12h Sebring 2014 - ein Rückblick
Das 62. 12 Stunden Rennen von Sebring (der Link führt zum nun mit allen Fotos komplettierten Rennbericht auf unseren Seiten) endete am vergangenen Sonntag morgen unserer Zeit mit einem Sieg des Ganassi Riley-Fords von Marino Franchitti, Scott Pruett und Memo Rojas. Die Ganassi-Crew nutzte ihre Führung nach der letzten Gelbphase um am Ende einen Vorsprung von 4,6s vor dem Extreme Speed Motorsports HPD ARX-03b LMP2 von Ryan Dalziel, David Brabham und Scott Sharp ins Ziel zu retten. Dritte wurden die Daytona-Sieger Sebastian Bourdais, Joao Barbosa und Christian Fittipaldi auf der Action Express Coyote-Corvette.
Der Klassensieg in der LMPC-Klasse ging nach Daytona erneut an Core Autosport. Die GTLM-Klasse gewann Porsche mit der #912 von Bergmeister, Christensen,Long, die einen Vorsprung von 5,3s vor der SRT-Viper ins Ziel retten konnten. BMW haderte zwar noch etwas mit dem Topspeed des überarbeiteten Z4 GTE, konnte die Defizite auf die Konkurrenten an dem Wochenende jedoch minimieren und zumindest mit 5 weiteren Sekunden Rückstand auf den Porsche mit dem Podium einen Etappenerfolg einfahren. Die GTD-Klasse gewinnen Marco Seefried, Andy Lally und John Potter auf dem Magnus Racing Porsche 911 America.
Rückblickend betrachtet wiesen die 12h von Sebring Licht und Schatten auf. Ein bisheriger Pluspunkt, das grosse Feld mit am Ende 62 Startern, erwies sich dabei als zwiespältig. Denn viele Autos bedeuten auch viele Zwischenfälle und die von der neuen IMSA-Rennleitung bereitwillig ausgerufenen, umständlich gehandhabten Gelbphasen mit mindestens 30 Minuten Dauer, sorgten nicht nur für unnötig lange Unterbrechungen – schätzungsweise 2 Fünftel des Rennens fanden aufgrund von 11 Cautions unter Gelb statt – sondern warfen auch alle Strategieerwägungen der Teams über den Haufen. Im Endeffekt war aus dem aussichtsreich spannenden Kampf zwischen dem Extreme Speed Motorsports HPD und dem Ganassi-Ford nach dem letzten Restart die Luft raus, als der LMP2 im Verkehr stecken blieb während der Ganassi-Prototyp vorne wegziehen konnte. Zudem war die Gelbphase aus Sicht vieler Fans unnötig gewesen – es galt lediglich einen gestrandeten DP aus einer Auslaufzone zu entfernen, was mit einer „Local Yellow“ ebenfalls hätte erledigt werden können. Hier muss sich die neue Rennleitung dringend mal Gedanken machen inwieweit man das umständliche Caution Prozedere straffen kann oder sich entsprechende Alternativen überlegen, so wie der ACO es nun vorgemacht hat .
Auch sonst agierte die neue Rennleitung nicht immer glücklich. So bekam die Alex Job Mannschaft für den weissen Porsche #22 einen vehement eingeforderten Penalty-Stop für einen angeblichen Rammstoss gegen den #49 GTD-Ferrari verliehen – noch bevor der Videobeweis des Vorfalls gecheckt wurde. Der ergab im Nachhinein das nicht die Crew um Pilot Phillip Frommenwiler sondern der spätere Sieger der GTLM-Klasse, der Porsche GTE mit der #912, der Übertäter war (Foto). Alex Job Racing bekam zwar die Standzeit in der Penalty-Box gutgeschrieben, die An und Abfahrt durch die Boxengasse unter grün sorgten jedoch dafür das das am Ende 4.plazierte Team chancenlos beim Kampf um das Podium blieb. Das der Werks-Porsche nach dem Videobeweis unbestraft blieb erhöhte den schalen Beigeschmack der Aktion für Alex Job zusätzlich.
Auffällig war, das gefühlt viele der Zwischenfälle die LMPC betrafen. Gleich 2 Kollisionen nach Drehern, die 4 Totalschäden bei den Oreca FLM-Chassis verursachten, und zahlreiche Dreher lichteten die Anzahl der Siegkandidaten deutlich. Die LMPC sind seit diesem Jahr auf härteren, weniger Grip bietenden Reifen unterwegs, um als BoP-Massnahme die Autos mit genügend Abstand zu den sonst annähernd gleich schnellen LMP2 und DP einzubremsen. Das macht die Autos sehr diffizil zu beherrschen für die anvisierte Kundschaft der kosteneffizienten Prototypen: Privatpiloten mit Drang zu etwas schnelleren Rennwagen. Angesichts verkehrsintensiver Felder ist dies eine fragwürdige Massnahme, denn so werden Dreher und folgende Unfälle geradezu herauf beschworen.
Dennoch bot diese Klasse am Ende ein spannendes Duell zwischen den beiden Top-Teams von Core Autosport und RSR Racing, das das Daytona-Siegertrio John Bennett, James Gue und Colin Brown mit 2,4s Vorsprung nach 12h Renndauer erneut für sich entscheiden konnte. Dritte wurde das Starworks-Motorsport-Quartett Cheng/Bird/Fuentes/van der Zande mit dem Auto von Mirco Schultis, der das Rennen aus familliären Gründen auslassen musste.