LMP2 Analyse Le Mans

Nach den LMP1 am Wochenende wollen wir in der zweiten Analyse des vergangenen 24 Stunden Rennens von Le Mans 2014 die LMP2-Klasse beleuchten. Topspeeds und Rundenzeiten der 8 schnellsten Teams lassen interessante Einblicke in die unterschiedlichen Strategien der mit 17 Mannschaften gut besetzten Klasse zu:

Ein reiner Vergleich der Höchstgeschwindigkeiten und im Rennen erzielten Rundenzeiten zeigt das man nicht notwendigerweise mit dem schnellsten Auto gewinnt. Die am Ende siegreiche Mannschaft, das britische Team Jota, hatte ihren Zytek wie schon bislang in der Saison üblich nicht auf Topspeed sondern auf ein sicheres Handling hin getrimmt. Das gestattete der britischen Mannschaft, die sich auch konsequent von den Curbs fern hielt, in der Endphase des Rennens von den Problemen der Konkurrenz zu profitieren. Sehr gut dabei waren die 3 Ligiers. Die Neukonstruktion aus dem Hause Onroak zeigte neben einem überzeugenden Speed auch eine nicht erwartete Zuverlässigkeit. Oak Racing und TDS Racing brachten alle 3 Wagen in den Top-10 ins Ziel. Lediglich einige technische Gebrechen in der Endphase verhagelten der Neukonstruktion den möglichen Sieg beim ersten Auftreten. Gut zu sehen ist wie der #35 in der Endphase sich mit nur noch 7 funktionierenden Zylindern um den Kurs schleppte.

Ein zu starkes Anfahren der Curbs kostete dagegen den an und für sich schnelleren TDS-Ligier eine Aufhängung und damit den Rennsieg. Auch die drittplazierte Alpine-Crew tappte in die gleiche Falle: Nach ¾ des Rennens verlor man durch einen Aufhängungswechsel vorne links sämtliche Siegchancen.

Die Rundenzeiten enthüllen das man zudem beim Team Jota mit Harry Ticknell und Oliver Turvey 2 sauschnelle Piloten an Bord hatte. Privatier Simon Dolan kam mit dem gutmütig eingestellten Wagen zudem bestens an der Sarthe zurecht. Eindeutig schneller wäre nur Oak Racing mit der Crew der #35 gewesen in der Jann Mardenborough und Alex Brundle im Schnitt leicht schneller als die beiden besten Jota-Piloten waren. Doch der Motordefekt raubte der schnellsten LMP2-Crew an der Sarthe sämtliche Podiumschancen. Oaks zweite Crew, die Honda-befeuerte #33 war fahrerisch nicht gut genug aufgestellt um den 2. Ligier in die Nähe des Podiums zu plazieren.

Als „Best of the Rest“ konnte sich daher der Sebastian Loeb Racing Oreca profilieren, auf dem zwar René Rast sich als bester Pilot profilieren konnte. Jedoch liessen Rasts Teamkollegen im Schnitt noch einmal 2s bzw. 4s pro Runde auf den deutschen Piloten liegen, was unterstreicht das die französische SLR-Manschaft mit Platz 4 das maximal erreichbare Ergebnis heraus holte. Vielleicht auch dank eines taktischen Kniffs – denn die #24 war neben dem #34 Oreca von Race Performance die einzige Mannschaft die konsequent Dreifachstints mit den Reifen fuhr.

Von den Rundenzeiten her auf selbem Niveau wie Rasts Trio präsentierte sich der zu Rennbeginn sogar in Klassenführung liegende schweizer Race Performance Oreca. Ein langer Umbau des vor dem Kollaps stehenden Benzinpumpensystems am frühen Morgen kostete hier die Möglichkeit auf ein Podium, sicherte der eidgenössischen Equipe dafür aber das 5. Finish beim 5.Antreten an der Sarthe in Folge.

Ein besseres Ergebnis hätte wohlmöglich auch die Morand Racing Mannschaft um Christian Klien herausholen können. Doch das sehr konservative Setup und vor allem Privatpilot Romain Brandela verhinderten hier das die Mannschaft rechnerisch sogar in den Kampf um das Podium mit eingreifen konnte. 

Quintessenz: Die Zeiten da man in Le Mans mit einem LMP2 nur durchzurollen brauchte um einen Erfolg einzufahren sind schon lange vorbei. Neben einem soliden Grundspeed – Highspeed ist hier eher kontraproduktiv – und einer materialschonenden Fahrweise und Setup-Auslegung sind ausgewogene Pilotenpaarungen, Fahrerische Disziplin und eine detailierte Materialvorbereitung Grundvoraussetzungen um in Le Mans in der LMP2 Klasse weit vorne anzukommen.

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