Die 6h von Spa - Antworten auf die Fragen nach Le Mans
Die 6h von Spa-Francorchamps (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) brachten deutlich mehr Erkenntnisse bezüglich der Kräfteverteilung beim kommenden Höhepunkt an der Sarthe als der verregnete Saisonauftakt in Silverstone, den Audi noch deutlich verwachst hatte. Das hatte 2 Gründe: das im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geschrumpfte Feld sowie die idealen Wetterbedingungen hatten ein ideales ungestörtes Rennen zur Folge das fast ohne zwischenfälle auf Safetycar- und Gelb-Phasen verzichten konnte. Selbst die Spa immer so gefürchteten Rennzwischenfälle blieben während der 6h aus, so das man am Ende ein sauberes Rennen mit jeder Menge Erkenntnisse zu analysieren hatte.
Wie unsere Rundenzeitendiagramme enthüllen waren sowohl Toyota als auch der #14 Porsche von Jani/Lieb/Dumas in Spa-Francorchamps auf Augenhöhe anzusiedeln. Die siegreiche TS040 Besatzung Lapierre/Buemi/Davidson war dabei einen Tick schneller unterwegs als die drittplazierten Sarrazin/Nakajima/Wurz. Porsches #20 Wagen, der in Silverstone noch aufs Podium klettern konnte, hatte dieses Mal in Spa-Francorchamps die technische Seuche an Bord. Zudem deuten die auf anderem Niveau liegenden Rundenzeiten an, das sowohl Porsche als auch Toyota teamintern mit 2 Abstimmungsvarianten am Start waren.
Dies wird von den Sektorenzeiten untermauert, die enthüllen das die in den Highspeed-Sektoren 1 und 3 schnelleren Wagen im Rennen das Nachsehen hatten. Audi fuhr mit 2 ganz unterschiedlichen Aerodynamik-Konfigurationen (siehe Fotovergleich der High-Downforce und der Le Mans-Variante). Der Vorteil der High-Downforce-Variante im kurvigen Sektor 2 war dieses Jahr in Spa-Francorchamps jedoch nicht in einen Rundenzeiten-Vorteil umzumünzen. Im Gegenteil: Toyotas und Porsches Le Mans-Konfigurationen waren über die Runden durchweg schneller. Ausnahme: Audis Le Mans-Aero-Auto mit der #3, das allerdings auch die Pace der Konkurrenten nicht mitgehen konnte.
Hier steckt jedoch wohl eher kein „Sandbagging“ der Audi Mannschaft hinter den Ergebnissen. Denn wie Toyotas siegreiche Kutscher bei der Pressekonferenz enthüllten hatte man Schwierigkeiten in Spa-Francorchamps die Reifen über die Doppelstints zu bringen. Audi hatte hatte mit dem Reifenverbrauch deutlich weniger Probleme. Das wird in Le Mans noch mal ein wichtigeres Thema werden, wo Audi in der Vergangenheit auf den langen, die Reifen herunterkühlenden Geraden sogar 4- und 5-fach-Stints mit den eigenen Walzen schaffte und damit die Gegner regelmässig an die Wand fuhr. Die Reifenthematik könnte daher für die dank der EoT-Einstufungen leicht bevorteilten, schnelleren Toyota zur Archillisferse in Le Mans werden.
Den deutlich höchsten Topspeed zeigte Porsche in Spa-Francorchamps. Das lässt für die Sarthe einiges erwarten – zumindest im Qualifying und in der Startphase. Ob die Porsche 919 Hybrid bei ihrem ersten Antreten an der Sarthe am frühen Sonntagmorgen noch eine Rolle spielen werden, wird von Sonderschichten der Projektingenieure bei porsche anhängen. Die erneut wie schon in Silverstone auftretenden Probleme mit den Radaufhängungen kosteten die #20 ein gutes Rennresultat. Elektronische Probleme an der ECU der #14 kosteten Porsche sogar möglicherweise den Sieg. Beides sind Schwierigkeiten die sich die Weissacher in Le Mans nicht erlauben dürfen.
Von Rebellion Racing sollte in Le Mans nicht mehr erwartet werden als in Spa-Francorchamps am Ende zu Buche stand: ein Rollout und ein Finish. Bei den Topspeeds zeigte sich der am Ende im Ziel abgewunkene R-One von Heidfeld/Prost/Beche auf dem Level der Werkskonkurrenz von Toyota und Audi. Für weitergehende Betrachtungen ist es angesichts des Entwicklungsstandes des neuen LMP1 noch zu früh.