Toyota gewinnt "4-Jahreszeiten"-Lauf in Spa
Die 6h von Spa 2019 (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) boten am vergangenen Wochenende reichlich Unterhaltung und ein denkwürdiges Rennen, das diejenigen die dabei gewesen sind sicher so schnell nicht vergessen werden. Man hatte am Ende den Eindruck, der Circuit - auf dem die FIA Langstrecken Weltmeisterschafts- Rennen der letzten 7 Jahre ganz Ardennenuntypisch bei Schönwetter abgehalten worden waren – hätte was nachzuholen. Jedenfalls waren die Wetterkapriolen, die der Autor dieser Zeilen so noch nie bei einem Rennen in der 20-Jährigen Berichterstattungsarbeit auf diesen Seiten erlebt hatte wohl einzigartig:
Gestartet bei Sonnenschein und trockener Piste zogen innerhalb der (fast) 6 Rennstunden 4 Schauerfronten mit Regen, Schnee, Hagel und Graupel über die Ardennenachterbahn hinweg, die die Reifenstrategen der Teams angesichts der damit verbundenen niedrigen Temperaturen und Safetycars dem Wahnsinn nahe brachten. Unterbrochen wurden die Schauer von klarem Himmel und teilweise strahlendem Sonnenschein der den Kurs zwischenzeitlich fast komplett abtrocknen liess. Es spricht für das hohe professionelle fahrerische und ingenieurtechnische Level dieser Weltmeisterschaft und nicht zuletzt auch für die professionelle Rennleitung das trotz der widrigen Bedingungen – fast könnte man von einem „4-Jahreszeiten-Rennen“ sprechen - alle 34 Teilnehmer das Rennen in Wertung beendeten. Insgesamt 4 Safetycars, 2 Full Course Yellows und – 11 Minuten vor dem Ende - schliesslich die rote Flagge sind ein Indiz wie schwierig der Lauf in Spa-Francorchamps als vorletztes Rennen der WEC-Superseason am Ende war.
Letztendlich gewannen die Sieger des Vorjahres – der Toyota TS050 Hybrid von Fernando Alonso, Kazuki Nakajima und Sebastian Buemi den Lauf, obwohl man während der 2. SC-Phase nach dem unverschuldeten Unfall des ByKolles Racing-LMP1 sich einen taktisch ungünstigen zusätzlichen 2. Tankstop unter dem SC einhandelte. Das daraufhin führende Schwesterauto von Convay/Nakajima/Lopez wurde zur Rennmitte von einem defektem Sensor im Hybridsystem zurück geworfen und kam zwar auf P6 aber ausserhalb der Podiumsränge an. Die eingefahrenen Punkte reichten dennoch für die vorzeitige Fixierung des Herstellertitels für de Japaner. Rebellion Racing und SMP Racing hatten an ihren Boliden anders als im Vorjahr die High Downforce Aero installiert und kamen damit bei den Bedingungen besser zurecht. Der anfänglich sogar streckenweise führende SMP-BR01 #11 auf dem Lokalmatador Stoffel Vandoorne in der Anfangsphase ein Feuerwerk abbrannte verlor allerdings gegen Rennende seinen 5.Gang und musste daher den Rebellion Racing R13 mit der #3 kurz vor Schluss noch auf P2 vorbei ziehen lassen.
In der LMP2 setzte sich das Dragonspeed-Trio Roberto Gonzalez, Pastor Maldonado und Anthony Davidson trotz einer Rangelei mit dem By Kolles-LMP1 in der ersten Rennhälfte die zu einer Offroad-Einlage führte zum ersten Klassensieg der Saison gegen die Gaststarter von G-Drive und die weiterhin in der Tabelle führende Signatech-Alpine-Mannschaft durch.
In der GTE-Pro erwiesen sich die kalten und nassen Bedingungen wieder Mal als Segen für die im Trockenen mit ihren Reifen hadernden Aston Martin . Nach einem wie immer hart umkämpften 6h-Sprint in dem jeder der teilnehmenden Hersteller zumindest einmal die Führung übernehmen konnte, querte der #97 Vantage von Alex Lynn und Maxime Martin die Ziellinie unmittelbar vor dem AF Corse Ferrari von Rigon/Bird und dem Porsche von Lietz/Bruni die aber wegen eines Rammstosses gegen einen GTE-Am-Ferrari eine Stunde zuvor am Ende eine Zeitstrafe erhielten. Auf den dritten Platz rückte der zweite Porsche von Christensen/Estre nach, der damit den zweiten Herstellertitel in der GTE für Porsche nach 2015 fixierte.
In der GTE-AM holte der Dempsey-Proton-Porsche #77 den dritten Sieg in Folge, nachdem man beim Rennen in Fuji alle bisherigen Punkte wegen einer umstrittenen technischen Manipulation verloren hatte. Rang 2 ging an den TF Sport Aston Martin Vantage GTE vor dem Clearwater Racing Ferrari, der in Spa-Francorchamps den in der Tabelle führenden Project 1 Porsche in das Kiesbett beförderte, weswegen die deutsche Truppe nun auf ein gutes Ergebnis in Le Mans hoffen muss um gleich in ihrer ersten WEC-Saison den Titel in der GTE-Am möglicherweise unter Dach und Fach bringen zu können.