LMDh-Startschuss für Porsche

Porsche LMDh skizze2Porsche hat heute den Einstieg in die LMDh-Klasse offiziell bestätigt. Der Vorstand der Porsche AG hat demnach grünes Licht für die Entwicklung eines der auf den LMP2-Chassis basierenden Werksprototypen gegeben. Nach einer umfangreichen Evaluierungsphase hat Porsche Motorsport den Auftrag erhalten, ein Fahrzeug auf Basis des zukünftigen Reglements zu bauen. Damit wird man ab 2023 in der IMSA-WeatherTech SportsCar Championship, der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft und in Le Mans in den Kampf um Gesamtsiege eingreifen.

„Die neue LMDh-Kategorie ermöglicht uns, mit einem Hybridantrieb bei den Klassikern in Le Mans, Daytona und Sebring um Gesamtsiege zu kämpfen – und das zu vertretbaren Kosten. Das Projekt ist für Porsche höchst attraktiv. Der Langstrecken-Motorsport gehört zur DNA unserer Marke“, erklärt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG.

Porsche LMDh skizze1Porsche führt in der offiziellen Pressemitteilung mehrere Gründe an, 3 Jahre nach dem Ausstieg aus der LMP1-Klasse wieder den Einstieg in den Top-Langstreckensport zu vollziehen. Einer ist die gesteigerte Kosteneffizienz der Klasse. Gegenüber Kollegen der Stuttgarter Nachrichten spricht man bei der LMDh von nur noch einem Drittel der Kosten die ein solches Projekt gegenüber der LMP1 kosten würde. Das wären immer noch 30-40 Mio€/anno und damit deutlich mehr als die bisher kolportierten 15Mio€ die generell in Fachkreisen für ein LMDh-Programm kalkuliert worden wären. Diese höhere Summe – die durchaus im Bereich eines Hypercar-Programms liegt - kommt wahrscheinlich deswegen zustande weil Porsche von Vornherein ein doppeltes Antreten in der IMSA und der ACO/FIA-Serie plant und damit mit deutlich mehr Einsatzwagen kalkuliert. 6 LMDh-Autos (je 2 Einsatzwagen plus ein T-Car) würden ohne zusätzliche Kundenwagen zur Mindestausstattung des rollenden Materials eines professionellen Doppel-Werkseinsatzes zu kalkulieren sein.

Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung der Porsche AG stufte in der Mitteilung das LMDh-Engagement in die Motorsportstrategie von Porsche ein: „Porsche setzt mittelfristig auf drei verschiedene Antriebskonzepte: vollelektrische Fahrzeuge, effiziente Plug-in-Hybride und emotionale Verbrenner. Diesen Dreiklang wollen wir bei der Entwicklung von hochmodernen Straßenfahrzeugen und im Motorsport gleichermaßen darstellen. Den rein elektrischen Antrieb setzen wir im Rahmen unseres Werksengagements in der FIA Formel E ein. Die hoch effizienten und emotionalen Verbrenner im GT-Sport. Die LMDh-Klasse schließt für uns die Lücke. Dort treten leistungsstarke Hybridantriebe gegeneinander an, wie sie in vergleichbarer Form schon jetzt in zahlreichen Modellen unserer Marke verbaut werden. Wenn das Reglement perspektivisch Raum für den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen bietet, wäre das für mich im Sinne der Nachhaltigkeit ein noch größerer Ansporn.“

Seit mehr als 20 Jahren wird es mit der Einführung der LMDh erstmals wieder möglich sein, mit baugleichen Fahrzeugen bei den weltweiten Langstreckenrennen um Gesamtsiege zu kämpfen. 2003 hatten die Daytona Prototypes die LMP1 als gesamtsiegfähige Klasse zunächst in Daytona und später dann mit dem Merger der American Le Mans Serie und der Grand Am auch in Sebring als gesamtsiegfähige Kategorie abgelöst. Porsche hat in Le Mans bis dato 19 Gesamtsiege, in Daytona 18 Gesamtsiege (als Konstrukteur; 22 als Motorenlieferant) und in Sebring ebenfalls 18 Gesamtsiege notieren lassen – mit dem LMDh-Einstieg will man bei allen 3 Langstreckenklassikern diese Marke auf 20 Siege und mehr schrauben.

Porsches Einstieg ist wahrscheinlich lediglich unter dem Vorbehalt zu betrachten, das die VW-Schwestermarke Audi ebenfalls vor Kurzem ein Engagement in der Top-Kategorie bekannt gegeben hat. Wie lange der VAG-Vorstand erneut gleich 2 derartige kostenintensive Programme parallel angesichts der anstehenden Herausforderungen des Kostendrucks, der weltweiten Mobilitätsumbaus und der aktuellen COVID-19 Herausforderungen genehmigen wird dürfte abzuwarten sein.

Mit Porsche, Audi, Alpine, Honda/Acura, Mazda und Cadillac stehen zumindest schon 6 Hersteller bereit, die für die neue Klasse, die anders als die komplexen LMP1 auch Kundenengagements erlaubt, Fahrzeuge bauen wollen. Zusammen mit den Hypercar-Herstellern Toyota, Peugeot, Glickenhaus und ByKolles Racing könnte somit in 3-4 Jahren eine bis zu 2-stellige Anzahl an Herstellern in den Kampf um Gesamtsiege beim 24 Stunden Rennen von Le Mans eingreifen.

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