GTE-Pro Le Mans - so überlegen war Ford
Zwar ist das 24 Stunden Rennen von Le Mans schon seit 3 Wochen Geschichte, jedoch fehlen immer noch einige Aufarbeitungen unsererseits. Ein Punkt der während des Rennens sehr heiß diskutiert wurde war die BoP der GTE-Pro-Klasse, deren Schräglage schon ohne statistische Unterfütterung offensichtlich war. Die offiziellen Daten der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft haben nach unserer Auswertung dieses Bild noch einmal bestätigt.
Die beiden nebenstehenden Grafiken können aufgrund gleicher Skalierung übereinander gelegt werden und ergeben dann das komplette Bild der Klasse im Rennen. Während die Ford mit einem Median (dichtester Teil der Rundenzeiten-Punktewolke) von 3:53-3:55 gesegnet waren und als einzige Spitzenzeiten unter 3:52 gehen konnten, hing die Konkurrenz dem fast gesammelt hinterher. Ferraris Potential zeigt der zweitplazierte Risi-Wagen auf, der sowohl von den Topzeiten als auch vom Median her 1s pro Runde auf die Ford liegen liess. Das am Ende dennnoch weniger als 2 volle Runden auf den Spitzen-Ford fehte, war möglicherweise der konstanteren Leistung des Trios Fisicella/Vilander/Malucelli zu verdanken, das aber dennoch am Ende zu wenig handhabe gegen die überlegenen GT aus Detroit hatte. Die beiden AF Corse F488 gelangten aufgrund des frühen Ausfalls gar nicht erst in die schnelle Endphase des Rennens, hätten dort aber wohl kein besseres Bild abgegeben wie die amerikanische Ferrari-Mannschaft.
Aston-Martin und die Porsche-Werksmannschaft mit dem gegenüber dem Proton Competition Wagen weiterentwickelten 911´er waren in etwa auf dem selben Niveau, wobei auch der Porsche Mannschaft ein früher Ausfall alle Chancen auf das Aufzeigen des wahren Potentials raubte. Bei einem Median von 3:55-3:57 (Porsche beklagte öffentlich sogar ein Manko von 4s) wären am Ende bestenfalls 6 Runden Rückstand auf die Ford zu erwarten gewesen. Da dem Proton-Wagen von Christensen/Lietz/Eng 2 weitere Sekunden fehlten verwundern die 11 Runden die man am Ende aufgebürdet bekam nicht. Noch mehr von der Rolle waren die Corvettes die bestenfalls auf dem Level des Proton Competition-Teams agierten. Wir erinnern uns: für Corvette war aufgrund der guten Zeiten beim Testtag extra noch die BoP mit Ehrenblei und Restriktor-verkleinerungen überarbeitet worden.
Das im Rennen eine solch offensichtliche Balance-Schräglage resultierte, lässt 3 spekulative Schlussfolgerungen für den Grund zu. Wenn man die bösartige, verschwörungstheoretische Spekulation (Ford sollte beim Comeback ein Triumph vom ACO ermöglicht werden) aus sportlichen Gründen ausser Acht lässt, dann bleiben 2 Erklärungsoptionen über: Speziell wenn man das Bild vom Testtag (untere Grafik) berücksichtigt, dann hat man bei Ford hier möglicherweise von Seiten des ACO nicht genug auf das Thema „Sandbagging“ geachtet, das auch weniger vorwurfsvoll an beide Seiten als „Lernpotential in Bezug auf das Rennen“ gedeutet werden kann – sprich die Zugeständnisse an die Newcomer und das Einbremsen der Konkurrenz haben ein an und für sich im Gleichgewicht befindliches System ins Ungleichgewicht gebracht. Vielleicht weist drittens auch der BoP-Prozess an sich Lücken in Bezug auf die Ausbalancierung Turbos (Ford/Ferrari) gegen Sauger (Porsche/Aston/Corvette) auf. Eine transparente Aufarbeitung seitens des ACO für die genauen Gründe dieser Disbalance sind für die Garantie offener zukünftiger Rennen in der herstellerunterstützten Klasse von wichtiger Bedeutung für die Zukunft.
Weitere umfangreiche Infos zu den Rundenzeiten der 84. Ausgabe des Klassikers können auf der umfangreichen Statistikseite des Rennens eingesehen werden.