Reifenschlacht an der Sarthe: das 2008-er Duell
Zwar sind die 24 Stunden von Le Mans 2008 schon zwei Wochen her, aber die Zeit für eine Nachbetrachtung ist noch lange nicht vorbei, insbesonders wenn es sich um technische Aspekte handelt - wie zum Beispiel die Reifen:
Vergleicht man die diesjährige Ausgabe mit den vergangener Jahre, so fällt auf das heuer nur zwei Reifenhersteller ein ernsthaftes Engagement an der Sarthe zeigten. Das waren zum einen Michelin, die den Endurace-Sport seit jeher als Marketing-Instrument nutzen und Dunlop, die ihr Engagement in diesem Jahr deutlich verstärkt haben und schon einige Achtungserfolge in der Lemans Serie einfahren konnten. Die Koreaner von Kumho, letztes Jahr in der LMP2 mit dem Binnie-Lola erfolgreich, fehlten in diesem Jahr ganz. Pirelli und Yokohama rüsteten jeweils nur ein Auto aus (den BMS Scuderia Italia-Ferrari GT2 für den italienischen und den Tokai-Courage für den japanischen Hersteller), wobei Pirelli mit dem 2. GT2-Rang sogar einen Erfolg verbuchen konnte.
Die Ergebnisse der Pneulieferanten müssen nach Klassen beurteilt werden. So konnte in der LMP1 Michelin seinen Erfahrungsschatz ausspielen und die vordersten 9 Plätze belegen. Zieht man die Werksdiesel ab, dann war der Rollcentre-Pescarolo der beste Dunlop ausgerüstete Wagen auf Rang 4 der Benziner-Wertung. Allerdings rüsteten die Briten nur drei ausgesprochene Privatiers-Wagen in der Klasse aus, wobei der AIM-befeuerte Creation und der Chamberlain- Lola nicht in der Lage waren, das Tempo an der Spitze der Klasse mitzugehen.
In der LMP2 wurde es interessanter. Das Porsche RS-Spyder Team Essex ist offizieller Entwicklungspartner von Dunlop und zeigte sich trotz der von Sascha Maassen diagnostizierten leichten Performance-Einbussen in der Anfangsphase als dem Michelin-bereiften van Merksteijn Spyder ebenbürtig. "Verglichen mit den Michelins, mit denen das Fahrwerk des RS-Spyder entwickelt worden ist, sind die Dunlops "spitzer". Der Haftungsbereich der Reifen ist enger. Die Michelins verzeihen doch mehr. Die Lücke ist aber kleiner, als ich zunächst gedacht habe." Wie immer waren allerdings nicht die Reifen sondern die Zuverlässigkeitsbilanz am Ende ausschlaggebend für den Sieg. Immerhin konnte das Team Essex am Ende P2 verbuchen. Michelin und Dunlop belegten im Endergebnis in der Klasse schön abwechselnd sortiert die Plätze.
Während die GT1-Klasse nur vom französischen Hersteller exklusiv ausgerüstet wird, tobte in der GT2 der einzige interessante Reifenkrieg mit mehr als zwei Herstellern. Anders als in der Lemans Serie, wo Michelin nur Kundenreifen an die Strecke bringt, die hauptsächlich für die Porsche zugeschnitten sind, hatte man in Le Mans ähnlich wie in der ALMS auch jene weiterentwicklten Konstruktionen am Start, die auch auf den Ferrari gut funktionierten. Damit duellierten sich die Entwicklungsteams von Michelin (Risi Competitione), Dunlop (Virgo) und Pirelli (BMS Scuderia Italia) um den Sieg. Die britische Virgo-Mannschaft fiel leider 2 ½ Stunden vor Rennende mit einem Motorschaden auf P2 liegend aus. Somit war es das Farnbacher-Team, das für Dunlop, die ihre Entwicklung seit zwei Jahren auf Ferrari konzentrieren, am Ende auf dem Podest stand. Michelin, Pirelli und Dunlop hatten somit (in dieser Reihenfolge) je ein Auto auf dem Podium stehen.
Vier weitere Klassensiege für Michelin standen also am Ende der diesjährigen Ausgabe zu Buche. Die Gallier haben ihre Hausstrecke erfolgreich gegen den britischen Angriff verteidigt. Das wird man PR-mässig weiter verwenden können, ehe im kommenden Jahr die nächste Reifenschlacht an der Sarthe ansteht.