WEC: Porsche beim Prolog in Front

prologlmp1rdz.pngDas erste Aufeinandertreffen der LMP1-Fahrzeuge 2016 ging wie im Vorjahr erneut an Porsche: Alle 5 Trainingssitzungen auf der französischen Rennstrecke Le Castellet konnten die Vorjahresmeister für bei konstanten Witterungsbedingungen für sich entscheiden. 376 Runden bzw. 2.177 km – diese Distanz legte Porsche zurück.

Am überarbeiteten Vorjahres-Porsche 919 Hybrid traten werden der zwei Testtage augenscheinlich keine Probleme auf. Die Taktik, mit einem schnellen und ausgereiften Fahrzeug gegen die Konkurrenz zu bestehen könnte aufgehen. Brendon Hartley konnte in 1:37,445 min die Bestzeit aufstellen, 0,225 Sekunden langsamer als die Vorjahresbestzeit. Den ersten Testtag absolvierte die Nummer #2 (Dumas/Jani/Lieb), für den zweiten Tag kam die #1 (Bernhard/Webber/Hartley) zum Zuge.

Der unter dem Namen Toyota Gazoo Racing eingesetzte neue TS050-Hybrid konnte bei seinem ersten Auftritt einen deutlich besseren Eindruck hinterlassen als der Vorgänger anno 2015. Nachdem im vergangenen Jahr beim Prolog 2,7 Sekunden Rückstand zu Buche standen, hat man sich heuer bis auf 0,8 Sekunden an Porsche heranarbeiten können. Beim neu entwickelten Chassis von Toyota sollte das Limit allerdings noch nicht ausgelotet sein. Mit 266 Runden / 1.540 km hat das japanische Team mit Stammsitz in Köln weit weniger Distanz abgespult als die Benchmark-Porsche. In Session 3 am ersten Testtag musste man gar auf der Strecke stoppen, nachdem sich Teile vom Bodywork gelöst haben. Tag 1 hat die Crew der Startnummer #5 (Davidson/Buemi/Nakajima) mit der Le Mans-Aerodynamik und entsprechend geringem Luftwiderstand absolviert. prologts050.jpgAn Tag 2 übernahm die Crew der #6 ( Sarrazin/Conway/Kobayashi) das Fahrzeug, diesmal mit einem Aeropackage mit mehr Downforce. Mit beiden Varianten fuhr man der Konkurrenz auf dem schnellen Mittelsektor mit der langen Mistral-Geraden auf und davon, während sowohl Sektor 1 als auch Sektor 2 mit teils deutlichem Rückstand an Porsche ging.

Audi konnte seinen neuen – nur noch R18 getauften Boliden – nur 235 Runden / 1.361 km testen. Schon in den vorherigen Testphasen wurde von nicht näher genannten Problemen gesprochen. Auch in Le Castellet war das Glück den Ingolstädtern nicht immer treu: Nach einem Aufhängungsschaden nach 4 Runden im Nachttraining musste André Lotterer (zusammen mit Fässler/Tréluyer unterwegs) sein Dienstfahrzeug zunächst an der Strecke abstellen. Nachdem der Deutsche sich später zur Box schleppen konnte, wurde das Fahrzeug endgültig abgestellt und für den Folgetag auf das Ersatzchassis gewechselt. So konzentrierte man sich bei Audi auch nicht auf schnelle Rundenzeiten.prolog919.jpg Nur in der zweiten Sitzung gelang es, den Toyota zu schlagen. Insgesamt lagen 1,4 Sekunden Rückstand an, im Vorjahr betrug dieser allerdings noch 1,8 Sekunden.

Die Topspeedwertung führt ganz klar Toyota an – wobei diese Werte wie gewohnt mit Vorsicht zu genießen sind. Ohne vor Ort zu sein fällt es schwer zu beurteilen, ob der installierte Blitzer für Porsche und Audi nicht schon in der Segel-Phase stand (jene Phase, die am Ende der Geraden „gerollt“ wird, um Benzin zu sparen).

Da Testzeiten sowieso nie die ganze Wahrheit sagen, kann hier nur das Resümee gezogen werden: Porsche sollte dank ausgereifterer Technik zumindest am Anfang der Saison im Vorteil sein. Toyota hat mit dem neuen Fahrzeug mächtig aufgeholt, auch wenn die Zeiten nicht so konstant sind wie die der Konkurrenz. Und Audi? Wenn der R18 zuverlässig seine Runden dreht, wird er sicherlich wieder ein gewichtiges Wörtchen und die Gesamtsiege mitspielen. Wir freuen uns also auf einen spannenden Saisonstart in Silverstone!

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