Toyota gewinnt die "73km von Fuji"
Solch einen Rennverlauf hatte es in der jüngeren Geschichte der vom ACO mitveranstalteten Serien bislang noch nicht gegeben. 3 mal versuchte Renndirektor Eduardo Freitas am vergangenen Sonntag die 6h von Fuji auf den Weg zu schicken. Doch wolkenbruchartige Regenschauer niedrige Temperaturen und starke Windböen – am Renntag zog ein Taifun-Tief über Japan hinweg – sorgten für 3 schnelle Abbrüche nachdem sich die Piloten zum Teil hinter dem Safetycar von der Strecke drehten. Schliesslich hatte die Rennleitung ein Einsehen und broch nach dem dritten erfolglosen Startversuch die Veranstaltung 4 Stunden nach dem vorgesehenen Starttermin ab. Zur Entschädigung der 28.000 gezählten Zuschauer, die zum grossen Teil bis zum Ende der Veranstaltung auf den Tribünen ausgeharrt hatten, wurden diese von den Veranstaltern zu den Teams in die Boxengasse eingeladen.
Die „73km von Fuji“ - ein Rennformat dem im Gegensatz zu den 1000km an selber Stelle keine grosse Zukunft beschieden werden kann – endeten somit nach nur 16 Runden im offiziellen Endergebnis nominell mit dem Sieg des Toyota mit der #7 von Alexander Wurz, Kazuki Nakajima und Nicolas Lapierre vor dem Audi #2 und dem Rebellion-Lola #12. Die Klassensiege staubten die jeweiligen Polesetter ab: Oak Racing mit dem Morgan-Nissan von Bertrand Baguette, Martin Plowman, Ricardo Gonzales in der LMP2, sowie jeweils Aston-Martin Racing mit dem Pro-Wagen von Stefan Mücke, Darren Turner und Frederic Makowiecki sowie dem AM-Auto von Christoffer Nygaard, Kristian Poulsen und Bruno Senna. De Facto gab es jedoch keine Runde unter grün und nur 16 Runden hinter dem Safety-Car. Da weniger als 75% der Renndistanz absolviert wurden gab es am Ende nur halbe Punkte für die Teams. Zumindest liess man den ursprünglich kommunizierten Plan fallen, nur die Piloten mit Punkten zu bedenken die auch während des Events am Steuer gesessen hatten. „Höhere Gewalt“ führte laut den Rennkomissaren zur Aufhebung dieser Regel die amsonsten nicht nur das Rennen sondern durch die Wettbewerbsverzerrung die gesamte Meisterschaft Ad Absurdum geführt hätte.
Sicher – es gab in der Vergangenheit bereits einige Rennunterbrechungen oder -Abbrüche durch schwere und lang anhaltende Wolkenschauer – erinnert sei an die LMS-Runde 2005 in Silverstone oder das Petit Le Mans 2009. Doch Sportwagen sind konzeptionell mitnichten Schönwetterautos, wie Allan McNish im Interview mit Radio Le Mans behauptete („Unsere Autos sind dafür konstruiert, bei trockenen Bedingungen zu fahren.“). Hier rächte sich wohlmöglich auch eine Sparaktion der WEC-Reglementshüter. Diese hatten aus Kostengründen das Warm-up anfangs der Saison gestrichen. Dieses wäre aber angesichts der zu den trockenen Vortagen dramatisch geänderten Wettersituation dringend nötig gewesen um die Autos halbwegs auf die nassen Bedingungen anzupassen. Somit gingen die Teams mit ungeeigneten und im Grunde ausgewürfelten Setups auf die Reise.
Ob die FIA Langstrecken Weltmeisterschaft derzeit mit ausreichendem Reifenmaterial für solche irregulären Rennbedingungen ausgestattet ist - die Entwicklung der letzen Jahre hin zu höheren Haltbarkeiten könnte zu wenig Grip in Grenzsituationen als Folge gehabt haben - ist möglicherweise ein weiterer Faktor mit derzeit eher spekulativem Hintergrund. Auch wenn einzelne Stimmen – etwa aus dem Porsche-Lager – davon sprachen das man durchaus hätte fahren können – (etwa eine halbe Stunde vor dem letzten Restart gab es eine relativ trockene Phase) wären niedrige Temperaturen, mangender Grip und die Gischt vorausfahrender Autos im Endeffekt doch ein zu grosses Sicherheitsrisiko geworden, das die Rennleitung angesichts der zurückliegenden schweren Unfälle des vergangenen Jahres nicht eingehen wollte. Somit dürften auch die Ereignisse um Allan Simonsen und Sean Edwards hier eine Rolle bei der Entscheidung zum Abbruch gespielt haben. Zudem wäre das Rennen – wäre es denn freigegeben worden – alles andere als regulär gewesen und mit Sicherheit ebenfalls vorzeitig abgebrochen worden.
Zur Entschädigung der Sportwagenfans weltweit hat Toyota jetzt schon die Präsenz des 2.Wagens auch für die nächste FIA Langstrecken Weltmeisterschafts-Runde in Shanghai bestätigt. Wenn dort der Regen wieder eine entscheidende Rolle spielen sollte müsste man sich aber ernsthaft um Alternativen bemühen – schliesslich drohen mit der zunehmenden Klimaveränderung in Zukunft mehr Rennabbrüche dieser Art....