Le Mans - Vorschau 2: 22 LMP2 am Start
22 LMP2 – diese Zahl spricht für sich. Die kleine kostengedeckelte Prototypenklasse ist beim Klassiker an der Sarthe auf dem Zenit ihrer Verbreitung angelangt. Ob es im kommenden Jahr noch einmal solch ein Feld in der Klasse geben wird ist fraglich. Auf der einen Seite mag das Rekordfeld dem Umstand geschuldet sein, dass die grosse Prototypen-Klasse vor einem Umbruch steht und einige Teams im kommenden Jahr einen Aufstieg ins Auge fassen. Angesichts steigender Kosten in der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft für die LMP1 und der gleichzeitigen Kosteneskalation bei den GTE könnte der Zustrom der Teams in die einzige weltweit in 4 Serien ausgefahrene Prototypen-Kategorie allerdings noch anhalten, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass man sich in Zukunft an Feldstärken wie heuer (immerhin gabs auch 2012 20 Starter) gewöhnen darf.
Zu den trockenen Fakten: 8 Oreca, 5 Morgan, 3 Lola, 3 Zytek, 2 Lotus und nur ein HPD ARX-03d LMP2 (von Level 5 Motorsport) bilden in diesem Jahr das Feld. Die Motoren kommen in der Mehrzahl von Nissan: 15 Treibsätze - inklusive des Motors auf dessem Deckel „Alpine“ eingestanzt worden ist - kommen von den Japanern, die in diesem Jahr ihre Semi-Werksmannschaft vom ADR-Delta-Team betreuen lassen. Judd beliefert 6 Mannschaften – inklusive der im Lotus T-128 LMP2 eingebauten „Praga“-Triebwerke. Nur Level 5 Motorsport bringt in diesem Jahr den 2,6l HPD-Turbomotor an den Start. Level 5 Motorsport, Signatech-Alpine, KCMG und Pecom Racing vertrauen in diesem Jahr auf Michelin-Reifen. Der Rest des Feldes benutzt die Produkte von Konkurrent Dunlop.
Ein Novum in diesem Jahr ist sicherlich, dass mit Alpine, Lotus, Praga, Morgan und Caterham gleich 5 Automobilhersteller durch Rebranding von Motoren oder Chassis die kleine Klasse – in der Werkseinsätze eigentlich verpönt sind – für sich zu vereinnahmen versuchen. Eine Entwicklung, die sich der ACO vor allem wegen des Einsatzes von Nissan in der LMP2 – die als einziger Hersteller wirklich werksseitig als Motorenlieferant involviert sind – genau anschauen dürfte.
Die Wagen kommen in diesem Jahr aus Frankreich (5), Gross-Britannien (4), Deutschland, der Schweiz (je 2) sowie Argentinien, Belgien, Kanada, Irland, Luxemburg, China, Russland und den USA – somit aus 12 Nationen - wobei sich das bei genauem Betrachten der eigentlichen Einsatzteams deutlich reduziert. Rein deutschsprachige Einsatzteams stellen nur Kodewa-Lotus und die schweizer Race Performance-Mannschaft.
Die Zahl der deutschsprachigen Piloten ist da deutlich höher und dürfte den einheimischen Fans reichlich Wahlfreiheit bei der Auswahl des persönlichen Favoriten lassen. Gleich 5 Autos haben deutschsprachige Piloten an Bord. Bei Lotus ist die #32 mit dem Deutschen Thomas Holzer und dem Salzburger Dominik Kraihamer besetzt. Bei Race Performance greifen die beiden Eidgenossen Michel Frey und Patrick Niederhauser ins Volant. ALMS-Champion Lucas Luhr ist beim britischen Team Jota mit an Bord. Nissan-Werksfahrer Michael Krumm verstärkt die Crew des #42 Greaves-Nissan, der noch in den rot-weissen Originalfarben des Teams antritt. Und Pierre Kaffer darf sich auf dem Michelin-bereiften Pecom-Oreca mit der #49 (Bild) Chancen auf einen Spitzenplatz ausrechnen.
Effektiv dürfte sich der Kampf an der Spitze der Klasse zwischen dem starken Oak Racing-Team und der ADR Delta-Mannschaft abspielen. Pecom, Signatech und Greaves (mit der #42) gehören sicher noch mit zum erweiterten Favoritenkreis. Die Kodewa-Lotus überraschten beim Testtag zwar mit hohen Top-Speeds, über der Zuverlässigkeit der beiden neuentwickelten Chassis steht allerdings nach wie vor ein grosses Fragezeichen.