Die Gulf-12h-BoP

Bei den aktuellen Gulf 12 hours standen die Veranstalter vor dem Problem die LMP3 halbwegs auf das Tempo der GT3 einbremsen zu müssen. Das dies einigermassen gelang war nicht zuletzt auch das Verdienst von VLN Teamchef Mathias Holle, der schon zum wiederholten Male der Organisation um Promotor Andrea Ficarelli als technischer Kommissar unter die Arme griff. Holle erläuterte uns vor Ort die Grundzüge der für den Event spezifischen Balance of Performance:

"Die Einstufung der GT3 erfolgt auf Basis der von der GT-Open benutzten BoP. Diese haben wir zur Verringerung der Leistungsdifferenz zu den LMP3 ein wenig nach oben angepasst, indem wir bei den GT3 allgemein grössere Restriktoren, bei den Turbo-Autos mehr Ladedruck und bei allen Wagen etwas weniger Gewicht zugelassen haben. Bei den LMP3 haben wir wiederum 30kg zusätzlich reingepackt um diese etwas einzubremsen. Zudem müssen die Ligiers statt der gewohnten Michelin-Reifen die selben Pirellis benutzen die auch bei den GT3 zum Einsatz kommen. Das alles verringert die Rundenzeitdifferenz von ursprünglich 4-5s auf nur noch 1,5s. Da zudem bei den LMP3 mindestens ein Amateurfahrer mit einer definierten Stintlänge im Auto sitzt schaffen, wir es die schnellsten Pro-GT3 und die besten LMP3 auf ein Level zu nivellieren. Die GTX laufen hier nach den spezifischen Cup-Reglements - also Porsche Cup, Supertropheo und GT4."

Wie gut Holle die Aufgabe schaffte LMP3 und GT3 auf ein Level zu bringen zeigte sich gegen Ende des Rennens: die 3 Mannschaften auf dem Podium - die beiden schnellsten Ferraris von Kessel Racing und Rinaldi Racing sowie die Ultimate Racing LMP3-Mannschaft - lagen nach 302 Umläufen am Ende in einer Runde, wobei Ultimate sogar noch am Ende des ersten Rennabschnitts einen Schaltungsdefekt hinter dem Safetycar überstehen musste. An der Spitze hatten sich die GT3 und LMP3 über das gesamte Rennen hinweg einen interessanten Schlagabtausch geliefert, der Holle auch auf ein interessanten Aspekt für sein deutsches Teamengagement mit Mathol Racing brachte:

„Die LMP3 sind bei gleichem Tempo mit einem Grundpreis von 210.000€ deutlich preiswerter wie ein GT3, dessen Kosten in den kommenden Saisons immer weiter steigen werden. Eigentlich sollte man solch ein Fahrzeug auch mal auf der Nordschleife ausprobieren, weil ich glaube das man mit einer entsprechenden Einstufung ähnlich wie hier und einer zusätzlichen aerodynamischen Beschneidung die Autos auch dort zu einem gefahrlosen Einsatz bringen könnte. Ein Hauptaspekt wäre dabei, das man die Bodenfreiheit deutlich erhöht, was den aerodynamischen Groundeffekt des Unterbodens deutlich verringert und die Autos somit etwas langsamer machen dürfte als die GT3 die dann immer noch die Topklasse bilden würden. Das man solche Autos ohne Probleme in der SPX-Klasse an den Start bringen kann, haben ja schon die Glickenhaus SCG003 bewiesen, die ja auch nichts anderes als abgerüstete Prototypen sind.“

Daneben könnte sich Holle durchaus auch vorstellen sein eigenes Team einmal zu einem Einsatz bei den Gulf 12 hours an den Start zu bringen „Der Event ist noch einigermassen entspannt und hat einen gewissen Urlaubsfaktor für die Mannschaften die hier die Saison ausklingen lassen wollen. Die Location ist sowieso fantastisch und bietet für die Kundenpiloten ein aussergewöhnliches Rennen, speziell bei der Nachtatmosphäre hier. Falls ich mal nicht mehr als TK involviert bin werden wir sicher einen oder mehrere GT4 hier zum Einsatz bringen.“

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