem Focus ersetzt. Für die jahrelang subventionierte WM hatte Ratel schliesslich auch seine Ziehkinder GT3-EM und GT4-Europacup (ebenfalls nach Insolvenz eines Veranstalters abgeblasen) geopfert. Ein glücklicheres Händchen hatte man - wie 2011 vorausgesagt - auch bei der Blancpain Endurance Serie, die permanent um die 40 Starter hatte und auch bei ihrem ersten Auftritt in Deutschland nicht enttäuschte. 

Auch in der nationalen Szene zeigte sich das Bild ambivalent. Im Profibereich schrumpfte das Feld des ADAC GT-Masters während der Saison von 44 auf 32 Autos zusammen. Das sieht zwar angesichts des gebotenen Sports und der immer noch vollen Felder nach einem Luxusproblem aus, doch ein Grossteil der Abgänge waren eine Konsequenz der Unzufriedenheit der Teilnehmer mit den Entwicklungen innerhalb des Championnats, aus dem die bis 2011 mitverantwortliche SRO zu Beginn des Jahres vom ADAC heraus komplimentiert worden war. Dass sich das 2013 fortsetzen könnte, zeigt der Fakt, dass zum jetzigen Zeitpunkt gerade einmal die Hälfte des anvisierten Teilnehmerfeldes für 2013 gesichert ist, während vor einem Jahr schon mehr als doppelt so viele Teilnehmer feststanden.

Im Amateurbereich hingegen boomte die Szene. Die VLN Langstreckenmeisterschaft und zumindest die DMV-Touringcar Championship konnten sich vor Teilnehmern nicht retten – wohl weil sie im Gegensatz zum GT-Masters überschaubare Gebühren und Einstiegsmöglichkeiten auch für preiswertere Modelle boten.

Das Jahr der Klassiker (50.te 24h von Daytona, 10.te 12h Bathurst, 60.te 12h von Sebring, 80.te 24h Le Mans, 40te 24h am Nürburgring und das 15.te Petit Le Mans.) ging also mit grossem Sport, aber auch grossen Enttäuschungen und Marktbereinigungen einher (Teil 2 dieser Saison-Bilanz - der Ausblick auf 2013 - folgt dann morgen auf dieser Seite). Egal wie die Entwicklungen ausfielen: Wir vom Team von GT-Eins hatten unseren Spass daran, euch als Publikum diese Rennen auf diesen Seiten näher bringen zu können. Das wird auch 2013 so weiter gehen, wenngleich sich personalbedingt der Focus bei der ein oder anderen Serie oder Veranstaltung verschieben könnte. Wir wünschen euch jedenfalls einen guten Rutsch ins neue Jahr 2013 und weiterhin viel Gesundheit und noch eine Menge interessanten Motorsport in der kommenden Saison.

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