Die GT-Eins Analysetools

Eine der Spezialitäten auf dieser Seite sind die statistischen Rundenzeitenübersichten die in den Rennberichten der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft , der Europäischen Le Mans Serie, des ADAC GT-Masters und weiterer Serien regelmässig auftauchen. Zuletzt hatten wir die 5. Gulf 12 hours mit entsprechenden Analysen verziert. Manch geneigter Leser wird sich schon gefragt haben welcher Aufwand und welche Techniken hinter derartigen Diagrammen stecken.

Die entsprechenden Charts – intern Rundenzeitenanalysen genannt – wurden Mitte 2013 von 2 Mitgliedern des GT-Eins-Teams entwickelt, um die Performance eines Autos, spezifischen Wagens oder von einzelnen Piloten charakterisieren zu können. Im Grunde handelt es sich um Microsoft-Excel-Charts bei denen die Rundenzeiten in Bezug zu den gefahrenen Rundenzeiten, gruppiert zu Wagenteams, Piloten oder den einzelnen Rennrunden, miteinander in Beziehung gesetzt werden. Was anfänglich mal mit 2 einzelnen Charts – eines für die Rundenzeiten eines einstündigen Sprintrennens mit Fahrerwechsel a la GT-Masters und einem Chart für die Topspeed-Analyse - begann, hat sich mittlerweile zu einer ganzen Toolbox für verschiedene Anwendungsfälle entwickelt. So umfassen die neuesten Versionen u.a. Analysetools bei denen die Rennverläufe von bis zu 8 Teams mit Crews von bis zu 5 Fahrern mit maximal 250 Runden pro Fahrer über den Rennverlauf hin analysiert werden können (siehe Beispiel unten). Dabei ist auch immer der Verlauf des Rennens zu beachten: Rennen mit gleichbleibenden Streckenverhältnissen müssen mit anderen Werkzeugen beleuchtet werden als zum Beispiel Regenrennen (siehe dieses Beispiel hier mit dem FIA Langstrecken Weltmeisterschaft -Lauf in Fuji aus dieser Saison) bei denen einzelne Schauer ein Einbrechen der Rundenzeiten verursachen.

Die Erkenntnisse aus diesen Grafiken sind fallweise verblüffend und aufschlussreich. So kann die Konstanz und das Performancelevel einzelner Piloten analysiert werden und der Verlauf der Rundenzeiten über mehrere Stints lässt in Einzelfällen Rückschlüsse auf eine mehr oder weniger gelungene Reifenstrategie der Teams zu. In einzelnen Fällen war es uns in der Vergangenheit sogar möglich, Einsicht in die Wirksamkeit der BoP einzelner Fahrzeuge zu bekommen und Abweichungen kritisch zu beleuchten.

In Punkto datenjournalistische Aufbereitung der Sportwagenszene hat GT-Eins in den letzten 3 Jahren damit unbescheiden gesagt eine kleine Vorreiterrolle mit diesem Weg der analytischen Ergänzung von Rennberichten eingenommen. Dennoch kratzen wir aus Ressourcengründen bei vielen Events nur an der Schale dessen was den taktischen Reiz dieses Sports ausmacht. Um für die Zukunft vielleicht einmal einen breiteren Einblick zu bekommen haben wir uns daher für einen ungewöhnlichen Weg entschieden – wir veröffentlichen hiermit die erste Version des Analysetools! Dieses steht ab heute unter diesem Link zum Download (XLS-File / 255KB ) zur Verfügung. Dies geschieht weil wir unseren interessierten Lesern und Hardcore-Fans und vielleicht auch weiteren Mitgliedern der internationalen Motorsportcommunity und Journalistenkollegen nicht nur aus der Sportwagenszene Einblicke in diese höchst interessante Form der Rennaufbereitung verschaffen wollen.

Das zu Verfügung stehende Tool ist der Einfachheit halber auf die Analyse von Sprintläufen mit maximal 2 Fahrern und maximal 10 Teams sowie einer reduzierten Rundenzahl begrenzt. Es kann aber von einem geschickten Excel-User leicht erweitert werden. Es besteht aus 3 Arbeitsblättern, die die reine Datenliste (für Rundenzeiten & Fahrernamen), die grafische Darstellung und eine kurze Gebrauchsanweisung beinhalten. Darin noch nicht enthalten sind Optionen wie die Topspeedanalyse oder die neuerdings von uns genutzte VBA-Makro-Unterstützung die aktuell bis hin zu eigenen Data-Mining Applikationen geht, mit denen wir ein solches Chart für ein Langstreckenrennen wie die FIA Langstrecken Weltmeisterschaft mittlerweile in weniger als 20 Minuten fertigstellen können. Diese behalten wir uns für kommende weitere Veröffentlichungen vor...

Als der heutige FIA Langstrecken Weltmeisterschafts- und Europäische Le Mans Serie-Chef des ACO, Gerard Nevau, die Journalisten auf der Pressekonferenz des 24h-Rennens 2011 aufrief sich mal Gedanken über neue, transparentere Darstellungsformen des komplexen Langstreckensports zu machen, stiess er damit zumindest in unserem Team auf offene Ohren. Mit dem Schritt ,unsere bescheidenen Fortschritte in dieser Richtung nun der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wird möglicherweise der Motorsportszene generell – und vielleicht nicht nur diese – von den Anregungen aus Le Mans profitieren.

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