Die zertifizierten LMP2-Hersteller für 2017 sind bekannt
Der ACO hat am heutigen Freitag die 4 zertifizierten Chassislieferanten bekannt gegeben, die ab 2017 die einzigen zugelassenen Lieferanten der LMP2-Klasse sind. Neben Oreca, Onroak und der Kooperation von Riley-Technologies/Multimatic hat als vierter Konstrukteur die italienische Schmiede Dallara eine Lizenz für die Belieferung der Prototypenkategorie bekommen, die in der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft die 2. Liga stellt und in der Europäischen Le Mans Serie, der Asiatischen Le Mans Serie und der Tudor-USCC-Serie die Top-Kategorie ist.
Die Entscheidung dürfte nicht unumstritten sein, denn während Dallara eine Lizenz erhielt, obwohl die Rennwagenschmiede noch kein existierendes LMP2-Modell vorweisen kann, gingen die Antragsteller BR Engineering und Ginetta trotz existierender LMP-Modelle leer aus. Den Ausschlag dafür gab angeblich der ausgebaute Vertriebsweg von Dallara der Belieferung auf mehreren Kontinenten – die Schmiede ist in Europa als F3-Lieferant und in Amerika als DP-Konstrukteur präsent – ermöglicht. Zudem muss man der in Varano de Melegari beheimateten Firma zu Gute halten, dass sie über die Herstellung der Daytona-Prototypenchassis oder der Monocoques der aktuellen Audi-LMP1 genügend Erfahrungen auf dem Prototypensektor verfügt. Dennoch liegen die letzten Gehversuche von Dallara im LMP-Sektor immerhin fast 12 Jahre zurück, als man die 2001 als Chrysler-LMP1 geplanten Dallara-Chassis erstmals an die Sarthe brachte.
HPD, die auf dem amerikanischen und europäischen Markt lange die LMP2-Klasse unterstützt hatten, waren trotz eines ebenfalls existierenden neuen Modells durch einen Reglementspassus ausgeschlossen worden, der eine Bewerbung eines Konstrukteurs mit direkter Hersteller-Beteiligung ausschloss. Auch Gibson, Dome, Adess, Bailey, Tiga, Wolf, Coyote und Pilbeam können ihre existierenden bzw. geplanten Modelle nun ebenfalls mangels Zukunftsperspektiven ad acta legen. Damit sind sämtliche britischen Hersteller trotz einer langen Tradition dieser Nation in der LMP2-Szene mit einem Schlag ausgeschlossen. Dafür wird 2 französische Konsortien, die zugegebenermassen gut im Geschäft sind, auf lange Sicht ein stabiler Absatzmarkt vom ACO gesichert. Es dürfte interessant werden, was die europäische Wettbewerbsbehörde der EU zu diesen Vorgaben sagen wird, zumal hier einigen Firmen der Zugang zu einem internationalen Markt, trotz schon getätigter Investitionen im Nachhinein verweigert wird.
Daneben präzisierte der ACO auch die Ausnahmeregelungen für die amerikanischen LMP2-Sonderregeln, die Herstellerspezifische Bodykits und Triebwerke für die Top-Klasse vorsehen, um der Tudor-USCC-Serie eine Herstellerbeteiligung in der Topklasse der Meisterschaft weiterhin zu ermöglichen. Die auf der nebenstehenden Grafik blau eingefärbten Chassisteile dürfen demnach herstellerspezifisch umgestaltet werden, sofern man sich dabei an gewisse aerodynamische Vorgaben hält. Demnach dürfen Teams die in der amerikanischen Serie eine Wildcard für Le Mans erhalten haben an der Sarthe oder bei Gaststarts in der ELMS nun doch mit einem Corvette- oder Ford-Bodykit und den entsprechenden Motoren antreten, während das Gros der FIA Langstrecken Weltmeisterschafts und Europäischen Le Mans Serie-Teams auf einen Einheitsmotor festgelegt wird. Die Festlegung der 4 zertifizierten Chassishersteller soll am heutigen 10. Juli auf einer Sitzung des FIA-Weltrates bestätigt werden. Danach soll im September der Lieferant des Einheitsmotors nach einer ähnlichen Prozedur wie jetzt die Festlegung der Chassislieferanten bestimmt werden.