Le Mans Vorschau 2018: die LMP1
In 8 Tagen starten die 86.ten 24h von Le Mans. Das Traditionsrennen sieht in diesem Jahr ein Feld von 10 LMP1, 20 LMP2, 17 GTE-Pro und 13 GTE-Am am Start Als ersten Teil der Vorschau blicken wir heute auf die Top-Klasse der LMP1: 2 Toyota TS050 Hybrid, je 2 Wagen der Privatteams von Rebellion Racing, SMP Racing und Manor GP sowie je einer der ByKolles Racing-Mannschaft und des Dragonspeed-Teams treten 2018 an.
Toyota scheint in diesem Jahr ohne Konkurrenz zu sein. Die Japaner mit der Entwicklungsbasis in Köln sind das einzige verbliebene Werksteam das noch auf einen Hybrid-LMP1 setzt. Und dieser ist entgegen der zuerst geäusserten Zusagen des ACO gegenüber den Privatiers nicht auf das selbe Performancelevel herunter gebremst worden sondern hat theoretisch einen Rundenzeitenvorteil von 0,5s und kann per definiertem Benzinverbrauch eine Runde mehr als die private Konkurrenz fahren. Was der Testtag vor einer Woche zumindest enthüllte, ist das diese theoretischen Zahlen, die im Vorfeld nach der dominanten Performance der Toyotas beim Saisonauftakt in Spa-Francorchamps bezweifelt worden waren, zumindest auf dem besonders speziellen Circuit de La Sarthe halbwegs zu stimmen scheinen. Toyota hat zudem mit der Vepflichtung Fernando Alonsos im Vorfeld der Saison einen fulminanten PR-Cuoup gelandet und würde wahrscheinlich in diesem Jahr nicht vor einer Teamorder – so wie schon in Spa-Francorchamps - zurückschrecken um dem ex-F1-Weltmeister mit einem Sieg an der Sarthe den Weg zur Triple Crown zu ebnen. Der Spanier blüht jedenfalls im Toyota richtig auf und hat nach langer Durststrecke in der F1 beim ersten Renneinsatz im LMP zumindest einen Sieg erzielt - der allerdings durch die Teamorder etwas entwertet wurde.
Nicht wenige eingefleischte Le Mans-Fans haben sich daher von den bisherigen Underdogs Toyota abgewandt und ihre Sympathien auf Rebellion Racing und ihre neuen R13 verlagert. Die Gibson-befeuerten Orecas haben in diesem Jahr nach dem Testtag Zeiten abgeliefert die innerhalb der selben Sekunde wie Toyotas Bestzeiten lagen. Allerdings kämpfen die Piloten der als inoffizielle Oreca-Werkswagen anzusehenden Boliden mit dem technischen Nachteil den vorgeschriebenen Treibstoffverbrauch nicht mit so ausgefeilten Softwaretools wie die Toyota-Werkspiloten kontrollieren zu können, die dadurch immer am Limit der TS050 operieren können. Wie bei allen privaten LMP-Teams kommt hinzu das Rebellion Racing , SMP, Dragonspeed und Manor GP zudem auf nagelneue Konstruktionen bauen die ihren ultimativen Härtetest noch vor sich haben – und der lautet nun mal per Definition Le Mans. Erst nach diesem Rennen, das gleich das zweite im Kalender der Supersaison ist, wird man jeweils wissen wie zuverlässig die neuen Autos wirklich sind.
Was die Zuverlässigkeit angeht, sind Dragonspeed und SMP Racing mit ihren nagelneuen BR1 bereits gebrannte Kinder. Nach dem Katastrophenwochenende von Spa-Francorchamps wo SMP mit dem Unterluftüberschlag des neuen Autos die Höchststrafe für eine Neukonstruktion kassierte und Dragonspeed ihr erstes Auto mit einem Einschlag in Eau Rouge verschrottete sind die Dallarachassis mit einem Sicherheitsupdate versehen worden das mehr Abtrieb an der Vorderachse generiert, dafür aber auch die Wagen langsamer macht als die Konkurrenz. Daher dürften die Mannschaften beider Teams eher auf ein Finish aus sein als ernsthaft an der Spitze in den Kampf zwischen Toyota und Rebellion Racing einzugreifen. SMP hat mit der Verpflichtung von F1-Pilot Jenson Button einen späten PR-Coup gelandet der an Toyotas Alonso-Deal angelehnt ist und zumindest die britischen Fans auf Seite der russischen Crew ziehen dürfte.
Die gleiche Motivation gilt für die ByKolles Racing -Mannschaft die zwar mehr Erfahrungen mit ihrem privaten Projekt als die Mitkonkurrenten hat, allerdings von vornherein sich auf ein endlich mal problemloses Finish konzentrieren möchte. Dafür hat die Mannschaft nicht nur an der Performance und der Zuverlässigkeit des Wagens gearbeitet, sondern auch die Crew mit F1-erfahrenen Kräften verstärkt.
Letztlich hat auch Manor GP die Finanzierungsprobleme vom Saisonauftakt fürs erste überwunden und beide Ginetta- Mecachrome-LMP1 zumindest für diese Le Mans Ausgabe an den Start bringen können – was danach kommt wird man sehen. Dank direkter finanzieller Unterstützung von Ginetta-Chef Lawrence Tomlinson will man die Leistungsfähigkeit der britischen Konstruktion unter Beweis stellen. Da man in Spa-Francorchamps aus finanziellen Gründen überhaupt keine ernsthaften Runden absolvierte und erst beim Le Mans Testtag die ersten 94 Runden unter Wettbewerbsbedingngen absolvieren konnte, sollten die Fans Gnade walten lassen und von den beiden Mannschaften der blauen Boliden nicht all zu viel erwarten.
In diesem Jahr konzentriert sich das deutschsprachige Fahrerkontingent in der Top-Klasse auf 2 Autos: Auf derm Rebellion Racing mit der #1 werden André Lotterer und Neel Jani an der Seite von Bruno Senna starten. Auf dem ByKolles Racing ENSO-CLM P1/01-Nismo startet der Salzburger Dominik Kraihamer neben Oliver Webb und Tom Dillmann.
Für alle LMP1-Teams gilt es, angesichts der zu erwartenden Zuverlässigkeitsprobleme auch die LMP2-Teams im Auge zu behalten, die weniger als 10s pro Runde hinter den Top-Teams zu finden sind. Auch Toyota wurde im vergangenen Jahr von den LMP2 geschlagen – und es gibt nicht wenige Fans die daher auf den Gesamtsieg eines LMP2 in diesem Jahr setzen.