Hypercar-Reglement 2020/21 präzisiert sich
Der ACO hat auf der Pressekonferenz zum 24 Stunden Rennen von Le Mans 2019 (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) die lange erwarteten Details zum ab Mitte 2020 geplanten Hypercar-Reglement präsentiert. Damit gibt es endlich konkrete greifbare Fakten zu der bereits im letzten jahr angekündigten neuen Top-kategorie, die die Kosteneskalation bei den LMP1 ab Mitte des nächsten Jahres beenden soll.
Vieles was zuvor an Spekulationen und Diskussioneinwürfen zu diesem Thema im Vorfeld zirkulierte haben wir auf diesen Seiten wegen der unklaren Sachlage erst gar nicht hierkommentiert. Jedenfalls findet sich im Reglement eine Zulassung der IMSA-Variante der DPi genau so wenig wieder wie ein angeblich zuletzt im Gespräch befindliches "GTE-Pro-Plus"-Konzept.
Es wird nach den ersten Entwürfen für die Saison 2020/2021 gleich 5 verschiedene Unterklassen in der vorläufig als LMP-Hypercar bezeichneten Top-Klasse in Le Mans geben, die durch entsprechende "Performancefenster" in Hinblick auf Leistung, Gewicht, und Luftwiderstand in ihren Entwicklungskosten eingedämmt werden sollen:
- Für ein Übergangsjahr werden die jetzigen privaten LMP1 als "Grandfathered" LMP-Hypercars akzeptiert.
- Daneben gibt es Prototypenbasierte Hypercars mit entsprechend homologierten Rennmotoren und Kennzahlen von einem Gewicht von 1100kg sowie einer Maximal-Leistung von 750 PS.
- Diese Proto-Hypercars können optional eine Hybrid-Variante aufweisen, wobei das Hybridsystem maximal 200kW leisten soll und nur an der Frontachse bei Tempi oberhalb 120 km/h wirken soll.
- Die dritte neue Variante sind auf Produktionssportwagen basierende Hypercars die es auch als Strassenmodelle gibt und die in einer Stückzahl von mindestens 20 Wagen über 2 Jahre gefertigt werden. Diese müssen sich bei den Motoren an die Serienmotorisierung halten, können aber die selben Leistungsdaten wie die Protyotypen erzielen.
- Auch bei den Produktionshypercars sind Hybridsysteme erlaubt, wenn diese im Serienmodell verbaut sind. Dort sind sie dann nicht nur auf die Vorderachse beschränkt, sondern können auch serienkonfigurations-abhängig auch die Hinterachse antreiben. Somit haben diese Autos einen Flexibilitätsvorteil - oder Komplexitätsnachteil; je nachdem wie man es sieht.
Das Produktionswagen-Modell wurde zusätzlich zu den Prototypen hinzugefügt, nachdem Hersteller wie Aston Martin, McLaren und Glickenhaus nach einer entsprechenden Reglementsvariante verlangt hatten. Mittels einer BoP, deren Grundzüge man im Verlauf der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft-Saison 2019/20 zuerst an den "alten" LMP1 ausprobieren will, sollen die 4-5 möglichen Konfigurationen aneinander angepasst werden. Für die Proto-Hypercars stehen ByKolles Racing und Oreca als erste interessierte Konstrukteure parat.
Bei den Serien-Hypercars schob Aston Martin noch am Freitag mittag als Erste die Bestätigung eines Programms für ein auf der Valkyre basierendes Modell nach. Dieses Programm soll in Zusammenarbeit mit den Partnern Red Bull, R-Motorsport und Multimatic gestartet werden und in einem ersten Schritt ohne ein Hybridsystem auskommen - obwohl das Strassenmodell der Valkyre ein solches verbaut hat. Man schielt laut eigener Aussage auch darauf in Zukunft nicht nur einen Werkseinsatz sondern auch interessierte Kundenteams mit dem Wagen ausstatten zu können.
Umgehend veröffentlichte auch Toyota seine Hypercar-Pläne. Auch hier wird der Wagen auf einem Produktionssportwagen , dem GR Super-Sport, basieren, allerdings dann mit einem Hybridsystem ausgestattet wird. Ein übliches 3-Jahres-Programm vorausgesetzt, bedeutet das Toyota somit bis 2023 in der Weltmeisterschaft verbleiben würde.
Während Glickenhaus und ByKolles Racing ihre Projekte später offiziell bekannt geben wollen, hat Oreca -Boss Hughes de Chaunac auch schon seinen Hut in den Ring geworfen. Der Chef der französischen Firma, der als treibende Kraft hinter dem Bestreben galt die Hybridsysteme lediglich optional und nicht mehr verpflichtend im Reglement vorzusehen, ist nach eigenen Angaben bereits im Gespräch mit 2 Herstellern, für die er bei einer Einigung einen Hypercar-Entwurf auf die Beine stellen würde. Wir wagen an dieser Stelle die Spekulation, das es sich dabei um Alpine und TVR handeln könnte.
Ein weiterer wichtiger Fakt ist daneben das der ACO als Rundenzeitgrenze für die neue Klasse an der Sarthe eine 3:30 auf dem Kurs an der Sarthe anstrebt. Was dies für die LMP2 bedeutet, die nach dem Leistungsupgrade vor 2 Jahren nun mit Zeiten um 3:25 um den Kurs zirkulieren können ist derzeit noch Bestandteil von Spekulationen. Jedenfalls dürfte so die Rekordjagd an der Sarthe erst mal für die nächsten Jahre zum Stillstand kommen.