Kurventier vs. Dampfbrumme - das Duell von Silverstone

Es war das definitive Highlight des Rennens: Bei den 6h von Silverstone, dem Auftakt der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft 2015 lieferten sich zu Beginn der 3. Rennstunde Marcel Fässler im Audi R18 e-tron Quattro und Neel Jani im Porsche 919 Hybrid ein Duell um die Führung das die Zuschauer in Silveratone und die Berichterstatter vor Ort restlos begeisterte. Fast 20 Minuten lang (der Videoausschnitt nebenan gibt nur den Beginn wieder) duellierten sich das „Kurventier“ - der auf Abtrieb getrimmte Audi von Fässler – mit der „Dampfbrumme“ - der beim Topspeed unschlagbare Porsche von Jani – miteinander mehrfach auf der Strecke im Kampf um die Führung überholend. Was besonders hervorstach war die Fairness mit der die beiden Schweizer miteinander bei aller Härte umgingen. Ein willkommener Kontrapunkt zum Tags zuvor zu hart ausgefallenen Spitzenkampf um die ELMS-Führung.

Das volle Duell , das einige Berichterstatter schon an die legendäre Schlacht Tambay vs. Prost beim F1-Klassiker in Dijon erinnerte, kann unter diesem Video genossen werden (ab etwa 2h:15min), das das volle Rennen zeigt. 

Auch nach dem Rennen war den beiden Kontrahenten sichtlich der Spass anzusehen den sie bei ihrem Duell hatten. Neel Jani : „So ein Duell kann richtig Spass machen wenn man sich dabei gegenseitig vertrauen kann, das der andere keine unfaire Aktion macht. Ich muss Marcel sehr hoch anrechnen das er nie versucht hat mich abzudrängen – das hätten andere Piloten sicher anders gelöst. Ich musste auf den Geraden immer sofort gegenhalten, weil ich wusste sobald ich den Anschluss an Marcel einmal verliere zieht er mir in den Kurven davon. Zudem bekamen wir zunehmend Probleme mit unseren Bremsen. Während des Duells haben wir uns ab und zu in den Wagen gegenseitig angeschaut, wobei ich auf den Geraden immer das Grinsen nicht unterdrücken konnte. Aber leicht war es dennoch nicht. Ich musste zu dieser Rennphase in Hinblick auf die Rennstrategie die Bremsen schonen, gleichzeitig Sprit sparen und auch noch mit Marcel kämpfen. Das war ein richtiges Highlight dieses 6h-Sprints!

Auch Fässler, dessen Crew sich am Ende mit gerade mal 4s Vorsprung gegen den Porsche mit der #18 durchsetzen konnte, hatte seinen Spass am Duell: „Einer der besten Fights meiner Karriere! Das war sehr fair aber für mich stellenweise auch sehr nervtötend! Jedes Mal wenn ich mich in den Kurven vorbei gekämpft hatte ist Neel ganz einfach auf den Geraden wieder an mir vorbei gezogen. Wir hatten einfach die effizientere Downforce und das hat dem Duell den Pfiff gegeben, weil hier die verschiedenen Wagenkonzepte aufeinander trafen. Als Neel eine Stunde vor dem Schluss noch mal in meinem Rückspiegel auftauchte, dachte ich nur 'Nicht schon wieder der!' Aber dann musste der Porsche ja zu seinem Stopp reinkommen.“

Fast wäre es zu einer dritten Auflage des Duelles gegen Ende des Rennens gekommen als Fässler 10 Minuten vor Rennende eine umstrittene Strafe wegen Verlassens der Strecke bei einem Überrundungsmanöver antreten musste. „Als unsere Renningenieurin Leena mir das durchgegeben hat ist es mal kurzfristig sehr laut geworden im Auto. Ich dachte jetzt verlieren wir die Führung oder es kommt noch einmal zu solch einem Zweikampf. Aber wir haben uns doch knapp in Führung halten können.“ Jani war gerüstet für einen weiteren Zweikampf „Wir hatten, da die Strecke am Ende mehr Grip hatte, nur die linken Reifen gewechselt und dadurch Zeit gespart. Aber die Bremsprobleme waren gegen Ende zu gravierend. Fest steht das der Speed des Porsche 919 Hybrid , da ist um Siege einzufahen. Auf einer schnelleren Strecke wie Spa-Francorchamps oder Le Mans sollten wir noch besser aussehen.“

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