Umbau der GT-Klassenstruktur ausgesetzt
Wie unsere Kollegen von Sportscar 365 melden haben die GT-Hersteller, die FIA und der ACO die Neustrukturierung der GT-Klassen, die bis zu den 24h von Le Mans abgeschlossen werden sollte, in der vergangenen Woche überraschend ausgesetzt. Der seit 2 Jahren diskutierte Plan, die derzeitigen Klassen GTE (ex-GT2) und GT3 auf eine gemeinsame technische Basis zu stellen und die Umrüstung zwischen den neuen Klassen GT und GT+ durch einfache Updates möglich zu machen, wurde demnach fallen gelassen. Statt dessen sollen die GTE und GT3 weiterhin auch über 2015 hinaus existieren.
Knackpunkt der Entscheidung soll die Einführung einer neuen Restriktormethode gewesen sein auf die FIA und ACO im Gegensatz zu den Herstellern bestanden haben. So sollen die beiden französischen Sportbehörden auf die Einführung aktiver Drehmomentsensoren insistiert haben, die die gängigen Luftrestriktoren beim neuen Einstufungs-System abgelöst hätten. Diese Lösung wurde von den Herstellern abgelehnt.
Allerdings soll es über die nun ausgesetzten Gespräche hinaus ein weiteres Meeting der Hersteller in 3 Wochen geben, über dessen Details noch nichts bekannt ist. Einer der Kernpunkte könnte die technische Entwicklung der GTE sein, die mittlerweile zu einer Kostenspirale in dieser Klasse geführt hat, die diese langsam an das Preisniveau der alten GT1-Klasse herangeführt hat. Jene Klasse war nach 2010 eingestellt worden weil Fahrzeugpreise über 800.000 Euro den Markt für die Top-Kategorie hatten zusammenbrechen lassen.
Die Absage an das neue Regelsystem schafft einige Unsicherheiten vom Tisch die auch die GT3-Szene in den vergangenen Monaten belastet hatten. So hatte speziell Callaway die Einführung der neuen C7-GT3-Corvette um ein Jahr verschoben weil die Chevrolet-Zentrale in Detroit direkt auf den Zug der neuen Klassenstruktur hatte aufspringen wollen. Auch die neuen GT3-Projekte von Lexus (wir berichteten), Lamborghini, McLaren und Bentley dürften nun auf ein planbares Szenario für die kommenden Jahre blicken.
Die grösste Erleichterung über die Absage an das neue Regelsystem dürfte im Hause SRO zu verspüren sein. Deren Boss Stephane Ratel hatte von Anfang an gegen den Umbau seines Erfolgsmodells GT3 zugunsten der nun in Kostenprobleme kommenden GTE-Klasse insistiert. Da er keine Bereitschaft zeigte dieses ohne Not aufzugeben und viele Hersteller weiterhin auf den GT3-Zug gesetzt hätten, wären de Facto für eine Übergangszeit 3 fast identische Klassen auf dem Markt gewesen – eine Situation in der selbst die Fans und auch die Hersteller kaum noch durchgeblickt hätten.
Auch wenn die Aussetzung des Reglementsumbaus nun Klarheiten schafft, bleibt weiterhin Handlungsbedarf für die Hersteller und den ACO. An der GTE-Kostenspirale muss gearbeitet werden damit diese Klasse nicht in spätestens 3 Jahren den Teilnehmertod sterben wird, der auch die GT1 befallen hatte. Und unterhalb der GT3, deren Costcap von 400.000 Euro durch Langstreckenkits zunehmend aufgeweicht wird, braucht die GT4-Einsteigerklasse neue Impulse da deren Funktion sonst zunehmend unterminiert wird.